ROUNDUP: Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway mit Sprung in operative Gewinnzone

dpa-AFX · Uhr

AMSTERDAM (dpa-AFX) - Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat im ersten Halbjahr den Sprung in die operative Gewinnzone geschafft und damit die Erwartungen übertroffen. Allerdings ging die Nachfrage und das Interesse der Kunden zurück. Die Zahl der Bestellungen, der Bruttotransaktionswert (GTV, Gross Transaction Value) sowie der Konzernerlös waren deutlich rückläufig. Unterdessen muss sich der Lieferdienst einen neuen Finanzchef suchen. Die Nachrichten sorgten an der Börse dennoch für gute Stimmung.

Für die Just-Eat-Takeaway-Aktie ging es an der Euronext im Handel am Vormittag steil nach oben, zuletzt um gut sieben Prozent. Allerdings hat sich die Aktie in jüngster Zeit alles andere als gut entwickelt. Seit dem Jahreswechsel kostet sie rund 13 Prozent weniger. Aktionäre, die das Papier seit der Corona-Pandemie halten, trifft es besonders hart: Denn seit dem Rekord von 110,65 Euro ging es steil bergab. Zurzeit kostet eine Aktie 17,14 Euro.

Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) lag bei 143 Millionen Euro nach einem operativen Verlust von 134 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie der Lieferdienst am Mittwoch in Amsterdam mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem deutlich geringeren Wert gerechnet. Bernstein-Analyst William Woods kommentierte, dass am Markt ohnehin damit gerechnet wurde, dass Just Eat Takeaway die Erwartungen übertreffen werde.

Allerdings ging es mit dem Bruttotransaktionswert um sieben Prozent auf 13,2 Milliarden Euro bergab. Der fiel damit schlechter aus als gedacht. Auch stark ging es für den Umsatz auf knapp 2,6 Milliarden Euro zurück. Die Zahl aller Bestellungen rutschte gar um zwölf Prozent auf 450 Millionen ab.

Konzernchef Jitse Groen rechnet damit, dass der Bruttotransaktionswert auf Jahressicht um bis zu vier Prozent zurückgehen könnte. Allerdings stellt er auch ein leichtes Plus in Aussicht. Diese Jahresziele bestätigte er am Mittwoch, ebenso wie die Prognose für ein bereinigtes operatives Ergebnis in Höhe von 275 Millionen Euro. Das heißt, dass Wachstum auf Kosten der Profitabilität nicht mehr die höchste Priorität für Just Eat Takeaway genießt.

Auch Delivery Hero und Hellofresh haben ihre Konzernstrategie zuletzt umgestellt und fokussieren sich nun auf eine stärkere Profitabilität. Skeptiker monieren allerdings, dass das geschönte Werte sind: Infolge der Inflation achten Verbraucher stärker auf ihre Ausgaben und lassen sich seltener Essen nach Hause liefern. Da die Nachfrage ohnehin niedriger ist, müssen Lieferdienste nicht mehr wie in den vergangenen Jahren viel Geld für Werbung investieren, was bei einem geringeren Umsatz automatisch eine bessere Profitabilität zur Folge hat.

Zugleich gab Just Eat Takeaway bekannt, dass der langjährige Finanzchef Brent Wissink den Konzern zur Hauptversammlung im Mai 2024 verlassen werde. Er wolle sich neu orientieren, hieß es zur Begründung. Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Berenberg-Branchenkenner Woods sieht in der Personalie eine gute Chance dafür, dass ein neuer Finanzchef dem Geschäft einen positiven Schub verleihen könnte. Allerdings habe es zuletzt schon Änderungen im Management gegeben, was durchaus eine Misere in diesem Bereich verdeutliche.

Neuigkeiten zum geplanten Verkauf oder Teilverkauf des US-amerikanischen Lieferdienstes Grubhub gab es nicht. Just Eat Takeaway sucht weiter eine Lösung für das Unternehmen, für das Groen vor einigen Jahren eine Milliardensumme auf den Tisch gelegt hatte. Mittlerweile wird Grubhub deutlich geringer bewertet./ngu/mne/mis

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