Markt-Update: Börsen bleiben eine Achterbahn - Zalando mit erheblichen Verlusten, Düngemittelbranche weiter unter Druck, trübe Stimmung im Banken-Sektor

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Der Dax ist am Freitag nach einem freundlichen Start schwankend in den weiteren Handelsverlauf gegangen. Trotz positiver Vorgaben von den US-Börsen und auch aus Asien "tut sich der Deutsche Aktienindex schwer", wie Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets konstatiert. Die 13.000 Punkte-Marke erweise sich als hohe Hürde, womit die Wahrscheinlichkeit steige, dass er unter dieser psychologischen Barriere ins Wochenende geht.

Börse bleibt eine Achterbahn

Die zu Ende gehende Woche hatte für die Börsen stark begonnen. Doch nach einer zunächst deutlichen Erholung hatten sich dann auch im Dax die Gewinne rasch wieder pulverisiert. Am Donnerstag sackte der Leitindex schließlich auf ein neues Tief seit Anfang März. "Die Börse ist im Moment eine Achterbahn", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners die Nervosität unter den Anlegern. Er hofft allerdings auf eine baldige Bodenbildung, da angesichts der Verluste zunehmend mehr Anleger die Segel streichen. Damit wechseln immer mehr Aktien "von zittrigen in starke Hände", was für ein vorläufiges Ende der Baisse spricht.

Zalando muss erhebliche Verluste verkraften

Unter den Einzelwerten stachen im Dax die Papiere des Online-Modehändlers Zalando negativ heraus, mit einem Verlust von knapp 16 Prozent. Zalando befürchtet wegen der zuletzt stark eingetrübten Wirtschaftsperspektiven eine längere Nachfrageflaute. Daher wurden am Vorabend die Jahresziele zusammengestrichen und für 2022 wird bestenfalls mit einem kleinen Umsatzwachstum gerechnet. Einige Analysten reagierten prompt mit Kurszielsenkungen. Anleger von anderen einstigen Gewinnern der Corona-Pandemie stießen ihrerseits Aktien ab. Entsprechend büßten im Gefolge von Zalando auch Delivery Hero , Hellofresh oder About You kräftig ein. Letztere fielen zudem auf ein neues Rekordtief.

Banken-Sektor mit weiteren Verlusten

Für Bankenwerte ging es ebenfalls weiter abwärts - trotz bereits prozentual zweistelliger Verluste am Vortag. Die Papiere der Deutschen Bank büßten 0,9 Prozent ein und die der Commerzbank 2,7 Prozent. Anleger umtreibt die Sorge, dass Unternehmen und auch Konsumenten im Fall einer Rezession zunehmend Schwierigkeiten bekommen, Kredite zurückzuzahlen.

Düngemittelbranche steht weiter unter Druck

Die Aktien von K+S haben am Freitag die Verluste der vergangenen zwei Monate noch ausgeweitet. Mit einem Abschlag von 3,5 Prozent auf gut 22 Euro lagen sie am Ende des MDax der mittelgroßen Börsentitel. Die Papiere haben mittlerweile einen Großteil der Frühjahrs-Rally wieder abgegeben. Vom Jahreshoch bei 36,45 Euro beträgt der Verlust fast 40 Prozent.

Die Aktien des norwegischen Düngemittelherstellers Yara büßten derweil 3,2 Prozent ein und die der niederländischen OCI 2,6 Prozent. Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan schrieb die jüngsten Verluste Gewinnmitnahmen zu und anhaltenden Bedenken, dass die hohen Düngemittelpreise nicht zu halten sein könnten. Er machte allerdings angesichts der deutlich niedrigeren Bewertung vor allem bei K+S und OCI Aufwärtspotenzial aus.

Deutsche Post von Fedex-Zahlen mitgezogen

Die Aktien der Deutschen Post dagegen stiegen um 0,8 Prozent und profitierten vom Geschäftsbericht des US-Konkurrenten Fedex . Dieser erzielte im jüngsten Geschäftsquartal deutlich mehr Umsatz und auch der Betriebsgewinn stieg. Fedex und Wettbewerber wie UPS und DHL profitierten in der Pandemie stark vom Bestell-Boom im Internet.

UCB dämmen Kursverluste ein - Profitabilitäsziel gesenkt

Nach Senkung des Profitabilitätsziels für das Gesamtjahr sind die Papiere von UCB am Freitag um bis zu 8,5 Prozent eingeknickt. Die Aktien des Biopharmaunternehmens fanden erst knapp über dem Zwischentief vom Mai 2021 wieder Käufer. Zuletzt lagen sie noch gut 3 Prozent im Minus.

Laut den Experten von JPMorgan kommt die Senkung nach der zunächst negativen Antwort der US-Behörden auf den Zulassungsantrag für das Schuppenpflechtemittel Bimzelx Mitte Mai zwar nicht unerwartet. Das Ausmaß sei aber recht hoch, und auch die Markterwartungen bis 2025 dürften trotz bestätigter Ziele sinken, hieß es. Den zu erwartenden Kursverlust taxierten die Experten auf etwa 5 Prozent.

Zurich gefragt dank Verkauf von Lebensversicherungsverträgen

Aktien von Zurich legen am Schweizer Aktienmarkt mit 2,1 Prozent Aufschlag überdurchschnittlich zu. Sie reagieren damit auf die Meldung, wonach sich der Schweizer Versicherungskonzern von mehreren hunderttausend Lebensversicherungsverträgen in Deutschland trennen will. Rund 720 000 Verträge der Konzerntochter Zurich Deutscher Herold werden an den Abwickler Viridium aus Neu-Isenburg übertragen.

Analyst Philip Kett von Jefferies begrüßte den Schritt. Damit werde die Kapitalintensität des Geschäfts und die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt verringert. Allerdings wäre es günstiger gewesen, wenn der Konzern den Schritt schon vor dem jüngsten Anstieg der Renditen deutscher Anleihen gegangen wäre.

onvista/dpa-AFX

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