Der deutsche Aktienmarkt hat am letzten Handelstag der Woche die Kursverluste ausgeweitet. Vom Rückenwind der US-Notenbank Fed, der am Vortag den Dax zeitweise noch über 14.300 Punkte steigen ließ, ist nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Die Aussicht auf kräftig anziehende Zinsen bei gleichzeitig ungewissen konjunkturellen Aussichten hat die Börsen unverändert im Griff. Für den Dax ging es in der ersten Handelsstunde um 1,08 Prozent bergab auf 13.753 Punkte. Für die erste Maiwoche zeichnet sich damit ein Minus von 2,4 Prozent ab. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gab zuletzt um 1,05 Prozent auf 29 067 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 1,4 Prozent.
Der Markt preist die Aussichten neu ein
Mit etwas Abstand bewerteten die Anleger die Zinsentscheidung der Fed jetzt anders als im unmittelbaren Nachgang, sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Börsianer trauten der Fed im Moment eher nicht zu, die Inflation zu bekämpfen und gleichzeitig die Wirtschaft vor einem heftigen Absturz zu bewahren. "Und für die Börsianer gilt als ausgemacht, dass die Fed der Inflations-Bekämpfung Vorrang einräumt." So stieg denn auch am Vortag die Rendite auf zehnjährige US-Staatspapiere auf über drei Prozent, was wiederum an der Technologiebörse Nasdaq einen erneuten Ausverkauf auslöste.
Adidas steuern auf Mehrjahrestief zu
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt sieht es am Freitag schlecht aus für die Papiere von Adidas , die nach einer Senkung der Prognose um 6,4 Prozent abrutschten und damit wieder auf ihr im März erreichtes Zweijahrestief zusteuern. Die Corona-Lockdowns in China machen dem Sportartikelhersteller zu schaffen. Auch die Aktien von Puma präsentierten sich am Morgen schwach mit minus 2,7 Prozent.
RTL Group unter Druck - UBS: Anzeigengeschäft unter Erwartung
Die Aktien der RTL Group sind am Freitag nach dem Quartalsbericht des Medienkonzerns unter Druck geraten. Sie verloren im frühen Handel 2,6 Prozent auf 42,78 Euro und fielen auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021. Im Anzeigengeschäft habe RTL schwächer abgeschnitten als erwartet, schrieb Analyst Richard Eary von UBS in einer ersten Reaktion. Die Werbeerlöse im deutschen TV-Geschäft lägen im März und April unter den Erwartungen des Unternehmens. Auch sei der Umsatz im ersten Quartal hinter der Konsensschätzung zurückgeblieben.
SAF-Holland mit mehr Zuversicht
Über Kursgewinne von fast zehn Prozent freuten sich dagegen die Anleger von SAF-Holland . Der Nutzfahrzeugzulieferer setzte sich nach einem Umsatzsprung im Auftaktquartal noch höhere Ziele für 2022. Allerdings hatten sie zuvor im laufenden Börsenjahr 45 Prozent eingebüßt. Der Umsatz liege im ersten Quartal um fast 17 Prozent über der Markterwartung, sagte ein Händler. Mit dem bereinigten operativen Gewinn (Ebit) habe der Nutzfahrzeugzulieferer die Konsensschätzung sogar um fast 24 Prozent überboten. In der Folge habe sich das Unternehmen nun auch für das Gesamtjahr optimistischer gezeigt.
Krones gefragt
Krones sprangen um sieben Prozent nach oben. Der Hersteller von Getränkeabfüllanlagen hält es dank einer starken Auftragslage nun für möglich, den oberen Bereich des für 2022 angestrebten Umsatzwachstums zu erreichen. "Das erste Quartal war querbeet stark", lautete das erste Fazit des Analysten Sven Weier von UBS. Der Auftragseingang liege um gut 40 Prozent über seiner Annahme. Es habe zudem den Anschein, als sei das erste Quartal kein einmaliger positiver Ausreißer, das Unternehmen erachte die Marktentwicklung vielmehr als nachhaltig.
Jungheinrich mit stabilen Geschäften
Einen Zuwachs von 1,3 Prozent verbuchten die Titel von Jungheinrich , der seine Jahresziele ebenfalls bestätigte. Die Nachfrage nach Staplern sei auch im ersten Quartal auf hohem Niveau stabil gewesen, sagte ein Händler. Das spreche für steigende Verkaufspreise.
Gea Group fallen trotz starker Auftragslage
Trotz laut Analysten solider Quartalszahlen von Gea haben sich die Aktien am Freitagmorgen dem schwachen Gesamtmarkt nicht entziehen können. Sie verloren 2,5 Prozent auf 35,58 Euro und gaben deutlich stärker nach als der europäische Sektor der Kapitalgüterhersteller mit minus 1,2 Prozent. Der Anlagenbauer habe beim Auftragseingang kräftig zugelegt und die Markterwartung um neun Prozent überboten, schrieb Analyst Rizk Maidi von Jefferies. Der Experte wies darauf hin, dass die Details zum Jahresausblick eine mögliche Kosteninflation und Einsparungen bei der Beschaffung nicht erwähnten.
Amadeus IT geben im frühen Handel nach
Aktien von Amadeus IT haben am Freitag im frühen Handel Verluste verzeichnet. Sie folgten damit dem Technologiesektor, der unter den schwachen US-Vorgaben litt. Zuletzt verlor der Wert 2,3 Prozent. Damit liegt die Aktie aber immer noch rund 20 Prozent über dem Jahrestief. Analystin Daria Fomina von Goldman Sachs bezeichnete die Zahlen zum ersten Quartal als besser als erwartet. Sowohl Umsatz als auch operativer Gewinn des Anbieters von Buchungssystemen hätten über den Konsensschätzungen gelegen.