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Geldmarktfonds: Vom Minusgeschäft zur stabilen Geldanlage

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Geldmarktfonds erleben derzeit eine Renaissance. Als sichere Geldanlage sind sie in Zeiten steigender Zinsen für Anleger interessanter geworden. Doch ein kritischer Blick auf die Gebühren der Fonds und auf die Bonität der einzelnen Positionen ist unerlässlich.

Quelle: HNK/Shutterstock.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins bei ihrer letzten Sitzung Mitte September zum zehnten Mal in Folge angehoben – inzwischen liegt er bei 4,5 Prozent. Damit hat er den höchsten Stand der vergangenen 20 Jahre erreicht.

Die steigenden Zinsen haben Geldanlagemöglichkeiten auch für solche Anleger attraktiver gemacht, die sie in der Niedrigzinsphase kaum beachtet haben. Ganz vorne mit dabei sind Geldmarktfonds. Die erleben aktuell einen Boom: Laut Zahlen des Fondsverbands BVI verzeichneten Geldmarktfonds im zweiten Quartal 2023 in Deutschland Rekordzuflüsse in Höhe von rund 4,8 Milliarden Euro. Grund genug einmal genauer darauf zu blicken, ob sich Geldmarktfonds für dich als Investment lohnen können.

Grundsätzlich gilt: Der Geldmarkt ist der Markt, auf dem sich Kreditinstitute und große Unternehmen gegenseitig Geld leihen. Das geschieht durch den Handel von Finanzprodukten mit einer Laufzeit von unter zwölf Monaten – zum Beispiel Anleihen und andere Schuldverschreibungen. Geldmarktfonds investieren nun in verschiedene Wertpapiere auf dem Geldmarkt und erhalten so Zinsen für das verliehene Geld. Die Renditeentwicklung des Fonds hängt dabei von der Entwicklung des Leitzinses der EZB ab.

Bei Geldmarktfonds hast du ähnlich wie bei Aktien- oder Anleihefonds die Wahl zwischen aktiv gemanagten Fonds und sogenannten geldmarktnahen ETFs. Letztere sind im Vergleich zu aktiven Fonds weitaus günstiger. Für aktiv verwaltete Geldmarktfonds zahlst du laufende Kosten in Höhe von 0,1 bi 0,5 Prozent im Jahr plus einen Ausgabeaufschlag in Höhe von einem bis maximal sieben Prozent. Ein geldmarktnaher ETF kostet jährlich meist zwischen 0,1 und 0,3 Prozent – hier gibt es keinen Ausgabeaufschlag.

Warum Geldmarktfonds attraktiver geworden sind

Da sich der Geldmarktzins am Leitzins orientiert, war es bis vor Kurzem sehr unattraktiv in Geldmarktfonds zu investieren. Denn die Nullzinspolitik des letzten Jahrzehnts hat schon bei geringsten Kosten dazu geführt, dass du mit solchen Fonds sogar Verluste eingefahren hast. Doch aktuell kannst du wieder drei bis vier Prozent Rendite pro Jahr mit einem Geldmarktfonds herausholen. Das gleicht allerdings nicht die aktuelle Inflationsrate von 6,1 Prozent aus – für deinen langfristigen Vermögensaufbau ist der Aktienmarkt deshalb weiterhin die bessere Alternative. 

Als Sicherheitsbaustein in deinem Portfolio stellt ein Geldmarktfonds aber eine gute Alternative zum Tagesgeldkonto dar. Die Zinsen für Tagesgeldkonten liegen im aktuellen Schnitt nämlich bei zwei bis drei Prozent. Besonders hoch verzinste Angebote gelten dabei oft nur für Neukunden. Für langfristig hohe Zinsen müsstest du also regelmäßig die Bank wechseln. 

Auch zum Festgeldkonto können Geldmarktfonds eine Alternative sein. Festgeldkonten werfen zwar höhere Zinsen ab als Tagesgeldkonten – dafür kannst du während der Laufzeit nicht auf dein Geld zugreifen. Hier punkten Geldmarktfonds, die du börsentäglich verkaufen und wieder in Cash umwandeln kannst. 

Mögliche Risiken

Doch auch Geldmarktfonds kommen nicht ohne Risiko aus. Das Ausfallrisiko beschreibt das Risiko, dass der Schuldner den Kredit an die Fondsgesellschaft nicht bezahlen kann. Dieses Ausfallrisiko besteht für die einzelnen Positionen in deinem Fonds. Fallen einzelne Positionen aus, verliert dein Fonds an Wert. Achte also bei der Auswahl des Fonds darauf, dass nur Wertpapiere mit guter Bonität – also AAA oder AA – gehandelt werden. Der Fonds sollte zudem in verschiedene Branchen und Regionen investieren, um das Gesamtrisiko zu minimieren. 

Geldmarktfonds bergen auch systematische Risiken. Das zeigt sich in den USA: Dort könnte die hohe Nachfrage nach Geldmarktfonds die Bankenkrise verschärfen. Allein im August des laufenden Jahres flossen 372 Milliarden Dollar in US-Geldmarktfonds.

Kein Wunder: Die großen Banken jenseits des Atlantiks locken Sparer mit Renditeerwartungen von bis zu fünf Prozent pro Jahr zu ihren Geldmarktfonds. Dabei blicken die Märkte seit dem Kollaps einiger Regionalbanken wie der Silicon Valley Bank (SVB) ohnehin besorgt auf kleine Kreditinstitute. Ziehen Sparer nun weiterhin ihr Geld im großen Stil ab – beispielsweise, um es in einen Geldmarktfonds bei einer Großbank zu investieren – so bekommen Regionalbanken immer größere Liquiditätsprobleme. Diese müssen sie dann damit ausgleichen, Anleihen zu verkaufen, die durch die Zinswende teils hohe Verluste aufweisen. Je nach finanzieller Situation der Bank kann das zu weiteren Insolvenzen führen und damit eine Bankenkrise weiter befeuern. 

Gut zu wissen

Um Währungsschwankungen auszuweichen, bietet es sich besonders an, in Geldmarktfonds zu investieren, die in Euro handeln. Bei onvista findest du mehr als 400 solcher Geldmarktfonds. Hier findest du neben der Perfomance auch detaillierte Infos zu Kosten und Bestandteilen des Fonds. 

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