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dpa-AFX · Uhr
    Weder Skalpell noch Machete, Kommentar zur Credit Suisse von Daniel
Zulauf
Zürich (ots) - Die Credit Suisse muss sich grundlegend neu aufstellen. Was
Kritiker der risikofreudigen Schweizer Großbank schon lange fordern, ist
inzwischen Konsens. Stellvertretend für viele leidgeplagte Investoren ließ sich
der größte Credit-Suisse-Aktionär, der US-Fondsmanager Harris Associates,
vergangene Woche zum geplanten Rückbau der Investmentbank so verlauten: "Fix it
or look for other options." Die Aufforderung an das Management kommt einem
Ultimatum gleich. "Der Countdown läuft", kommentierte die "NZZ am Sonntag"
treffend.

Was inzwischen auf der öffentlichen Bühne diskutiert wird, wusste CEO Ulrich
Körner freilich schon, bevor er seinen höchst unglücklich agierenden Vorgänger
Thomas Gottstein ablöste: Die strategischen Ge­staltungsmöglichkeiten der Credit
Suisse sind auf ein Minimum geschrumpft. Das Institut kann sich keine weiteren
Milliardenverluste seiner Investmentbank mehr leisten. Der Reputationsschaden
ist längst angerichtet. Nun gilt es zu verhindern, dass das Feuer die gesunden
Teile der Bank in Mitleidenschaft zieht.

Es handelt sich um einen schwierigen Kampf, der weder wie bisher mit punktuellen
chirurgischen Eingriffen noch mit der Holzhammermethode zu gewinnen ist.
Zunehmend wird sichtbar, welchen Weg Körner wählt. Das zeigen auch die jüngsten
Personalentscheidungen. Der neue Finanzchef Dixit Joshi soll seine bei der
Deutschen Bank gesammelten Restrukturierungserfahrungen einbringen, die
insbesondere dem Schutz der Bilanz dienen sollen. Für die vormalige Chefin der
Bank of Ireland, Francesca McDonagh, hat Körner die Funktion einer
Kostenschleiferin vorgesehen. Nötig wird dies vor allem dann werden, wenn die
Credit Suisse auf der Suche nach einem Drittinvestor für das
Verbriefungsgeschäft fündig wird, das rund ein Viertel des Risikokapitals der
Investmentbank beansprucht. Das beträchtliche Gewinnpotenzial des Geschäfts
können die Schweizer aufgrund selbst verschuldeter Restriktionen bei der
Risikofähigkeit nicht mehr selbst ausschöpfen.

Die geplante Abspaltung der Verbriefungseinheit ist daher konsequent. Sie würde
Eigenkapital freisetzen und Zeit schaffen, um die Restrukturierung der übrigen
Investmentbank voranzutreiben. Das würde auch eine Verschlankung der
Konzernstrukturen erfordern. Das Ganze muss schnell und gründlich über die Bühne
gehen, um Negativeffekte auf die Erfolgsrechnung möglichst gering zu halten. Bei
der Credit Suisse werden jetzt weder Skalpell noch Machete benötigt, vielmehr
geht es um Tempo und Präzision.

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