Evonik-Finanzchefin - Marge noch nicht auf Spezialchemie-Niveau

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Düsseldorf (Reuters) - Verkäufe von Unternehmensteilen und mehr Rendite: Die neue Evonik-Finanzchefin Maike Schuh will den Konzernumbau vorantreiben.

Damit soll die Ausrichtung des Essener Unternehmens auf die margenstarke Spezialchemie verstärkt werden. Denn die Gewinnmargen bei Evonik entsprächen nicht den mittelfristigen Zielen: "Das ist nicht Spezialchemie", sagte Schuh am Mittwochabend in Essen: "Ab 2024 müssen wir bei Gewinn und Kapitalrendite wieder deutlich besser werden."

Zunächst aber will Schuh, die ihr Amt zum Monatsanfang von ihrer Vorgängerin Ute Wolf übernommen hat, beim bereits länger angekündigten Verkauf des Geschäfts mit Superabsorbern vorankommen. "Der Teaser für die Superabsorber ist raus", sagte sie - und rechnet mit regem Interesse: Sie erwarte einen "großen Rücklauf" als Reaktion auf das Versenden der Verkaufsmemoranden. "Infrage kommt die gesamte Bandbreite möglicher Investoren – von Unternehmen aus der Branche bis zu Finanzinvestoren." Konkurrenten in dem Geschäft sind vor allem LG aus Korea, Nippon Shokubai und BASF. Der Bieterprozess werde von der Credit Suisse begleitet.

Superabsorber kommen etwa in Windeln zum Einsatz. Das Teilgeschäft mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund 900 Millionen Euro gehört zur Sparte Performance Materials, die nicht mehr zur Strategie von Evonik passt, die auf margenstarke und innovative Geschäfte abzielt. Der Vorstand hatte angekündigt, sich deshalb von der Sparte trennen zu wollen. Zu ihr gehören auch der Standort Lülsdorf, für den bereits ein Käufer gefunden wurde, und das Geschäft Performance Intermediates. Noch in diesem Jahr solle Klarheit über die Zukunft dieses intern C4-Verbund genannten Geschäfts mit rund 1000 Mitarbeitern herrschen, sagte Schuh. Die Einheit produziert unter anderem Zusätze für Kraftstoffe, PVC und Kautschuk und fährt damit einen jährlichen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro ein, der operative Ertrag lag bei rund 200 Millionen Euro. Mit der Trennung vom C4-Geschäft sei die Verkaufsliste dann abgearbeitet, sagte Schuh. "Wir werden uns nach einem Verkauf auch anschauen müssen, wo ein Investment Sinn macht", fügte sie hinzu.

Evonik müsse in Zukunft rentabler arbeiten, machte die neue Finanzchefin klar. "Für das schwierige Jahr 2023 haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt", unterstrich sie. "Klar ist aber auch: Ab 2024 müssen wir bei Gewinn und Kapitalrendite wieder deutlich besser werden." Sie machte klar: "Auf dem aktuellen Niveau entsprechen sie nicht dem, was wir uns dauerhaft vornehmen."

Evonik-Chef Christian Kullmann hatte angekündigt, das Essener Unternehmen zum "besten Spezialchemie-Konzern der Welt" formen zu wollen. Er wolle die bereinigte Ebitda-Marge nachhaltig auf ein Niveau von 18 bis 20 Prozent bringen, hatte er bei seinem Amtsantritt 2017 angekündigt. Davon ist Evonik weit entfernt: Im von hohen Energiepreisen geprägten vergangenen Jahr sank die bereinigte Ebitda-Marge auf 13,5 (Vorjahr: 15,9) Prozent. 2023 soll das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) bei einem Umsatz von 17 bis 19 Milliarden Euro in einer Spanne von 2,1 bis 2,4 Milliarden Euro liegen - und damit unter dem des Vorjahres.

(Bericht von Matthias Inverardi, Mitarbeit Emma-Victoria Farr, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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