Alibaba, Tencent & Co: Ist jetzt der Knoten bei chinesischen Aktien geplatzt oder gibt es wieder enttäuschte Gesichter?

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Tage wie diese gab es in den vergangenen Monaten häufiger bei chinesischen Aktien. In der Hoffnung, dass die Regulierungswut der Behörden im Reich der Mitte nachlässt, legten die Aktien kräftige Tagesgewinne hin. Teilweise sprangen einzelne Papiere zweistellig in die Höhe. Nachhaltig war diese Entwicklung bislang allerdings nicht. Die Hoffnungen der Anleger wurden immer wieder enttäuscht und nach kurzer Zeit lagen die Positionen im Minus. Nehmen wir Alibaba als Beispiel: Heute verzeichnet die Akte ein Plus von mehr 6 %. Führen sich Anleger allerdings vor Augen, dass die Aktie Anfang November bei fast 270 Dollar stand und heute gerade einmal über 90 Dollar springt, dann ist die Entwicklung nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Trotzdem sind Anleger und viele Anleger davon überzeugt, dass chinesische Aktie die Kurve bekommen. Ist heute der Startschuss endlich gefallen?

JPMorgan ist bullish

Geht es nach der amerikanischen Investmentbank, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen in die bekannten chinesischen Aktien zu investieren. Bereits Montag hat die Bank ihre bullishe Positionierung seinen Kunden mitgeteilt. 

Wir sind der Meinung, dass die wichtigsten Risiken für den Sektor abgenommen haben, insbesondere in Bezug auf das regulatorische Risiko, das ADR-Delisting-Risiko und das geopolitische Risiko

Analysten von JPMorgan in einer Kundenmitteilung laut CNBC

Digitale Unterhaltung, lokale Dienstleistungen und E-Commerce-Aktien werden nach Ansicht der Bank „die ersten Outperformer“ sein. Daher geht es unter anderen für Tencent, Alibaba, Maituan, NetEase und Pimduoduo doppelt in die Höhe. Die Experten heben die Aktien aus dem Reich der Mitte von "underweight" auf "overweight"

JD.com liefert doppelt!

Die Papiere von JD.com wurden zwar nicht hochgestuft, trotzdem zieht der Kurs um fast 9 Prozent an. Der chinesische Konzern hat die Umsatz- und Gewinnerwartungen der Experten im abgelaufenen Quartal übertroffen. JD.com verzeichnete angesichts neuer Sperrungen im Zusammenhang mit Covid eine erhöhte Nachfrage. Die Hoffnungen auf gelockerte regulatorische Beschränkungen für Technologieunternehmen tut ihr übriges dazu.

Ist jetzt wirklich der Knoten geplatzt?

Ob die chinesische Regierung die großen Konzerne des Landes wirklich wieder ein Stück von der Kandare lässt, dass kann aktuell weder bestätigt werden noch verneint. Fest steht nur das die Hoffnung, dass dem so ist, wieder aktuell ist und das sich an dieser Hoffnung schon mancher Experte die Finger verbrannt hat.

Charlie Munger: Ein Schritt vor und ein teurer Schritt zurück

Wie aus den SEC-Fillings hervorgegangen ist, hatte Charlie Munger, langjähriger Weggefährte von Warren Buffett und Vice-Chairmen von Berkshire Hathaway, über sein Unternehmen Daily Journal Corporation im 4. Quartal 2021 seine Position in Alibaba auf etwas mehr als 600.000 Aktien aufgestockt. Ende des 1. Quartal hatte er dann seinen Position wieder auf rund 300.000 Stück halbiert. In diesen zwei Quartalen hat die Aktie rund 30 Prozent nachgegeben. Eine gute Entscheidung von Munger, denn mittlerweile ist das Minus seit dem 1. Oktober 2021 auf rund 40 Prozent angewachsen.

Er ist aber nur ein Beispiel. Schon einige Experten haben keine gute Erfahrung mit Aktien aus dem Reich der Mitte gemacht. Ich habe auch Ende August die Trendwende bei Alibaba vermutet und die Aktie in mein Musterdepot gekauft. Ergebnis: Nach gut zwei Monaten ist sie mit einem Minus von etwas mehr als 15 Prozent wieder rausgeflogen.  

Die Zeit heilt alle Wunden

Das gilt wohl nur für Anleger, die in diesem Jahr ihr Glück mit Aktien aus dem Reich der Mitte versucht haben oder noch versuchen. Wer viel früher in die Aktie eingestiegen ist, der könnte sogar auf einem Minus von 70 Prozent sitzen und hier dürfte noch nicht geklärt sein, ob die Zeit wirklich diesen Wunde wieder heilt.  

Chinesische Aktien sind unserer Meinung nach weiterhin sehr riskante Investitionen. Der Ausschluss von den S-Börsen ist noch nicht vom Tisch, im Handelsstreit, um den es zwar sehr sehr ruhig geworden ist, haben sich beide Seiten in der Amtszeit von Joe Biden nicht einemal einen klitzekleinen Schritt angenähert und die 0 Covid Strategie in China kann jederzeit wieder zur Schließung ganzer Städte führen. Die Aktien können daher jederzeit den nächsten Rückschlag erleiden. 

Daher würden ich aktuell der erneut aufkeimenden Hoffnung nicht hinterherspringen. Ich würden zum Beispiel bei Alibaba warten, bis sich im Chart ein anderes Bild ergibt.

Seit Oktober 2020 konnte der Kurs kein vorheriges Top mehr überwinden. Diese liegen immer tiefer als das vorherige Hoch und die Tiefpunkte im Kurs liegen immer niedriger. Erst, wenn ein vorhergegangenes Top überwunden wird, würden ich wieder genauer auf die Aktie von Alibaba schauen. Bei den anderen Werte würde ich ähnlich verfahren und eine längere Bodenbildung oder leichten Anstieg abwarten. 

Wer jetzt trotzdem in die Papiere einsteigen möchte, der sollte sich vornehmen sie mindestens 2 Jahre oder länger zu halten und zwischendurch nicht die Nerven verlieren, wenn der Handelsstreit wieder aufflammt oder andere düster Wolken über Aktien aus dem Reich der Mitte auftauchen. 

Eine Ausnahme von dieser Vorgehensweise gibt es für mich allerdings. BYD ist eine chinesische Aktie, die Anleger bei größeren Rücksetzern immer kaufen können. Sie ist auch im Musterdepot von Mahlzeit. Da haben wir heute ebenfalls über chinesische Aktien gesprochen. Zudem gibt es einen neuen Wert im Musterdepot und wir haben die Frage geklärt, wer vom hohen Weizenpreis profitiert. Schauen Sie einfach mal in die neuen Folge rein.

onvista Mahlzeit: Dax klar über 14.000 - Warren Buffett kauft zwei neue Finanz-Titel und ist bei China-Aktien der Startschuss endlich gefallen?

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