Deutsche Erzeugerpreise sinken in Rekordtempo - Minus 14,7 Prozent

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Die deutschen Erzeugerpreise sind im September in einem noch nie dagewesenen Tempo gefallen.

Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Kartoffeln bis Strom - verlangten durchschnittlich 14,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. "Das war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949", hieß es dazu. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 14,2 Prozent gerechnet, nachdem es im August ein Minus von 12,6 Prozent gegeben hatte. Von August auf September sanken die Produzentenpreise überraschend, und zwar um 0,2 Prozent.

Die Entwicklung ist eine gute Nachricht für die Verbraucher: In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese legten zuletzt mit 4,5 Prozent so langsam zu wie seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Fachleute wie ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski rechnen damit, dass die Teuerungsrate bis Jahresende auf etwa drei Prozent fallen kann.

"Die Entwicklung ist insbesondere auf einen Basiseffekt aufgrund des sehr hohen Preisniveaus im Vorjahr zurückzuführen", erklärten die Statistiker. So waren die Erzeugerpreise im August und September 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebung (jeweils +45,8 Prozent).

Gedämpft wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im September 35,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahresmonat. Die Preise für Strom sanken dabei um 46,2 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 10,9 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 8,0 Prozent. Für Erdgas wurde 36,9 Prozent weniger verlangt.

Nahrungsmittel kosteten dagegen 5,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+84,7 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln kostete 28,5 Prozent mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 17,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Speiseeis kostete 18,5 Prozent mehr.

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