Aktien Frankfurt: Einbrechende Siemens-Energy-Aktie setzt Dax unter Druck

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Kursverluste der Aktien von Siemens Energy und in deren Sog auch der Siemens-Papiere haben am Donnerstag den Dax unter Druck gesetzt. Der deutsche Leitindex büßte gegen Mittag 1,2 Prozent auf 14 714 Punkte ein. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder dem Tief vom Montag bei 14 630 Zählern, das der niedrigste Kurs seit Mitte März war. Ein Rückfall unter dieses Tief könnte den Abwärtsdruck nach Aussage von Analysten noch erhöhen.

Siemens Energy prüft nach eigener Aussage derzeit "verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Siemens Energy-Bilanz". Hierfür führe man Gespräche unter anderem mit der Bundesregierung und mit Banken. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet, das Unternehmen verhandele mit dem Bund über staatliche Bürgschaften für Kredite von bis zu 15 Milliarden Euro. Das Magazin beruft sich dabei auf Finanzkreise.

Siemens Energy brachen daraufhin um mehr als 30 Prozent ein. Mit Kursen unter 8 Euro fielen sie auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang vor drei Jahren. Der Börsenwertverlust beträgt rund zweieinhalb Milliarden Euro. In ihrem Sog verloren Siemens-Aktien 4,4 Prozent. Der Siemens-Konzern ist noch mit knapp einem Drittel an Siemens Energy beteiligt. Siemens zählt mit einem Börsenwert von fast 100 Milliarden Euro zu den Schwergewichten im Dax. Kursverluste der Aktien belasten den Leitindex daher überdurchschnittlich stark.

Bereits im frühen Handel hatten die Kurse am deutschen Aktienmarkt deutlich nachgegeben. Händler und Analysten führten dies auf hartnäckig hohe Renditen von US-Staatsanleihen zurück und auf hohe Kursverluste an der US-Technologiebörse Nasdaq am Vortag, die sich an diesem Donnerstag noch ausweiten dürften. Viele US-Technologietitel gelten als hoch bewertet und mithin als besonders anfällig für steigende Zinsen an den Kapitalmärkten, die die US-Staatsanleihen abbilden.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Donnerstag 0,7 Prozent auf 23 863 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,8 Prozent nach unten.

Die nächsten Akzente könnte am frühen Nachmittag die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen. Marktbeobachter gehen mehrheitlich davon aus, dass es nach zuletzt zehn Zinserhöhungen nun zu keiner weiteren Anhebung kommt. Der Inflationsdruck lässt inzwischen nach, die Konjunktur schwächelt.

Mit Blick auf weitere Einzeltitel im Dax fielen Mercedes-Benz auf mit einem Abschlag von 5,8 Prozent. Die Stuttgarter werden wegen harter Konkurrenz im Autogeschäft vorsichtiger mit der Prognose für das Gesamtjahr. Papiere von Rheinmetall legten dagegen um 2,7 Prozent zu, der Industriekonzern profitierte erneut vom Geschäft mit Waffen und Munition.

Schlechte Nachrichten gab es aus der Chip-Branche: Eine vorsichtigere Jahresprognose von Süss Microtec für das Geschäftsjahr ließ den Kurs des Chip-Zulieferers um 12 Prozent einbrechen. Im MDax der mittelgroßen Titel holten Aixtron anfängliche Verluste wieder auf. Der Ausrüster für die Chip-Branche blieb im dritten Quartal mit der Profitabilität hinter den Erwartungen zurück.

Siltronic legten um 3,2 Prozent zu, angetrieben von positiven Aussagen des Wafer-Herstellers zur Profitabilität. Beim Logistikdienstleister Kion enttäuschte im dritten Quartal der Nettogewinn, der Kurs fiel um 3,7 Prozent.

Nach laut Analysten enttäuschenden Kundenzahlen von Hellofresh im dritten Quartal sackte der Kurs des Versenders von Kochboxen um 11 Prozent ab. Beim Elektronikhändler Ceconomy liefen die Geschäfte dagegen zuletzt besser als erwartet, mit dem Kurs ging es um 2,5 Prozent nach oben./bek/jha/

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