Kutzers Zwischenruf: Wirtschaft und Inflation - Noch keine Entwarnung

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Quelle: sommart sombutwanitkul/Shutterstock.com

Neue Wirtschaftsdaten, die erfahrungsgemäß auch Einfluss auf die Börsenkurse haben, zeichnen noch kein klares Bild. Saisonale und Sondereinflüsse spielen neben den Kriegsfolgen eine Rolle. Außerdem haben sie an manchen Tagen unterschiedliche Vorzeichen. Dabei ist darauf zu achten, was für Deutschland, was für die Eurozone und was für einzelne Branchen gilt. Versucht man die Indikatoren auf einen Nenner zu bringen, dass passt „uneinheitlich“ wohl am besten. Das spiegeln auch die Aktienkurse wider.

Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im August stärker als erwartet eingetrübt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) fiel im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Punkte auf 97,6 Punkte, wie die Europäische Kommission am Dienstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang auf 98,0 Punkte erwartet. Der Indikator sank auf den niedrigsten Stand seit Februar 2021 und liegt weiter unter seinem langfristigen Durchschnitt. Es ist der dritte Rückgang in Folge. In den Industrie- und Dienstleistungsbetrieben der Eurozone trübte sich die Stimmung erneut merklich ein. Das Verbrauchervertrauen verbesserte sich hingegen. Auch die Stimmung im Einzelhandel und in der Bauwirtschaft hellte sich ein wenig auf.

Und die Inflation? Im Juli lagen die Verbraucherpreise hierzulande um 7,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Juni hatte die Jahresteuerungsrate 7,6 Prozent betragen, im Mai waren es sogar 7,9 Prozent. Keine Überraschung, dass die Teuerung nach der (leichten) sommerlichen Abkühlung wieder steigt und dabei laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts im August wieder bei 7,9 Prozent geklettert ist. Energie ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs der Hauptpreistreiber. Daneben leiden die Bundesbürger auch unter einem zweistelligen Anstieg der Lebensmittelpreise. Ökonomen sind sich weitgehend einig, dass die Inflationsrate noch im Laufe des Herbstes weiter in historische Höhen steigen und dabei mehr als fatale 10 Prozent erreichen dürfte.

Sicher können Sie aber nur sein, geschätzte Anleger, dass in den kommenden Wochen die Diskussionen über fiskalische Maßnahmen und Versäumnisse der Ampel-Koalition ebenso weiter anhalten werden wie die Kontroversen in der Fachwelt über die nächsten geldpolitischen Schritte der EZB, die ja ähnlich wie die amerikanische an Fed an der Stabilisierung des Geldwerts festhalten will. Auf beiden Seiten des Atlantiks werden unverändert Verbraucherpreisindizes in der Größenordnung von + 2 Prozent angepeilt.

Zur Erinnerung: Im August 2021 lag die Inflation hierzulande noch bei (relativ erträglichen) 3,9 Prozent, unmittelbar vor Kriegsbeginn Anfang dieses Jahres noch bei 4,9 Prozent. Die monatliche Steigerung von 7,9 Prozent ist ein Spitzenwert in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte – noch.

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