Weitere Beschränkungen für Reisende aus China wegen Corona-Welle

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Peking/Brüssel/Berlin (Reuters) - Immer mehr Länder reagieren auf die Corona-Welle in China mit Beschränkungen für Reisende aus der Volksrepublik.

Inzwischen verlangen neben den USA, Südkorea, Indien und Japan auch die EU-Staaten Spanien und Italien negative Corona-Tests. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dringt auf eine europäische Lösung. Diese sei nötig, wenn man Gemeinsames erreichen wolle, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Italien und Spanien fordern negative Corona-Tests für Reisende aus China.

Einem EU-Insider zufolge werden die Gesundheitsexperten der EU voraussichtlich nächste Woche bei einer Krisensitzung das weitere Vorgehen beraten. In der jetzigen Situation seien Testpflichten zwar noch nicht notwendig, sagte Lauterbach. Denn die derzeitigen Corona-Varianten seien bekannt. Doch müsse man für neue Gefahren gewappnet sein: "Und daher bereiten wir ein Varianten-Monitoring an den Flughäfen vor." Das sei die zentrale Maßnahme. Denn wenn sich neue Varianten ergeben sollten, die Grund zur Besorgnis gäben, könne man sofort handeln.

Der Gesundheitsausschuss der Europäischen Union hatte am Donnerstag nach einer Dringlichkeitssitzung auf eine EU-weite Testpflicht verzichtet. Die Europäisch Gesundheitsbehörde (ECDC) hatte einen solchen Schritt als ungerechtfertig bezeichnet, da die in China zirkulierenden Varianten bereits in der EU vorkämen. Dabei verwies sie auf die hohe Immunisierung und Impfquoten in der EU. Dennoch entschied Spanien am Freitag, dass Reisende aus China einen negativen Corona-Test oder eine vollständige Impfung gegen Covid-19 vorweisen müssten.

In einem Schreiben an die 27 EU-Gesundheitsminister rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides dazu auf, "sehr wachsam" zu sein. Sie verwies auf die Aufhebung der Reisebeschränkungen durch China am 8. Januar und das Fehlen zuverlässiger Daten aus der Volksrepublik. Wenn eine neue Variante auftauche, müsse die EU sie frühzeitig erkennen, um schnell reagieren zu können, schrieb die Kommissarin in dem von Reuters eingesehenen Brief. Die EU-Staaten sollten ihre Maßnahmen zur Sequenzierung des Coronavirus wieder verstärken. Es sei wichtig, die Überwachung von Abwässern fortzusetzen oder zu beginnen, einschließlich der Abwässer von wichtigen Flughäfen.

Chinesische Staatsmedien kritisierten die von einzelnen Ländern beschlossenen Einschränkungen. "Die wahre Absicht ist es, Chinas dreijährige Covid-19-Kontrollbemühungen zu sabotieren und das System des Landes anzugreifen", schrieb die staatliche Boulevardzeitung "Global Times". Sie nannte die Beschränkungen unbegründet und diskriminierend. China selbst hebt ab dem 8. Januar zwar die Quarantäne für Einreisende auf, wird aber weiterhin ein negatives PCR-Testergebnis innerhalb von 48 Stunden vor der Abreise verlangen.

Deutschland hat bisher keine besonderen Maßnahmen verhängt. Am Mittwoch hatte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Berlin erklärt, Deutschland verzichte vorerst auf Einreisebeschränkungen. Es gebe zurzeit keinen Hinweis darauf, dass sich in China eine gefährlichere Virusmutation entwickelt habe, die diese nach sich ziehen würde. Die USA hatten bei ihrer Entscheidung zu einer Testpflicht insbesondere auf die Sorge vor einer Mutation und die fehlende Transparenz vonseiten Chinas verwiesen.

Das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern meldete für Donnerstag einen einzigen Corona-Toten. Seit Ausbruch der Pandemie vor zwei Jahren hat die Volksrepublik lediglich 5247 Corona-Tote gezählt. Experten halten die chinesischen Zahlen für unrealistisch und verweisen auf die Erfahrungen anderer Länder nach der Aufhebung von Schutzmaßnahmen. So hat die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong mit seinen 7,4 Millionen Einwohnern bislang mehr als 11.000 Todesfälle gemeldet. Die USA registrierten über eine Million Corona-Todesfälle, Deutschland mehr als 161.000.

(Bernard Orr, Philip Blenkinsop, Reinhard Becker, Hans Seidenstücker, Mitarbeit Susanne Neumayer-Remter; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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