Ukraine-Krieg bringt Rüstungskonzern Diehl Milliardenaufträge

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Nürnberg (Reuters) - Der Boom in der Rüstungsindustrie und in der Luftfahrt soll dem Nürnberger Technologiekonzern Diehl langfristig auf die Sprünge helfen.

"Wir rechnen mit einem dynamischen Wachstum, auch in den nächsten Jahren", sagte Vorstandssprecher Klaus Richter am Montag in Nürnberg. Das zeigt sich im Auftragseingang, der sich im vergangenen Jahr auf 7,5 (2021: 3,4) Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat. Ein großer Teil davon geht auf das Konto der Rüstungssparte Defence, wo Diehl Lenkwaffen wie die in der Ukraine eingesetzten IRIS-T-Lenkflugkörper zur Flugabwehr, aber auch Aufklärungsdrohnen und Munition produziert.

"Ich glaube nicht, dass das nur ein Strohfeuer ist", sagte Richter. "Defense profitiert von einer gewissen Sonderkonjunktur - aber nicht nur." Die Nato habe sich unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine zur verstärkten Sicherung ihrer Ostgrenze bekannt. Mit der Bestellung von sechs IRIS-T für die Bundeswehr komme Diehl ein erster Teil des 100 Milliarden Euro schweren Bundeswehr-Sondervermögens zugute. Die deutschen Streitkräfte seien bei der Beschaffung "pragmatischer und unbürokratischer" geworden, lobte der Diehl-Chef.

Der Rüstungsboom werde einige hundert neue Arbeitsplätze in der Defence-Sparte in Deutschland schaffen. "Hier sind wir an der Kapazitätsgrenze", sagte Richter mit Blick auf IRIS-T. Nach dem Abbau von 850 Stellen in der Corona-Krise hat Diehl 2022 die Belegschaft schon wieder um gut 400 auf 16.550 Mitarbeiter ausgebaut; ein Großteil davon entfiel auf Defence.

Die Rüstungssparte wuchs im vergangenen Jahr um 23 Prozent auf 810 Millionen Euro Umsatz, lag damit aber noch knapp hinter der Metall- und der Luftfahrt-Sparte. Das Geschäft mit den Flugzeugbauern wuchs um 17 Prozent auf 889 Millionen Euro und steht damit für gut ein Viertel des Konzernumsatzes, der um elf Prozent auf 3,51 Milliarden Euro zulegte. Flugzeug-Zulieferung und Rüstung sind wegen des hohen Elektronik-Anteils zugleich die profitabelsten Sparten. Mit einem Nettogewinn von 64,5 (Vorjahr: minus 84,5) Millionen Euro kehrte Diehl 2022 unerwartet in die schwarzen Zahlen zurück, das operative Ergebnis (Ebitda) sprang auf 267,3 (114,9) Millionen Euro. "Wir sind wieder auf Vorkrisen-Niveau", stellte Finanzchef Jürgen Reimer fest.

Diehl hätte den Umsatz noch stärker steigern können, wenn das Unternehmen und seine Kunden nicht unter Nachschub-Problemen und den begrenzten Produktionskapazitäten gelitten hätten, sagte Reimer. Das Unternehmen beliefert unter anderem Airbus mit Kabinenteilen etwa für die A320-Baureihe. Die Restruktionen würden dazu führen, dass die Luftfahrt ihr Vorkrisenniveau erst im nächsten Jahr wieder ereichen könne.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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