Ifo-Umfrage - Unternehmen halten sich mit neuen Stellen zurück

Berlin (Reuters) - Die Unternehmen in Deutschland werden angesichts vieler Risiken wie der hohen Inflation und Materialmangel zurückhaltender bei Neueinstellungen.
Das Beschäftigungsbarometer sank im Juni um 0,7 auf 103,3 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 9000 Managern mitteilte. "Dennoch bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Fachkräftemangel ist immer noch ein zentrales Problem für die Unternehmen."
Auch in der Industrie allein sank das Beschäftigungsbarometer leicht. Während die Elektroindustrie weiter Personal sucht, ist in der chemischen Industrie der Einstellungsprozess erst einmal gestoppt. Auch bei den Dienstleistern ist der Indikator gesunken. "Trotzdem bleibt der Bedarf nach neuen Mitarbeitern in vielen Branchen hoch", sagte Wohlrabe dazu. Im Handel sowie im Baugewerbe gibt es der Umfrage zufolge derzeit keine Pläne für Neueinstellungen.
Die deutsche Wirtschaft sieht sich derzeit einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt. Wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine sind die Energiepreise stark gestiegen. Zugleich ist offen, ob im Winter ausreichend Gas zur Verfügung steht. Das Ifo-Institut hat deshalb seine Prognose für das Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr gesenkt - und zwar von 3,1 auf 2,5 Prozent.
Die Arbeitslosenzahl in Deutschland könnte im Juni entgegen dem für die Jahreszeit üblichen Trend gestiegen sein. In Kreisen der Arbeitsverwaltung wurde dies als "sehr wahrscheinlich" bezeichnet und mit dem Wechsel der ukrainischen Geflüchteten in die Zuständigkeit der Jobcenter seit dem 1. Juni begründet. Sobald sie sich dort registrieren, gelten sie im Fall der Erwerbslosigkeit als arbeitslos. Bis Anfang voriger Woche hatten sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) bereits mehr als 200.000 ukrainische Geflüchtete im erwerbsfähigen Alter bei den Jobcentern gemeldet. Der scheidende BA-Chef Detlef Scheele stellt die Juni-Zahlen am Donnerstag vor.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)