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So sicherst du dein Depot gegen Kursverluste ab

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Gewinne am Aktienmarkt einfahren, ohne Verluste zu riskieren? Mithilfe von Derivaten ist das möglich - jedenfalls theoretisch. In der Praxis haben solche Strategien ihre Tücken – und ihren Preis.

Quelle: Onvista

Heutzutage lässt sich vom Auto bis zur neuen Einbauküche so gut wie alles versichern. Doch was ist mit deinem Depot? Gibt es auch dafür ein Sicherheitsnetz, das dich vor Verlusten schützt? Die Antwort lautet tatsächlich: Ja. Auch dein Wertpapierdepot kannst du dagegen absichern, dass es in schlechten Marktphasen bergab geht. Das Instrument dafür sind keine klassischen Versicherungspolicen, sondern sogenannte Derivate.

Was sind Derivate?

Unter den Begriff „Derivat“ fällt eine breite Palette ganz unterschiedlicher Finanzinstrumente, darunter Optionen, Swaps, Futures oder Short-ETFs. Sie alle funktionieren unterschiedlich, haben aber zwei Dinge gemeinsam: Erstens kaufen Investoren mit einem Derivat eine vertragliche Pflicht oder ein Recht, das für die Zukunft gilt. Zweitens basiert der Wert von Derivaten immer auf der Preisentwicklung anderer Vermögenswerte, zum Beispiel Aktien, Anleihen, Währungen oder Rohstoffe. Daher auch der Name, der vom lateinischen Wort „derivare“ für „ableiten“ stammt. Derivate haben also keinen Wert an sich, dieser hängt viel mehr von einem anderen Titel ab. Derivate dienen dabei vor allem dem Risikomanagement, lassen sich aber auch zur Spekulation nutzen. Mithilfe von Hebeleffekten lassen sich alle möglichen Konstruktionen schaffen, um beispielsweise Gewinne zu vervielfachen oder Verluste zu verkleinern.

Wie lassen sich mit Derivaten Gewinne einloggen?

Wer mithilfe von Derivaten nun sein Risiko eindämmen, also eine Art Airbag fürs Portfolio kaufen will, kann das zum Beispiel mit einer Put-Option tun (die hier erklärt wird). Damit kaufst du dir das Recht, ein Wertpapier zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem bestimmten Mindestpreis zu verkaufen. 

Ein fiktives Beispiel: Du hast in Meta-Aktien zu je 300 Euro das Stück investiert und befürchtest, dass der Kurs bald fällt. Mit einer Put-Option kannst du dir nun das Recht kaufen, deine Aktien in den nächsten zwölf Monaten auf jeden Fall für 250 Euro das Stück wieder zu verkaufen – ganz egal, was sie gerade wert sind. Fällt der Meta-Kurs tatsächlich unter 250 Euro, kannst du die Aktien also zu einem besseren Preis abstoßen und hast so Verluste vermieden. Steigt die Meta-Aktie im Kurs, lässt du das Derivat verfallen. Die Kosten sind dann sozusagen die Versicherungsprämie gewesen, schmälern somit den Gewinn. 

Stattdessen könntest du dein Portfolio auch mithilfe von Futures absichern. Diese sind aber im Gegensatz zu Optionen unbedingte Termingeschäfte. Das heißt – um beim Beispiel zu bleiben – würde die Meta-Aktie im Wert auf 500 Euro steigen, würdest du dich mit einem Future verpflichten, sie trotzdem zum vereinbarten Zeitpunkt für 250 Euro zu verkaufen. Das Verlustrisiko ist somit erheblich höher. 

Zu den handelsüblichen Derivaten gehören vor allem Zertifikate. Das sind – ähnlich wie Anleihen – Schuldverschreibungen einer herausgebenden Bank. Bei solchen Verträgen leihst du einer Bank Geld und diese sichert dir eine Rückzahlung zu. Die kann je nach Marktumfeld größer oder kleiner ausfallen als der eingesetzte Betrag. Allerdings dürfte seit der Insolvenz der Lehman-Bank klar sein, dass dieses Derivat hochriskant, komplex und nur für erfahrene Anleger geeignet ist. Dafür spricht allein schon das Emittentenrisiko: Sollte der Herausgeber des Zertifikats pleitegehen, verlierst du im schlimmsten Fall dein eingesetztes Geld.

Short-ETFs schützen dich im Gegensatz dazu als Sondervermögen davor, dass der Emittent pleitegeht. Dieses Instrument spiegelt Index-Kurse, bildet also genau den gegenteiligen Verlauf ab. Gehst du zum Beispiel davon aus, dass dein Dax-ETF bald an Wert verliert, könntest du mithilfe eines Short-Dax-ETF fallende Kurse ausgleichen. Sollte der Kurs des Index dann tatsächlich abrutschen, würdest du mithilfe deines Short-ETFs Gewinne erzielen, welche die Verluste aus deinem Dax-ETF wettmachen (bei gleicher Investitionssumme). Der Nachteil: Gewinne werden dementsprechend auch aufgefressen. In turbulenten Marktphasen können Anleger mit dieser Strategie ihre bisherigen Gewinne eine Zeitlang einfrieren.

Lohnen sich Derivate für Privatanleger?

Rendite mitnehmen ohne Kursverluste einzufahren: Das klingt verlockend. Dennoch sind Derivate riskant und für Privatanleger als Absicherungsstrategie kaum zu empfehlen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind es oft komplexe Finanzinstrumente, die es – wie bei jedem Investment – zunächst einmal gründlich zu verstehen gilt. Das erfordert viel Zeit und ein tiefes Verständnis vom Marktgeschehen.

Dazu kommt: Ob die Wertpapiere, gegen deren Kursverlust du dich abgesichert hast, tatsächlich im Wert fallen, steht in den Sternen. Die Kosten für das Derivat selbst sind dagegen so sicher wie das Amen in der Kirche. Steigen die Kurse also wider Erwarten, hast du in jedem Fall Rendite eingebüßt, bleibst also auf den Kosten sitzen. Langfristig gewinnst du mit dieser Strategie dann nichts. Fallen die Kurse tatsächlich, stehst du zwar zunächst auf der Gewinnerseite. Auch dann musst du aber den richtigen Zeitpunkt abpassen, um wieder in den Markt einzusteigen. Denn nur wenn du teurer verkaufst und billiger einkaufst, hast du am Ende profitiert. Am richtigen Timing scheitern auf lange Sicht die meisten Anleger. 

Als Privatanleger fährst du statistisch betrachtet besser mit einer Buy-and-Hold-Strategie. Statt zeitweise Kursverluste durch Derivate abzusichern, streust du von Vornherein dein Risiko ausreichend breit und sitzt den nächsten Crash einfach aus.

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