Ryanair: Auslieferung neuer Boeing-Jets dürften sich noch stärker verzögern

dpa-AFX · Uhr

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Produktionsmängel beim Flugzeughersteller Boeing drohen die Auslieferung neuer Jets an Ryanair noch stärker zu verzögern als gedacht. "Wenn überhaupt, dann wird es schlimmer", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary der Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag in Brüssel. Noch bis vor einem Monat sei er einigermaßen zuversichtlich gewesen, dass seine Fluggesellschaft bis Ende Juni nächsten Jahres 57 neue Flugzeuge bekommen werde. "Jetzt bin ich nicht zuversichtlich", sagte er. Es könnten auch nur 40 Maschinen werden. Damit würden die Verzögerungen auch das Flugangebot für den nächsten Sommer begrenzen. An der Börse in Dublin ging es für die Ryanair-Aktie am Nachmittag um rund ein Prozent abwärts.

Grund der Verzögerungen sind Mängel am hinteren Druckschott vieler 737-Max-Jets. Das Bauteil dient der Aufrechterhaltung des Luftdrucks in der Flugzeugkabine. Boeings Zulieferer Spirit Aerosystems hatte unsachgemäß hunderte Löcher in zahlreiche dieser Bauteile gebohrt. Jetzt müssen alle in Frage kommenden Flugzeuge in der Produktion überprüft werden. Boeing hat seine Auslieferungspläne für das laufende Jahr deshalb gekappt. Auch Ryanair bekommt dadurch zunächst weniger Flugzeuge. Europas größte Billigfluggesellschaft kündigte daher Ende September an, eine Reihe von Flügen im Winterflugplan zu streichen.

Da ging O'Leary noch davon aus, bis Ende Dezember 14 statt der zuvor erwarteten 27 neue Maschinen zu erhalten. Es könnten aber auch nur 10 Jets werden, sagte er im Gespräch. Nach eigener Aussage denkt er "täglich" über einen Wechsel von Boeing zum größten Flugzeugbauer Airbus nach. Allerdings könne dieser vor dem Jahr 2030 nicht liefern. Das Konkurrenzmodell der Boeing 737 Max, der Airbus A320neo, ist so stark gefragt, dass die Airbus-Produktion über Jahre hinweg ausgebucht ist. Erst am Donnerstag gab der britische Billigflieger Easyjet den geplanten Kauf von 157 Jets aus der Modellfamilie A320neo bekannt und sicherte sich zudem Kaufoptionen für 100 weitere Exemplare./stw/ngu/he

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