Lilium: Ex-Airbus-Manager wird neuer Vorstand und soll die Serienproduktion des Flugtaxi-Startups voranbringen - bieten sich jetzt Chancen bei der Aktie?

Das deutsche Flugtaxi-Startup Lilium hat es in seiner bisherigen Börsengeschichte wahrlich nicht einfach gehabt. In den Handel gestartet genau im Zuge der Zinswende der US-Notenbank, die zum Jahreswechsel einen herben Abverkauf an den weltweiten Märkten verursacht hat, kam zuletzt noch die Meldung hinzu, dass sich der Marktstart des ersten Flugtaxis von 2024 auf 2025 verschieben soll. Entsprechend ist der Aktienkurs des Unternehmens seit seinem Debüt im September 2021 um mehr als Dreiviertel in den Keller gerutscht.
Nun ergreift der Konzern Maßnahmen, um den Launch des ersten Produkts doch so zügig wie möglich zu erreichen. Dazu wurde nun der ehemalige Airbus-Manager Klaus Roewe als neuer Vorstandschef mit ins Boot geholt. Roewe soll seinen Posten im August antreten, wie Lilium am Mittwoch mitteilte. Er solle die Zertifizierung und den Einstieg in die Serienproduktion verantworten. Beim Konkurrenten Volocopter steht ab September der frühere Airbus-Rüstungschef Dirk Hoke an der Firmenspitze.
Der Unternehmensgründer und gegenwärtige Vorstandschef Daniel Wiegand hatte Ende März mitgeteilt, dass die senkrecht startenden und landenden Elektro-Flieger nicht 2024, sondern erst 2025 auf den Markt kommen können. Der Lilium-Verwaltungsratschef und frühere Airbus-Chef Tom Enders sagte: "Klaus Roewe hat operative Erfahrung wie kaum ein Zweiter in unserer Industrie." Er habe den A320 und A320neo zum erfolgreichsten großen Verkehrsflugzeugprogramm gemacht. Wiegand soll als Chefingenieur für Innovation und Zukunftsprogramme sowie als Mitglied im Verwaltungsrat im Unternehmen bleiben.
Mit mehr als 750 Mitarbeitern arbeitet das 2015 gegründete Unternehmen an der Entwicklung eines vollelektrischen, senkrecht startenden und landenden Jets. Im vergangenen Jahr ging Lilium durch die Hintertür mittels einer SPAC-Fusion an die Börse und ist an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Die Firma liefert sich unter anderen mit Volocopter, Joby Aviation aber auch Airbus ein Wettrennen, wer das erste Flugtaxi auf den Markt bringt. Bisher sind solche Verkehrsmittel nicht zugelassen.
Chancen für risikofreudige Anleger
Investments in Vorreiter einer neuen Branche sind immer mit erheblichen Risiken verbunden. Lilium fällt genau in diese Kategorie, da das Unternehmen gemeinsam mit den genannten Konkurrenten im Wettrennen darum liegt, eine ganz neue Verkehrssparte aufzubauen, die reichlich Potenzial, jedoch auch eine Menge Ungewissheit mit sich bringt.
Was die technische Seite anbelangt, scheint Lilium mit seinem ersten Flugtaxi-Modell bereits ein funktionsfähiges und für den Verkehr einsatzbereites Gefährt entworfen zu haben. Das ergibt sich zumindest anhand der Testflugaufnahmen und den Aussagen einiger Investoren und Analysten. Hürden bleiben auf der regulatorischen Seite bestehen, sowie darin, Flugtaxis auch als wirtschaftlich rentables Produkt und Verkehrsnetzwerk aufzuziehen.
Lilium bietet sich als Investmentvehikel für Anleger an, die bereit sind die hohen Risiken in Kauf zu nehmen und einen langen Zeithorizont mitbringen. Der breite Abverkauf der letzten Monate am Markt hat die Risikoprämie allerdings deutlich zugunsten des Projektes verschoben, sollte das Modell ein Erfolg werden.
onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters