Thyssenkrupp-Marine-Tochter soll im Oktober an die Börse

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- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) -Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp treibt die Pläne für einen Börsengang seiner Marine-Tochter TKMS voran. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Aktionäre am Freitag für eine Notierung des Unternehmens im Oktober. Die IG Metall forderte erneut einen Einstieg des Bundes bei dem Unternehmen, das auf den Bau von U-Booten und Kriegsschiffen spezialisiert ist. Der Rüstungskonzern erlebt wegen der weltweit steigenden Nachfrage einen bislang nie dagewesenen Boom. Die Synergieeffekte der Tochter TKMS mit anderen Sparten von Thyssenkrupp sind allerdings gering.

Thyssenkrupp will an seine Aktionäre einen Minderheitsanteil an einer neuen Holdinggesellschaft von TKMS abspalten. Diese soll an der Börse notiert werden. Die Aktionäre des Konzerns halten zunächst 49 Prozent daran und die Thyssenkrupp AG 51 Prozent. Der Wertpapier-Prospekt solle Anfang Oktober bei der Finanzaufsicht BaFin eingereicht und anschließend veröffentlicht werden, erklärte Vorstandsmitglied Volkmar Dinstuhl auf der Hauptversammlung. Die Abspaltung werde mit der Eintragung in das Handelsregister wirksam. "Wir rechnen aktuell mit einer Eintragung Mitte Oktober 2025. Unmittelbar im Anschluss folgt die Börsennotierung."

Das Vorhaben ist Teil der Strategie von Vorstandschef Miguel Lopez, der den seit Jahren wankenden Traditionskonzern umbauen und auf Rendite trimmen will. Hierzu gehören auch die Pläne zur Verselbstständigung der Stahlsparte - der Herzkammer des Ruhrkonzerns.

SICHERHEITSVEREINBARUNG MIT DEM BUND BIS ENDE SEPTEMBER

Vor den Aktionären hatte Lopez für den Börsengang von TKMS geworben: "Mit der angestrebten Verselbstständigung erhält TKMS die unternehmerische Freiheit, ihre Stärken noch gezielter einzusetzen und weiter auszubauen. Das enorme Wachstumspotenzial im maritimen Verteidigungsmarkt könne damit erschlossen werden", betonte er. TKMS beschäftigt an den Standorten Kiel, Wismar und im brasilianischen Itajai insgesamt rund 8000 Mitarbeiter. Die Auftragsbücher sind Stand Mai mit Bestellungen im Volumen von rund 18 Milliarden Euro so gut gefüllt wie noch nie.

Die IG Metall bekräftigte ihre Forderung nach einem Staatseinstieg bei TKMS. "Wir halten einen Staatseinstieg weiterhin für unerlässlich", sagte die Geschäftsführerin der IG Metall Kiel-Neumünster, Stephanie Schmoliner, die auch stellvertretende Aufsichtsratschefin bei TKMS ist. "Nur so können wir auf Augenhöhe mit europäischen Wettbewerbern, bei denen überall der Staat beteiligt ist, mithalten." Zudem sei dies Voraussetzung dafür, die Schlüsseltechnologie Marineschiffbau langfristig in Deutschland zu sichern. Der Bund solle sich noch vor dem Börsengang als Ankeraktionär mit 25,1 Prozent an TKMS beteiligen.

In Regierungskreisen hatte es im Juli geheißen, dass der Bund in absehbarer Zeit keine Beteiligung plane. Dinstuhl zufolge wurde im Juli eine Vereinbarung zwischen der Thyssenkrupp AG, TKMS und der Bundesregierung geschlossen, die dem Bund bestimmte Informations- und Konsultationsrechte eingeräumt. Hinzu kämen Zustimmungs- und Vorkaufsrechte. Der Bund habe das Recht, einen Vertreter für den Aufsichtsrat von TKMS vorzuschlagen. Die Inhalte sollen bis Ende September in eine Sicherheitsvereinbarung einfließen.

Die Krupp-Stiftung, größte Einzelaktionärin des Konzerns, begrüßte die Pläne für einen Börsengang von TKMS. Sie wird auch an dem Rüstungsunternehmen beteiligt sein. Die besondere Unternehmensverbundenheit der Stiftung mit Thyssenkrupp werde durch die künftige zweifache Anteilseignerschaft fortgesetzt. "Damit bleibt die Krupp-Stiftung eine starke Ankeraktionärin des Unternehmens, nicht zuletzt zum Wohl seiner Beschäftigten."

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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