Aurubis - Gewinnwarnung nach Hinweis auf Metall-Betrug

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Hamburg (Reuters) - Das Ausmaß von Betrug und Diebstahl beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis ist größer als bisher angenommen und zwingt das Unternehmen zu einer Gewinnwarnung.

Der Konzern habe bei der Überprüfung des Metallbestands erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand festgestellt, teilte das MDax-Unternehmen in einer Pflichtmitteilung mit. Bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Recyclingmaterial seien Unregelmäßigkeiten aufgetaucht. Aufgrund dieser Indizien gehe man davon aus, Opfer krimineller Handlungen geworden zu sein. Die Aktie von Europas größter Kupferhütte fiel daraufhin um fast 18 Prozent, so stark wie zuletzt vor knapp acht Jahren.

Aurubis hatte bereits im Juni 2023 mitgeteilt, Opfer krimineller Aktivitäten zu sein. "Seitdem hat sich das Problem scheinbar verschlimmert", sagte ein Börsianer.

Das Unternehmen hatte damals erklärt, man sei mit Ermittlungen wegen organisierten Bandendiebstahls im Millionenumfang konfrontiert. Die Ermittler gingen dem Verdacht des gemeinschaftlichen Diebstahls von edelmetallhaltigen Zwischenprodukten nach. Die neuen Vorfälle gingen darüber hinaus, hieß es nun. Das Ausmaß des Schadens sei noch unklar, eine außerordentliche Inventur laufe, teilte Aurubis mit. Das Landeskriminalamt sei eingeschaltet.

LIEFERANTEN UND MITARBEITER UNTER VERDACHT

Ein Zusammenhang zwischen dem damaligen Edelmetalldiebstahl und dem nun festgestellten Betrug könne nicht ausgeschlossen werden, sagte eine Unternehmenssprecherin. Man gehe zurzeit davon aus, dass Proben von geliefertem Recyclingmaterial manipuliert worden seien. Die bei Analysen des Materials ermittelten Werte der enthaltenen Metalle wie Kupfer, Gold und Silber seien zu hoch angesetzt worden. Dadurch sei Lieferanten zu viel Geld gezahlt worden. Der Verdacht richte sich gegen Schrottlieferanten und eigene Mitarbeiter.

Mit dem Ergebnis der Inventur rechnet Aurubis Ende September. Es könne ein Schaden im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich nicht ausgeschlossen werden. Dies werde das Ergebnis des bis Ende September laufenden Geschäftsjahres 2022/23 belasten, teilte das Unternehmen mit. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 von 450 Millionen bis 550 Millionen Euro beim operativen Vorsteuerergebnis könne deshalb nicht gehalten werden.

Der an Aurubis maßgeblich beteiligte Stahlkonzern Salzgitter setzte seine Prognose daraufhin ebenfalls aus. Durch die Bilanzierung nach der Equity-Methode habe die Ergebnisentwicklung bei Aurubis unmittelbaren Einfluss auf den erwartbaren Jahresgewinn des Konzerns und sei fester Bestandteil der Ergebnisplanung. Salzgitter werde seinen Geschäftsausblick anpassen, sobald Aurubis seine Prognose aktualisiert habe. Die Aktien von Salzgitter fielen daraufhin um mehr als sieben Prozent und waren mit 25,22 Euro so billig wie zuletzt vor zehn Monaten.

(Bericht von Jan C. Schwartz, Hakan Ersen und Scot W. Stevenson.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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