Kryptowährungen

Krypto-Markt: Bitcoin fällt bis an langfristige Unterstützung zurück und Terra-Luna-Stablecoin verliert Bindung zum US-Dollar - so ist die Lage

onvista · Uhr
Quelle: Sittipong Phokawattana/Shutterstock.com

Die Turbulenzen am Krypto-Markt werden zunehmend wilder. In einer weiteren herben Korrekturbewegung ist der Bitcoin-Kurs heute kurzzeitig unter die Marke von 30.000 Dollar gerutscht. Im Zuge der Erholung am Gesamtmarkt konnte jedoch auch die Kryptowährung deutlich von der charttechnischen Unterstützungszone im Bereich zwischen 30-28.000 Dollar abprallen und wieder an Boden gut machen. Derzeit notiert der Kurs bei 31.500 Dollar.

BTCUSD_2022-05-10_12-13-09.png
BTCUSD_2022-05-10_12-13-09.png · Quelle: tradingview

Damit hat der Abwärtsdruck seit Jahresbeginn den Bitcoin-Kurs jedoch bis an das langfristige Unterstützungslevel aus Anfang 2021 gedrückt. Eine erste charttechnische Bestätigung konnte mit dem deutlichen Aufsetzer gemacht werden. Nun rückt dieser Bereich jedoch in den Fokus. Sollte der Kurs diese Unterstützung erneut anlaufen und nicht bestätigen können, rückt zunächst die Marke von 28.000 Dollar ins Visier und danach der langfristige 200-Wochen-Trend, der in der Vergangenheit ein zuverlässiges Signal für einen Boden in einem Bitcoin-Bärenmarkt war. Der Indikator verläuft derzeit bei einem Niveau von etwa 22.000 Dollar.

Terra Luna Stablecoin schockt den Markt

Weitere Sorgen am Krypto-Markt hat es durch das Terra-Luna-Projekt gegeben, einer Blockchain-Infrastruktur, die als einer der größten Konkurrenten für Ethereum gilt und die einen eigenen US-Dollar-Stablecoin entworfen hat, der durch Bitcoin-Reserven und den nativen Token „Luna“ gedeckt ist.

Der Token ist im Zuge der breiten Marktkorrektur in den letzten 7 Tagen um 64 Prozent eingebrochen und ist damit auch aus den Top 10 der größten Krypto-Projekte nach Marktkapitalisierung geflogen. Der Stablecoin UST hat in diesem Zuge seine Bindung an den US-Dollar verloren und ist zeitweise auf einen Preis von nur noch 66 Cent gerutscht.

Die hinter dem Projekt stehende Terra Luna Foundation hat Maßnahmen eingeleitet, um die Bindung wiederherzustellen. Dazu wurden einige der Bitcoin-Bestände im Wert von mehreren Milliarden Dollar, die das Projekt in den letzten Wochen aufgekauft hatte, um eine zusätzliche Deckung für den Stablecoin zu erzeugen, am Markt verkauft. Die Maßnahmen haben bewirkt, dass der Preis von UST in Richtung 0,90 Dollar zurückgekehrt ist, seine Bindung an den Dollar hat der Stablecoin jedoch bisher nicht vollständig wiedererlangt.

UST.PNG
UST.PNG · Quelle: coingecko

Wie funktioniert UST?

UST ist ein sogenannter algorithmischer Stablecoin. Er funktioniert im Wechselspiel mit dem Luna-Token, indem mit Hilfe von Mint- und Burn-Mechanismen ein Preis von 1 US-Dollar aufrechterhalten soll. In der Theorie soll so gewährleistet werden, dass Händler jederzeit UST im Wert von 1 Dollar gegen LUNA im Wert von 1 Dollar tauschen können, der einen variablen Preis hat und als eine Art Stoßdämpfer für die UST-Preisvolatilität dienen soll. Beim Tausch von Luna in UST wird der Luna-Token „verbrannt“ und andersherum wiederhergestellt.

In der Praxis funktioniert das offensichtlich nicht immer, wie nun gesehen. Der herbe Abverkauf an den Gesamtmärkten hat zu einem Ungleichgewicht im Verhältnis zwischen Luna und UST geführt. Das konnte für deutliche Arbitrage-Handel ausgenutzt werden, die zu der Entkopplung des Stablecoins zum US-Dollar-Preis geführt haben. Da es zeitweise weniger Luna als UST gab, konnten die UST am Primär-Markt von Terra Luna nicht mehr eins zu eins im Dollar-Wert umgetauscht werden.

Wie sollten Anleger mit der Situation umgehen?

Die Turbulenzen im breiteren Krypto-Markt rühren von der übergeordneten Unsicherheit an den Finanzmärkten. In den letzten Monaten und Wochen ist viel Kapital aus Altcoins geflossen, da seit der Ankündigung der Zinswende durch die US-Notenbank und im weiteren Verlauf durch den Ausbruch des Ukraine-Krieges die Risikobereitschaft an den Märkten extrem zurückgegangen ist. Risk-On-Assets werden daher vermehrt aus den Depots geworfen.

Die Probleme bei Terra Luna sind ein Symptom des breiten Abverkaufs am Markt und zudem ein Beispiel dafür, dass die meisten Krypto-Projekte noch in einem frühen Stadium mit einer Menge Spielraum für Fehler stecken. Ein Investment in den Altcoin-Markt ist immer mit erheblichen Risiken verbunden, wie an diesem jüngsten Beispiel deutlich zu sehen.

Bitcoin selbst hängt ebenfalls weiter sehr eng an der Entwicklung des übergeordneten Finanzmarktes, jedoch hat sich die Marke von 30.000 Dollar vorerst als wesentliche Unterstützungszone gezeigt. Der Fahrplan des Marktes für die nächsten Monate ist vorprogrammiert. Die weiteren Zinsschritte, die Inflationsentwicklung, sowie die geopolitischen Entwicklungen werden den Ton angeben. Da das Risiko einer weltweiten Rezession groß ist, besteht noch Abwärtspotenzial für die Aktienmärkte und aufgrund der Korrelation damit auch für den Krypto-Sektor.

Weitere Kurs-Ausflüge in Richtung der 30.000 Dollar Marke sind wahrscheinlich – sollten diese sich erneut als Bestätigung der Unterstützungszone erweisen, könnte eine Bodenbildung in den nächsten Monaten folgen. Andernfalls bleibt der 200-Wochen-Trend bei etwa 22.000 Dollar das nächste Ziel für einen langfristigen Einstiegspunkt.

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel