Nigeria zeigt sich bei Scholz-Besuch bereit zu Gesprächen über Gas

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- von Andreas Rinke

Abuja (Reuters) - Nigerias Präsident Bola Ahmed Tinubu hat die Bereitschaft betont, mit Deutschland über Gaslieferungen zu sprechen.

"Der Bundeskanzler und ich hatten eine sehr intensive Diskussion darüber und wir sind bereit, Investitionen in Gaspipelines zu fördern", sagte Tinubu am Sonntag nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Abuja. Die Arbeit für eine LNG-Anlage, die Flüssiggas nach Europa erleichtern soll, sei bereits in vollem Gange.

Zuvor hatte Scholz das Interesse an einer Zusammenarbeit bei Gas und kritischen Rohstoffen betont. "Es gibt eine Bereitschaft, in diese zu investieren, insbesondere in die kritischen Mineralien", sagte Scholz. Der Kanzler betonte in einem deutsch-nigerianischen Wirtschaftstreffen, dass künftig zumindest die erste Verarbeitungsstufe von Rohstoffen in den Herkunftsländern selbst stattfinden solle.

Mit Blick auf Gas forderte er die stärkere Nutzung vorhandener Kapazitäten etwa in Nigeria. Dies erlaube anderen Staaten mehr Diversifizierung bei den Lieferländern, sagte Scholz. Und wenn mehr Gas aus dem Land den Weltmarkt erreiche, hätte dies auch eine dämpfende Auswirkung auf den Weltmarktpreis. Nigeria verfügt über die größten Gasvorkommen in Afrika, verfügt aber nur über ein unterentwickeltes Gasnetz.

Scholz äußerte zudem die Hoffnung, dass Deutschland und Nigeria spätestens im November eine frühere Vereinbarung zum Ausbau eines Stromnetzes in der größten afrikanischen Volkswirtschaft wieder mit Leben erfüllen könnten. Vor allem Siemens macht sich Hoffnungen auf Aufträge, wenn die großen Lücken im nigerianischen Stromnetz beseitigt werden. "Es ist die größte Aufgabe in Nigeria, den erzeugten Strom auch zu den Kunden zu bringen", sagte Scholz. Tinubu, der im Mai sein Amt angetreten hat, bekannt sich ebenfalls zu dem Plan. Zeitpunkt der Unterzeichnung könnte der 20. November sein, wenn ein großer Afrika-Gipfel in Berlin stattfinden soll.

Die Visite in Nigeria bildet den Auftakt einer dreitägigen Westafrika-Riese, die Scholz am Dienstag auch nach Ghana führt. Gleichzeitig reist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Sambia und Tansania. Bundesinnenministerin Nancy Faeser will in Marokko Anfang der Woche Gespräche über Migration führen.

Das Thema der Rücknahme von nicht geduldeten Asylbewerbern aus Nigeria spielte auch eine größere Rolle in dem Gespräch zwischen Scholz und dem nigerianischen Präsidenten. Bisher weigert sich Nigeria, von Deutschland ausgestellte Ersatzpapiere zu akzeptieren und ausgewiesene Asylbewerber zurückzunehmen, wenn diese keine Orginaldokumente mehr haben. Tinubu sagte nur, dass Nigeria bereit sei, Landsleute zurückzunehmen. Scholz sprach von einer baldigen Einigung und bot im Gegenzug eine legale Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem bevölkerungsreichsten afrikanischen Staat an, der mehr als 220 Millionen Einwohner hat.

Die Wirtschaftsbeziehungen spielten aber eine entscheidende Rolle in den Gesprächen in Abuja. Scholz wies auf das enorme Potenzial hin. Der Handel habe sich im Jahr 2022 von zwei auf drei Milliarden Euro erhöht, sei aber angesichts der Größe des Landes immer noch niedrig. Deutsche Firmen beschäftigen 17.000 Menschen in Nigeria. Teilnehmer seiner Wirtschaftsdelegation hätten gesagt, dass diese Zahl leicht um den Faktor zehn erhöht werden könne, sagte Scholz. Als Sektoren für deutsche Investitionen nannte er unter anderem Infrastruktur, Energie, Agrarwirtschaft, Bodenschätze, Kommunikationstechnologien sowie Verkehr und Logistik.

Scholz sprach sich zudem für den Aufbau einer afrikanischen Freihandelszone aus, weil die afrikanischen Staaten sehr wenig miteinander handelten. Dies gilt auch als Hemmnis für den Aufbau einer größeren Autoproduktion in Afrika. Auch der Präsident der Kommission der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, Omar Alieu Touray, bemängelte dies nach einem Treffen mit Scholz. Man versuche nun aber zwischen den Ecowas-Staaten das Stromnetz auszubauen. Er dankte Scholz, dass Deutschland die Regionalorganisation bereits mit 500 Millionen Euro unterstützt habe.

(Mitarbeit: Felix Onuah; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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