Neuer DWS-Chef soll trotz Greenwashing-Vorwürfen Vertrauen schaffen

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Frankfurt (Reuters) - "Energie und frische Ideen" - das verspricht sich Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke vom neuen Chef der mit Betrugsvorwürfen konfrontierten Fondstochter DWS.

Die Hoffnungen ruhen auf Stefan Hoops, bisher Leiter der Unternehmensbank bei der Deutschen Bank, der den Chefposten bei der DWS am Donnerstag mit Abschluss der Hauptversammlung übernahm. In einer Videobotschaft an die Aktionäre machte der 42-Jährige klar: Priorität habe nun, "das Vertrauen in die DWS-Plattform wieder herzustellen."

Das ist gestört, seit die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Greenwashing - dem Etikettenschwindel bei der Vermarktung von nachhaltigen Anlageprodukten - die Firmenzentralen von DWS und Deutsche Bank durchsucht hat. Nach dem Führungswechsel bei der Fondstochter will die Deutsche Bank nach vorne schauen. Ziel sei es, die internen Untersuchungen so schnell wie möglich abzuschließen und damit die Angelegenheit hinter sich zu lassen, sagte von Moltke auf einer Investorenveranstaltung in Rom.

Auf der virtuellen Hauptversammlung der DWS stellten mehrere Aktionäre Fragen zu den Konsequenzen der Greenwashing-Vorwürfe und der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Aufsichtsratschef Karl von Rohr antwortete, die Vorwürfe ließen sich "nicht plausibilisieren". Er sehe nach einer externen Untersuchung "keinen Anlass für eine weitere Prüfung durch den Aufsichtsrat." Er kündigte klare Konsequenzen an, falls die Ermittlungen der Behörden Fehlverhalten ergeben würden.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt sieht dagegen "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte, dass entgegen den Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind." ESG-Anlagen (ESG: Environment, Social, Governance) sind einer der Mega-Trends der Finanzbranche, den sich vor allem auch die DWS auf die Fahnen geschrieben hat. Auch die US-Börsenaufsicht und das US-Justizministerium ermitteln gegen Deutschlands größten Vermögensverwalter. Der Aktienkurs brach seit dem Bekanntwerden der Ermittlungen um über 20 Prozent ein.

DRITTGRÖßTER AKTIONÄR VERWEIGERT ENTLASTUNG

Das DWS-Management wurde auf der Hauptversammlung mit gut 81 Prozent der Aktionärsstimmen entlastet. Gegen die Entlastung stimmte der drittgrößte Anteilseigner Union Investment. Ein Insider nannte als Grund den Umgang des Vermögensverwalters mit den Greenwashing-Vorwürfen. Union Investment hält 1,16 Prozent der Anteile der DWS Group, die zu knapp 80 Prozent der Deutschen Bank gehört.

Der bisherige Chef der Deutschen-Bank-Fondstochter, Asoka Wöhrmann, wies die Anschuldigungen bei seinem letzten Auftritt als DWS-Chef als unbegründet und unhaltbar zurück. Er hatte seinen Rücktritt unmittelbar nach den Razzien bei der DWS und bei der Deutschen Bank Ende Mai für den Tag der Hauptversammlung angekündigt.

Die Greenwashing-Anschuldigungen waren erstmals im vergangenen Jahr aufgekommen. Die frühere Leiterin des Unternehmensbereichs Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, hatte dem Unternehmen vorgeworfen, es sei zu lax mit den Kriterien für ESG-Investments umgegangen. Die Managerin, die die DWS nach nur wenigen Monaten im Job verließ, hatte sich 2021 als "Whistleblower" zunächst der US-Börsenaufsicht SEC und dem FBI offenbart.

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