Fed-Entscheid: US-Notenbank agiert wie erwartet - für Zuversicht sorgt das an den Märkten nicht wirklich

onvista · Uhr
Quelle: MDart10/Shutterstock.com

Die US-Notenbank Federal Reserve setzt ihre Zinswende fort und hebt ihren Leitzins wie erwartet deutlich an. Der Zins steigt um 0,5 Prozentpunkte und liegt jetzt in einer Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent, wie die Fed am Mittwoch in Washington bekanntgab.

Analysten hatten eine Straffung in diesem Ausmaß überwiegend erwartet. Der US-Dollar gab in einer ersten Reaktion leicht nach. Hintergrund des Schritts ist die hohe Inflation, die gegenwärtig so ausgeprägt ist wie seit gut 40 Jahren nicht mehr. Bereits im März hatte die Notenbank die Zinswende mit einer ersten Zinsanhebung in der Corona-Pandemie eingeleitet.

Darüber hinaus will die Fed ihre durch Krisenmaßnahmen aufgeblähte Bilanz abschmelzen. Einen entsprechenden Plan gab die Zentralbank bekannt. Demnach soll ein Teil auslaufender Wertpapiere im Besitz der Fed nicht mehr in neue Anleihen investiert werden. Beginnen soll der Abbau bereits im Juni und schrittweise steigen.

Die Bilanzsumme der Fed beläuft sich gegenwärtig auf fast neun Billionen Dollar. Die ist in etwa das Zehnfache der Summe, die vor der Finanz- und Wirtschaftskrise üblich gewesen ist. Seither hat sich die Bilanz durch Krisenkäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren Zug um Zug ausgeweitet.

Die ursprüngliche Geldpolitik der Fed ist durch die Wertpapierkäufe stark in Mitleidenschaft gezogen worden und hat sich in ihrem Wesen verändert. Kleine Offenmarktgeschäfte zur Steuerung des Leitzinses sind im Grunde nicht mehr möglich. Eine Verringerung der Bilanzsumme kommt einer geldpolitischen Straffung gleich.

Die US-Märkte haben moderat auf die Entscheidung der Notenbank reagiert. Während Dow und S&P 500 leicht ins Plus gingen, musste der Nasdaq ein kleines Minus verkraften. Zu einer Erholungsbewegung ist es trotz des erwarteten Ergebnisses nicht gekommen. Die Anleger bleiben ob der manigfaltigen Risiken und geopolitischen Unsicherheiten in einer defensiven Haltung. Es werden in diesem Jahr noch mehrere Zinsschritte erwartet. Die Prognose für den US-Leitzins bis Jahresende liegt bei 2,5 Prozent und höher.

Notenbankchef Jerome Powell hatte Ende April erklärt, das Ziel sei es, die Werkzeuge der Zentralbank so einzusetzen, dass sich Angebot und Nachfrage wieder anpassten und die Inflation zurückgehe. Die Konjunktur solle sich in einer Weise abkühlen, die nicht einer "Rezession" entspreche. Der Balanceakt werde nicht einfach sein, sagte er. "Es wird eine große Herausforderung sein. Wir werden unser Allerbestes geben, um das zu erreichen", versprach Powell.

Erhöhungen des Leitzinses verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum. Für die Notenbank ist es daher ein gefährlicher Balanceakt: Sie will die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird - ohne dabei gleichzeitig Konjunktur und Arbeitsmarkt abzuwürgen. Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die US-Wirtschaft wieder, die Arbeitslosenquote war zuletzt auf niedrige 3,6 Prozent gefallen.

onvista Premium-Artikel

Chartzeit Wochenausgabe 13.07.2025
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt13. Juli · onvista
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt
Kolumne von Stefan Riße
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!12. Juli · Acatis
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!

Das könnte dich auch interessieren

Dax Tagesrückblick 15.07.2025
Dax bleibt unter Druck - Kontron legt dank Großauftrag zu15. Juli · onvista
Dax bleibt unter Druck - Kontron legt dank Großauftrag zu
Dax Chartanalyse 15.07.2025
Dax erholt sich vor den US-Inflationsdaten - Ausgang offen15. Juli · onvista
Chartanalyse
Dax Vorbörse 15.07.2025
Dax legt leicht zu nach Rücksetzer vom Rekordhoch15. Juli · onvista
Dax legt leicht zu nach Rücksetzer vom Rekordhoch