Börse am Morgen: Dax fällt weiter – Nvidia treibt Tech-Werte, außer Infineon - Innovationskraft deutscher Unternehmen sinkt

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Der sich hinziehende US-Schuldenstreit hat die Märkte weiter im Griff, zehrt an den Nerven der Anleger und bremst die Kurse aus. Während der ersten Handelsstunde fiel der Dax unter die 15.800-Marke und liegt nach einer Stunde Handel mit 0,7 Prozent im Minus bei 15.733 Punkten.

Begeisterung über Nvidia-Ausblick - Tech-Werte dank KI gefragt

Der „Hammer-Ausblick“ von Nvidia wegen des brummenden KI-Geschäfts treibt am Donnerstagmorgen die Kurse von Halbleiterwerten und damit auch Hoffnungen auf eine Erholung der Nasdaq kräftig an. Der Broker IG erwartet den Nasdaq 100, Index der US-Technologiebörse, aktuell fast anderthalb Prozent erholt auf 13.800 Punkte.

Marktteilnehmer überschlagen sich in Kommentaren der neuen Ziele des Chipherstellers Nvidia. So schreibt Sascha Gebhard vom Börsendienst Stock3 „Hammer-Ausblick lässt die Shorties schwitzen“ und signalisiert damit einen ungemütlichen Handel für auf fallende Kurse setzende Leerverkäufer. Auf der Handelsplattform Tradegate schossen Nvidia als aktivster Wert bereits um 23 Prozent (umgerechnet gegenüber Nasdaq-Schluss) nach oben, Papiere des Rivalen AMD um 8 Prozent.

Analysten reagieren mit teils heftigen Kurszielerhöhungen - wie etwa Blayne Curtis von Barclays, der für Nvidia nach bisher 275 nun 500 US-Dollar ansetzt. „Die KI-Welle erreicht früher das Ufer“, schrieb er. Auch bei anderen Unternehmen dürften die Erwartungen an das Geschäft mit dem Thema Künstliche Intelligenz steigen, aber Nvidia greife in diesem Jahr fast alles ab, so Curtis.

Infineon feiert Party nicht mit

Stacy Rasgon von Bernstein Research lobte die Nvidia-Zahlen ebenfalls, verwies aber auch auf eine etwas trägere Umsatzentwicklung im Geschäft mit der Autoindustrie im Sog der Schwäche Chinas. Daher feiert Infineon bei der NVIDIA-Party auch nicht mit, denn für den Konzern ist der Bereich Automotive sehr wichtig. Die Infineon-Aktie liegt nach einer Stunde Handel mit über 1,4 Prozent im Minus bei 33,25 EUR.

Studie: Innovationskraft deutscher Unternehmen sinkt

Der Anteil der Unternehmen in Deutschland, die sich als innovativ einschätzen, sinkt. Das ist ein Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach bezeichnet sich derzeit nur noch jedes fünfte deutsche Unternehmen als besonders innovativ. 2019, also vor der Corona-Pandemie, war es noch jeder vierte Betrieb. Grundlage für die Bewertung ist eine repräsentative Befragung von mehr als 1000 Firmen nach ihrer Selbsteinschätzung. Im Zeitraum von 2019 bis 2022 stieg der Anteil der Unternehmen, die nicht aktiv nach Neuerungen suchen, von 27 auf 38 Prozent.

In der gesamten Wirtschaft ging laut Studie die Innovationsleistung seit 2019 um 15 Prozent zurück. Für die Innovationsleistung wurde Unternehmen befragt, in welchem Umfang sie Produkt-, Prozess-, Marketing- oder Geschäftsmodell-Innovation umgesetzt haben.

„Diese Entwicklung wird schwerwiegende Folgen für die Stellung deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten haben“, sagte Studienautor Armando García Schmidt von der Bertelsmann Stiftung mit Blick auf den Abwärtstrend. „Unsere Studie zeigt klar, dass Unternehmen wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger gegen Krisen sind, je stärker ihr Innovationsprofil ist“, sagt der Experte. Innovationsstarke Firmen leisten, so García Schmidt, auch einen dynamischeren Beitrag zur Beschäftigungsentwicklung.

Für die Studie haben die Autoren sieben innovative Milieus identifiziert. An der Spitze stehen Technologieführer, am Ende Unternehmen ohne Innovationsfokus. Dazwischen gibt es Firmen, die zum Beispiel nur zufällig investieren.

Dabei hat Corona laut Studie das Ungleichgewicht verschärft. Mehr als ein Viertel der Unternehmen hat demnach während der Pandemie geplante Innovationen verschoben oder ganz abgesagt. Bei den ohnehin bereits risikoscheuen Firmen war der Anteil noch großer. Hier haben 42 Prozent der Unternehmen Investitionen in Neuerungen gestrichen. Bei den innovationsstärksten Milieus waren es dagegen nur 10 Prozent.

Wirtschaftlicher Erfolg und ein Zuwachs bei den Beschäftigten ist laut Studie eng mit dem Innovationsprofil der Unternehmen verknüpft. So liegt die Nettoumsatzrendite bei den mutigen Unternehmen um 27 Prozent höher als im Durchschnitt. Auch gab es bei diesen Betrieben zwischen 2018 und 2021 einen doppelt so hohen Beschäftigungszuwachs.

Auftragsflaute am Bau hält an

Die Flaute am Bau hat sich auch im März fortgesetzt. Im Vergleich zum Februar erholten sich die Aufträge zwar um 0,9 Prozent, wenn Preissteigerungen sowie Saison- und Kalendereinflüsse herausgerechnet werden, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag berichtete. Im Vergleich zum Vorjahresmonat kamen aber real rund 20,1 Prozent weniger Aufträge rein. Nur die deutlich gestiegenen Baupreise sorgten dafür, dass der nominale Wert der neuen Aufträge nur 7,9 Prozent unter dem Vorjahreswert lag.

Auf der Erlösseite erzielten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes im März mit rund 9 Milliarden Euro 5,7 Prozent mehr Umsatz als ein Jahr zuvor. Auch hier spielen die starken Preissteigerungen eine Rolle: Preisbereinigt ergibt sich ein um 8,2 Prozent geschrumpftes Geschäft. Auch im ersten Quartal insgesamt ergab sich ein realer Rückgang um 8,2 Prozent. Die Branche beklagt vor allem eine sinkende Auftragslage im Wohnungsbau.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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