Delivery Hero peilt im Kerngeschäft schwarze Zahlen an

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München (Reuters) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero kommt in seinem Kerngeschäft früher in die Gewinnzone als gedacht - allerdings auf Kosten eines gebremsten Wachstums.

Bereits im Mai und im Juni habe das Geschäft mit Essenslieferungen aus Restaurants an der operativen Gewinnschwelle (Ebitda) gekratzt, was Delivery Hero erst für das zweite Halbjahr versprochen hatte, teilte das Unternehmen am Freitag in Berlin mit. Trotz der Verluste des in diesem Jahr übernommenen spanischen Konkurrenten Glovo erwartet Delivery Hero, dass das Restaurant-Liefergeschäft nun im vierten Quartal mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 40 und 120 (bisher 0 bis 100) Millionen Euro auf jeden Fall in der Gewinnzone landet. Aus den roten Zahlen werde das Kerngeschäft schon im Sommer herauskommen.

An der Börse sorgte das für Begeisterung: Die zuletzt stark gebeutelte Delivery-Hero-Aktie schoss um bis zu 21 Prozent auf 49,97 Euro nach oben. Börsianer hatten sich Sorgen gemacht, dass Delivery Hero zugunsten eines schnellen Wachstums weiter Verluste anhäufe - 2021 waren es immerhin 1,1 Milliarden Euro. Nun gibt Vorstandschef Niklas Östberg der Rendite offenbar Vorrang. Der Bruttowarenwert (GMV) werde 2022 - ohne Glovo - mit 41 bis 43 (bisher 44 bis 45) Milliarden Euro niedriger ausfallen als geplant. Auch Glovo rechnet "aufgrund gemäßigter Wachstumsambitionen" mit weniger Warenumsatz und weniger Verlust. Einschließlich Glovo käme Delivery Hero 2022 pro forma auf 44,7 bis 46,9 Milliarden Bruttowarenwert.

Hohe Verluste nimmt Delivery Hero allerdings in dem Geschäft in Kauf, in dem die Kunden aus kleinen Lagern mit Lebensmitteln beliefert werden. Damit will die Firma Schnell-Lieferdiensten wie Gorillas Konkurrenz machen, die in den vergangenen Jahren aus dem Boden schossen. In der Sparte soll der geplante Verlust mit 475 Millionen Euro aber um 50 Millionen niedriger ausfallen als vorgesehen. Mit einer bereinigten Rendite (Ebitda/GMV-Marge) von minus 0,9 bis minus 1,0 (bisher minus 1,0 bis minus 1,2) - werde damit - ohne Glovo - auch der Verlust im Konzern geringer sein. Einschließlich des Zukaufs in Spanien erwartet Delivery Hero minus 1,5 bis minus 1,6 Prozent.

Schon im zweiten Quartal fielen die Wachstumsraten geringer aus als Analysten geschätzt hatten. Der Bruttowarenwert stieg - auch wegen der Lockerung der Corona-Lockdowns - um 18 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro, das waren aber 200 Millionen weniger als der von Delivery Hero ermittelte Durchschnitt der Prognosen. Die Marge verbesserte sich auf minus 1,4 (Vorjahr: minus 2,4) Prozent und war damit besser als die Analysten erwartet hatten. Östberg sagte, Delivery Hero habe beim Ausbau der Marktposition und beim Übergang zur Profitabilität auf Konzernebene seine Ziele deutlich übertroffen. "Das gibt uns eine starke Dynamik für die zweite Jahreshälfte."

Der britische Konkurrent Deliveroo hatte zuletzt einen Kundenschwund zu spüren bekommen und seine Jahresziele zusammengestrichen.[8nL8N2YZ1XC]

(Bericht von Alexander Hübner und Anneli Palmen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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