3 Gründe, warum Bitcoin in 2023 kein neues Allzeithoch sehen wird

decentralist.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Sittipong Phokawattana/Shutterstock.com

2022 war ein heftiges Jahr für Bitcoin und den ganzen Krypto-Sektor. Nach dem Hype aus 2020 und 2021 musste der Sektor – im Einklang mit den übergeordneten Finanzmärkten – einen heftigen Tribut bezahlen und wir haben eine Pleitewelle gesehen, die viele große Fische aus der Branche vernichtet hat.

Derzeit findet die verzweifelte Suche nach dem Boden in diesem Bärenmarkt statt – die Stimmung bleibt zwiegespalten, ob der Sektor genug Tribut gezahlt hat, oder ob es noch weiter bergabgehen kann für Bitcoin und Co.

Hier spielt vor allem die Entwicklung an den Finanzmärkten eine große Rolle, da die Korrelation zwischen Bitcoin und Aktien immer noch stark ist. Auch wenn das jetzt der Boden gewesen sein sollte, ist dennoch nicht klar, ob Bitcoin sich schnell erholen und im nächsten Jahr bereits wieder ein neues Hoch sehen kann. Es gibt drei relevante Gründe, die dagegensprechen könnten.

Heftige Rezession sorgt für weiteren Verkaufsdruck

Es besteht die Möglichkeit, dass wir im Jahr 2023 eine ausgewachsene Rezession in den USA, Europa und Asien sehen werden. Die hohe Inflation, besonders die extrem gestiegenen Energiekosten in Teilen der Welt, aber auch die Lieferengpässe durch die Covid-Lockdowns in China, vor allem jedoch die Geldpolitik der Notenbanken – besonders die der US-Notenbank Federal Reserve – könnten sich als zu viel Druck für die Weltwirtschaft erweisen. Speziell die Auswirkungen der Geldpolitik zeigen sich in der Regel erst mit vielen Monaten Verzögerung in der Wirtschaft.

Gestiegene Zinsen setzen die hochverschuldete Welt unter Druck. Firmen, deren Geschäftsmodelle nicht widerstandsfähig genug sind und die sich nur durch die lange Phase des billigen Geldes der letzten 10 Jahre über Wasser halten konnten, könnten in diesem neuen wirtschaftlichen Umfeld aufgefressen werden. Für die Finanzmärkte heißt das, dass viele Akteure verkaufen müssen. Eine Neubewertung bei vielen Unternehmen wird stattfinden, sobald sich die Schwäche in den Geschäftszahlen der kommenden Berichtssaisons zeigen sollte.

Viele Privatanleger, aber auch Unternehmen werden zudem schlicht und einfach gezwungen sein, ihre Vermögenswerte in Teilen zu verkaufen, da sie Rechnungen bezahlen müssen, die sie durch ihr Einkommen oder ihre Einnahmen nicht mehr bedienen können. Das wird für weiteren Verkaufsdruck sowohl bei Aktien als auch bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen sorgen. Es ist möglich, dass sich eine Rezession erst in der Mitte des kommenden Jahres richtig bemerkbar machen könnte, wenn die verzögerten Auswirkungen der Geldpolitik voll zum Tragen kommen.

Es wird ernst in Sachen Regulierung

Auch eine feindlicher werdende Haltung der Behörden – vor allem in den USA – gegenüber dem Krypto-Sektor könnte für neuen Gegenwind sorgen. Der Skandal um die Krypto-Börse FTX hat das Vertrauen sowohl der Investoren und Nutzer von Krypto-Börsen als auch der Aufsichtsbehörden massiv erschüttert und teilweise komplett zerstört.

Langfristig bleibt die Existenz des Krypto-Sektors und vor allem die von Bitcoin ohnehin eine offen ausgesprochene Herausforderung gegen das derzeitige Zentralbank-Geldsystem und ist eine potenzielle Gefahr für die Machtstrukturen der Regierung. Zuletzt sind die Entwicklungen in Sachen digitaler Zentralbankwährungen auch in den USA vorangeschritten. Die New Yorker Federal Reserve hat vor kurzem ein 12 wöchiges Testprogramm für ihren digitalen Dollar mit einigen der großen US-Banken gestartet.

