Telefonica will Deutschland-Tochter O2 komplett übernehmen

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

München/Madrid (Reuters) - Der spanische Telekommunikations-Konzern Telefonica will seine börsennotierte Deutschland-Tochter enger an die Kandare nehmen und macht deren übrigen Aktionären ein fast zwei Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot.

Die Offerte sei ein Bekenntnis zu Deutschland, das neben Spanien, Großbritannien und Brasilien einer der vier Kernmärkte für Telefonica und "einer der attraktivsten Telekommunikationsmärkte in Europa" sei, hieß es in der Mitteilung vom Dienstag. Telefonica bietet 2,35 Euro je Telefonica-Deutschland-Aktie, fast 38 Prozent mehr als den Xetra-Schlusskurs vom Montag. "Wir sehen das als starkes Commitment", sagte Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas in einer Telefonkonferenz in München. Telefonica hält bereits fast 72 Prozent an der Deutschland-Tochter, die vor allem für ihre Mobilfunk-Marke "O2" bekannt ist.

Für die restlichen 28 Prozent müssten die Spanier 1,97 Milliarden Euro hinlegen. Ob Telefonica Deutschland danach von der Börse genommen werden soll, ließen die Spanier offen. Sie betonten jedoch, das Angebot diene auch dazu, die Struktur des Konzerns zu vereinfachen. Seit dem Börsengang vor elf Jahren muss der Deutschland-Vorstand auch die Interessen der übrigen Aktionäre berücksichtigen. Er kündigte an, das Übernahmeangebot von Telefonica zu prüfen.

Telefonica-Deutschland-Aktien schossen um 37 Prozent auf 2,34 Euro nach oben. Sie haben seit Jahresbeginn 26 Prozent verloren. Telefonica-Papiere gaben in Madrid 1,7 Prozent nach.

Die außenstehenden Aktionäre müssten möglicherweise in den nächsten Jahren mit einer niedrigeren Dividende rechnen, wenn sie das Übernahmeangebot nicht annnähmen, deutete Telefonica an. Dieses biete allen Aktionären, die vor allem wegen der Dividende in Telefonica Deutschland investierten, "eine attraktive Gelegenheit, sich Liquidität zu einem erheblichen Aufschlag zu verschaffen", hieß es in der Mitteilung. Künftig werde sich die Ausschüttung an dem Finanzbedarf orientieren, der sich aus den Wachstumsplänen für das Deutschland-Geschäft ergebe. Die für 2023 versprochene Dividende von 18 Cent je Aktie solle aber nicht angetastet werden.

O2 will bis 2025 vor allem sein 5G-Netz ausbauen. Telefonica will am Mittwoch seine globale Strategie für die nächsten Jahre vorstellen.

Die Ankündigung aus Spanien überschattete die Zahlen für das dritte Quartal, die Telefonica Deutschland vorlegte. Dank eines robusten Kundenwachstums seien die Erlöse um zwei Prozent auf 2,13 Milliarden Euro gewachsen, das bereinigte Betriebsergebnis habe sich um vier Prozent auf 665 Millionen Euro verbessert. "Rund 400.000 neue Mobilfunkvertragskundinnen und -kunden im Quartal sind ein Spitzenwert in unserer Branche", sagte Haas. Insgesamt kommt O2 auf mehr als 43 Millionen Mobilfunk-Kunden. "Nach einem starken dritten Quartal sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2023 zu erreichen." Umsatz und Gewinn sollen um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz wachsen. Nach neun Monaten liegt der Umsatz fast fünf Prozent über Vorjahr, das operative Ergebnis um knapp drei Prozent.

(Bericht von Alexander Hübner; Mitarbeit: Inti Landauro und Emma Pinedo; Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Meistgelesene Artikel