Dax-Anleger atmen nach US-Schuldendeal auf

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Frankfurt (Reuters) - Nach der Absegnung des US-Schuldendeals durch das Repräsentantenhaus und den Senat hat sich an den europäischen Aktienmärkten Erleichterung breitgemacht.

Der Dax gewann zum Wochenschluss 1,1 Prozent auf 16.024 Zähler und übersprang damit knapp die 16.000-Punkte-Marke. Der EuroStoxx50 rückte um 1,2 Prozent auf 4309 Stellen vor. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus.

Nach dem Repräsentantenhaus stimmte am Donnerstag auch der Senat einem Gesetz zu, das die Schuldenobergrenze der Vereinigten Staaten von 31,4 Billionen Dollar aufhebt. "Damit ist der Zahlungsausfall der USA kurz vor knapp abgewendet worden und Normalität kehrt allmählich zurück", sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. Ohne eine Einigung wäre die Schuldengrenze laut Finanzministerin Janet Yellen am 5. Juni erreicht worden. Die Märkte hatten angesichts der zähen Verhandlungen wochenlang gezittert, denn eine Zahlungsunfähigkeit der USA hätte Experten zufolge schwere Folgen für die Weltwirtschaft haben können.

Dabei schlugen die mit Spannung erwarteten US-Jobdaten keine großen Wellen. Es sind in den USA im Mai 339.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen worden. Von Reuters befragte Volkswirte waren von 190.000 neuen Stellen ausgegangen. "In der Summe ist der heutige Arbeitsmarktbericht für den Aktienmarkt schwer zu deuten", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Die wirtschaftliche Stärke ist an sich positiv für Aktien. Allerdings könnte der anhaltend starke Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed zu insgesamt mehr Zinsschritten verleiten. Und das würde wiederum Gegenwind für die Aktienmärkte bedeuten."

ÖLPREIS IM AUFWIND

Während der Schuldendeal am Ölmarkt die Kauflaune entfachte und den Preis für Brent und WTI um jeweils rund zwei Prozent auf 75,71 beziehungsweise 71,51 Dollar je Barrel nach oben trieb, zeigte sich der Devisenmarkt eher unbeeindruckt. Hier richteten Anleger ihren Blick erneut auf die künftige Zinspolitik der US-Notenbank Fed. In den vergangenen Tagen kamen aus der Führungsetage der Notenbank vermehrt Signale, die auf eine Zinspause auf der Sitzung Mitte Juni hindeuten. Dies machte der US-Währung zu schaffen. Der Dollar-Index verlor seit Mittwoch knapp 0,9 Prozent. Im Kampf gegen die hohe Inflation hatten die Notenbanker die Zinsen seit Anfang 2022 bereits von nahe null auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent gesetzt.

In der Euro-Zone besteht dagegen noch Nachholbedarf. EZB-Chefin Christine Lagarde betonte zuletzt die Wichtigkeit weiterer Zinserhöhungen. Der am Finanzmarkt wichtige Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, liegt aktuell bei 3,25 Prozent. Seit der Zinswende im Juli 2022 hat die EZB die Schlüsselzinsen sieben Mal in Folge angehoben. Der Euro, der in den verfangenen Tagen etwas zugelegt hat, notierte zum Wochenschluss kaum verändert bei 1,0746 Dollar.

ENTWICKLUNG AM ARBEITSMARKT ENTSCHEIDEND FÜR US-ZINSPOLITIK

Unter den Einzelwerten stachen vor allem die Immobilienwerte ins Auge, die zum Wochenschluss auf Erholungskurs gingen. Vonovia legten fünf Prozent zu und waren damit Spitzenreiter im Dax. Im MDax rückten TAG Immobilien und LEG Immobilien um 4,4 beziehungsweise 5,2 Prozent vor. Der europäische Branchenindex kam auf ein Plus 3,7 Prozent. Dem Sektor hatten zuletzt vor allem die Folgen der gestiegenen Zinsen und die nach oben geschossenen Baukosten zu schaffen gemacht. Seit Jahresbeginn kommen etwa Vonovia und LEG Immobilien auf ein Minus von mehr als 20 Prozent.

Nach oben ging es am Freitag auch für Adidas und Puma. Sie gewannen 4,8 beziehungsweise 5,5 Prozent. Einem Händler zufolge profitierten die Titel nach den Zahlen des Yoga-Bekleidungsherstellers Lululemon von der guten Branchenstimmung. Das Unternehmen erhöhte seine Jahresprognose für Umsatz und Gewinn. Die Aktien stiegen im vorbörslichen US-Handel um 14 Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Daniela Pegna, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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