Sobald ein Modell dieser Art ausgereift und zum Einsatz bereit ist, könnten die USA ihre Bemühungen verstärken, den derzeitigen Krypto-Sektor weiter einzuschränken und ihre eigene CBDC zu etablieren, um ihr Geldmonopol zu sichern. Dezentrale Krypto-Projekte könnten dadurch unter Druck geraten oder sogar in ihrer Existenz gefährdet werden, wenn die Nutzung massiv erschwert oder gar mit Strafen belegt werden könnte.

Die bisherigen Bitcoin-Preiszyklen sprechen nicht für ein Allzeithoch in 2023

Ein weiterer Grund ist die zyklische Preisentwicklung von Bitcoin selbst, die gegen ein neues Allzeithoch in 2023 spricht. Bitcoin orientiert sich bisher weiterhin an seinen 4-jährigen Preisbewegungen die sich um die Halvings herum bewegen, bei denen etwa alle 4 Jahre die Neuerzeugungsrate von Bitcoin-Einheiten pro erzeugtem Transaktionsblock halbiert wird.

Das nächste Halving steht ungefähr im Mai 2024 an. Bisher haben die „Pre-Halving“-Jahre stets einen neuen Bullrun für die Kryptowährung eingeleitet, doch zum einen heißt das nicht, dass Bitcoin auch diesmal diesem Pattern folgen wird, wenn die übergeordnete Lage an den Finanzmärkten zu negativ bleibt und zum anderen ist auch der Start eines neuen Aufwärtstrends bei weitem kein Garant für ein neues Allzeithoch in 2023 – oder überhaupt.

Quelle: Tradingview

Für den letzten Bullrun wurde anhand mehrerer Prognosen und Modelle – unter anderem dem Stock-to-Flow-Modell – ein Kurs von über 100.000 Dollar prognostiziert, der jedoch bekanntlich nicht erreicht worden ist.

Quelle: Tradingview

Wird 2023 ein Übergangsjahr?

Die große Wildcard bleibt, wie die Welt mit den langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie der letzten drei Jahre am Ende zurechtkommen wird. Wir haben eine extreme Geldpolitik gesehen, wie sie vorher noch nie betrieben wurde und es sind noch nicht alle Folgen ersichtlich, die die Maßnahmen der geldpolitischen Straffung in 2022 auf die Wirtschaft nehmen werden. 2023 dürfte jedoch in dieser Hinsicht die nötigen Antworten bringen – und daher auch die weitere Richtung für die Finanzmärkte vorgeben.

Sollte sich die Wirtschaft als widerstandsfähig genug erweisen und wir nur eine milde oder sogar gar keine Rezession erleben, während gleichzeitig die Inflation eingedämmt werden kann, dann kann der langfristige Aufwärtstrend, der seit über einem Jahrzehnt an den Märkten herrscht, sich noch eine ganze Weile fortsetzen und auch Bitcoin und Co. mitnehmen.

Sollte sich jedoch ein negatives Szenario ausspielen, dann dürfte noch eine ganze Menge Tribut von den Finanzmärkten und auch von Bitcoin eingefordert werden. Bitcoin befindet sich immer noch in einem frühen Stadium und kann noch nicht die Rolle als unabhängiges Geldsystem oder Wertspeicher einnehmen. Die in globalen Maßstäben immer noch geringe Größe des Assets macht es derzeit noch abhängig von den übergeordneten Finanzmärkten und daher werden diese die Richtung vorerst weiter mitbestimmen.

Denken Sie langfristig

Alexander Mayer

Sie möchten tiefer in das Thema Krypto-Investments eintauchen? Auf decentralist.de finden Sie eine Menge News, Guides und Analysen zum Thema Investieren in Krypto-Assets aus der Makro-Perspektive

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel