Lufthansa nach Rekordsommer optimistisch für 2024

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Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa blickt nach einem rekordträchtigen Reisesommer zuversichtlich nach vorne.

Der Ausblick bei den Buchungen sei positiv über dieses Jahr hinaus, während die Ticketpreise auf erhöhtem Niveau blieben, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel hat die Lufthansa ihre Flüge nach Tel Aviv bis Ende November eingestellt. Doch das mache nur ein Prozent der Passagierflüge aus. Buchungen in die gesamte Nahost-Region seien nur kurz nach Ausbruch des Konflikts Anfang Oktober vorübergehend gesunken. "Auch wenn die geopolitische Lage herausfordernd bleibt, stimmt uns unser Buchungsausblick positiv – nicht nur für ein sehr gutes Konzernergebnis in diesem Jahr, sondern auch darüber hinaus", erklärte Spohr.

Dank hoher Nachfrage und gestiegener Ticketpreise flogen die Airlines der Lufthansa im dritten Quartal einen Rekordumsatz ein. Das bereinigte Betriebsergebnis des Konzerns schnellte von Juli bis September um 31 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro - das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte nach dem Sommerquartal 2017 - damals hatte die Air-Berlin-Pleite der Lufthansa die Kasse gefüllt. Das Nettoergebnis stieg im Quartal noch stärker, um 47 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Sommer insgesamt, einschließlich des zweiten Quartals, war der profitabelste der Firmengeschichte. Der Konzernumsatz kletterte um acht Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Dass die Zahlen größtenteils besser ausfielen als am Markt erwartet und der Ausblick optimistisch blieb, beflügelte die Lufthansa-Aktien. Die MDax-Papiere legten um rund sieben Prozent auf bis zu 7,13 Euro zu, nachdem Airline-Aktien zuletzt stark unter der Skepsis von Anlegern gelitten hatten.

Bei hoher Nachfrage, größerem Angebot und stabil hohen Ticketpreisen flogen die Passagier-Airlines innerhalb des Konzerns fast den gesamten Gewinn ein. Dabei erzielten alle Marken - neben Lufthansa, Eurowings und Discover in Deutschland gehören dazu Swiss, Austrian und Brussels Airlines - zweistellige Margen bei im Vorjahresvergleich fast verdoppeltem Gewinn. Sie beförderten von Juli bis September 38 Millionen Passagiere, fünf Millionen mehr als im Vorjahr. Die Rendite verbesserte sich konzernweit um zweieinhalb Prozentpunkte auf 14,3 Prozent. Die Lufthansa-Rivalen in Europa waren noch profitabler, ebenfalls mit Rekordgewinnen: Air France-KLM steigerte die Marge auf 15,5 Prozent, der britisch-spanische Konzern IAG verdiente operativ sogar rund 20 Prozent.

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Trotz hoher Inflation und trüber Wirtschaftslage lassen sich vor allem Privatreisenden von gestiegenen Ticketpreisen nicht die Reiselust verderben. Die Durchschnittserlöse, ein Gradmesser für die Preise, waren im dritten Quartal zwei Prozent höher als im Vorjahreszeitraum und lagen 25 Prozent über dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der für die Luftfahrt desaströsen Corona-Pandemie. "Die Lufthansa Group erwartet auch in den kommenden Monaten eine starke Nachfrage nach Flugtickets", hieß es weiter. Wie bei anderen gestiegenen Preisen sei auch hier nicht mit einem Rückgang der Preise auf längere Sicht zu rechnen, erklärte Spohr. Häufiger als in der Vergangenheit gönnten sich Urlauber Buchungen in den teureren Premiumklassen.

Geschäftsreisende sind zurückhaltender: Bei deutlich weniger Inlandsflügen zählte die Lufthansa zuletzt innerhalb Deutschlands nicht einmal die Hälfte der Kunden verglichen mit 2019. Einschließlich der grenzüberschreitenden Geschäftsreisen waren es 60 Prozent. Die Erholung verläuft langsam, wie Finanzchef Remco Steenbergen erklärte. Bis Ende 2024 werde ein Anstieg auf 70 Prozent erwartet. Zugleich erzielen die Airlines bei Firmenkunden aber noch höhere Ticketpreise als bei Touristen.

Das Angebot soll im Schlussquartal 91 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen, im Gesamtjahr wie geplant 85 Prozent betragen und nächstes Jahr auf 95 Prozent steigen. Die Lufthansa bekräftigte das Gewinnziel für 2023 von mehr als 2,6 Milliarden Euro, obwohl nach neun Monaten davon schon 2,2 Milliarden Euro erreicht sind. Grund zur Vorsicht ist der Anstieg des Ölpreises, der die Treibstoffrechnung auf acht Milliarden Euro im Jahr steigern wird, etwa eine halbe Milliarde Euro mehr als im August geschätzt und als 2022.

Im kommenden Jahr will der MDax-Konzern, der die Rückkehr in die oberste Börsenliga anpeilt, acht Prozent Rendite schaffen - ein Niveau, das im vergangenen Jahrzehnt nur 2017/18 erreicht wurde. Spohr setzt darauf, dass die Nachfrage noch länger höher sein wird als das Angebot, wegen der Engpässe in Flugzeugbau und -wartung. "Überkapazitäten im Markt wie vor Corona sind unter diesen Rahmenbedingungen nicht denkbar, zumindest für die nächsten Jahre nicht."

(Bericht von Ilona Wissenbach; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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