Ökonomen-Stimmen zum Ifo-Geschäftsklima

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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn erneut verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Januar zum Vormonat um 1,6 Punkte auf 90,2 Zähler, wie das Ifo-Institut am Mittwoch in München mitteilte. Es ist der vierte Anstieg in Folge. Bankvolkswirte hatten im Schnitt mit einer Verbesserung auf 90,3 Punkte gerechnet. Während die Unternehmen ihre Zukunftsperspektiven deutlich besser bewerteten, schätzten sie ihre aktuelle Lage etwas schlechter ein. Die Einschätzung von Ökonomen im Überblick:

Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank:

"Das Ifo-Geschäftsklima hat sich zum dritten Mal in Folge deutlich erholt, weil die Entspannung am Gasmarkt die Angst der Unternehmen vor einer schweren Rezession weiter schwinden ließ. Aber das Ifo-Geschäftsklima befindet sich noch immer auf einem Niveau, bei dem es in der Vergangenheit regelmäßig Rezessionen gab. Außerdem mussten die Zentralbanken in vielen Ländern wegen der hohen Inflation ihre Leitzinsen massiv anheben. Eine milde Rezession bleibt das wahrscheinlichere Szenario."

Ulrich Kater, Chefvolkswirt Deka-Bank:

"Die Winterkrise findet wohl weiterhin nicht statt. Stattdessen wird sich die Diskussion mehr und mehr auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland fokussieren. Bei den Rahmenbedingungen für die Unternehmen hat sich in Deutschland großer Reformbedarf aufgebaut."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

"Wäre es auch denkbar, dass die Rezession ganz ausbleibt? Zwei Dinge sollten allerdings nicht aus den Augen verloren werden. Erstens, die Folgen der Zinsanhebungen werden erst noch sichtbar werden. Dabei ist die EZB auch noch gar nicht am Ende ihres Straffungskurses. Christine Lagarde bekannte sich zuletzt weiter zu deutlichen Zinsanhebungen. Zweitens, der Auftragseingang fällt nun schon seit längerem schwach aus. Wenngleich das Auftragspolster derzeit noch dick ist, es wird sukzessive dünner. Gerade deshalb ist eine Rezession noch immer denkbar - nur eben zu einem späteren Zeitpunkt."

Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt Landesbank Baden-Württemberg (LBBW):

"Den Anstieg des Geschäftsklimas kann man schon fast routiniert zur Kenntnis nehmen. Viele Frühindikatoren legen derzeit zu. Dass sich die Lage der Unternehmen eingetrübt hat, passt dagegen nicht ganz ins hoffnungsfrohe Bild der Konjunkturerholung. Man sollte jetzt nicht zu schnell zu optimistisch werden, nur weil der befürchtete Absturz ausgeblieben ist. Offenbar hat das eine oder andere Unternehmen wachsende Schwierigkeiten, mit dem Dreiklang aus hohen Energiepreisen, gestörten Lieferketten und steigenden Zinsen zurecht zu kommen. Vielleicht macht sich auch der Rückgang der Neuaufträge im zweiten Halbjahr schon bemerkbar."

Ralf Umlauf, Volkswirt Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba):

"Der vierte Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindexes in Folge ist positiv zu bewerten, zumal dies durch die Erwartungskomponente getrieben wurde. Allerdings ist zu beachten, dass das Niveau des Stimmungsbarometers nach wie vor als niedrig einzustufen ist und die aktuelle Lageeinschätzung schwächer ausfiel, was vor zu viel Optimismus warnt und deutlich macht, dass vor allem das erste Quartal noch von einer schwachen BIP-Entwicklung geprägt sein wird. Der erneute Anstieg der Geschäftserwartungen lässt aber auf eine verbesserte konjunkturelle Dynamik im Verlauf des Jahres schließen."

Redaktion onvista/dpa-AFX

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