Hensoldt - Keine konkreten Joint-Venture-Pläne mit Leonardo

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Rom/München (Reuters) - Zwischen dem Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt und seinem italienischen Großaktionär Leonardo könnte es wieder zu einer Annäherung kommen.

"Wir nehmen die Prüfung eines Jonit-Ventures wieder auf", sagte Leonardo-Chef Robert Cingolani am Donnerstagabend in einer Telefonkonferenz. "Wir sprechen mit dem neuen Management (von Hensoldt), was wir zusammen machen können." Die Tür sei offen. Er hoffe, dass er in den nächsten Monaten Neues verkünden könne. Ein Hensoldt-Sprecher bestätigte am Freitag, dass der künftige Vorstandschef Oliver Dörre sich in Rom mit Cingolani getroffen habe. Es gebe eine Liste möglicher Kooperationsprojekte. "Aber es gibt keine konkreten Pläne für Joint Ventures", betonte er.

Das Verhältnis von Hensoldt und Leonardo war zuletzt nicht reibungslos. Der scheidende Hensoldt-Chef Thomas Müller hatte vor einem Jahr eine Übernahme der Rüstungselektronik-Sparte von Leonardo ins Gespräch gebracht, war dabei aber in Italien auf taube Ohren gestoßen. Der damalige Leonardo-Chef Alessandro Profumo hatte die Äußerungen als "missverständlich" bezeichnet.

Leonardo war nach dem Börsengang von Hensoldt mit 25 Prozent bei dem bayerischen Hersteller von Sensoren und Radaren eingestiegen, hatte seine Beteiligung im Zuge einer Kapitalerhöhung Ende 2023 aber auf knapp 23 Prozent verwässern lassen. Das hatte Spekulationen über ein abgeflautes Interesse an einer Zusammenarbeit in der zersplitterten europäischen Rüstungsbranche befeuert. Cingolani versuchte die Bedeutung des Schritts herunterzuspielen: Leonardo habe sich nie gegen die Kapitalerhöhung gewehrt. Und die deutsche Bundesregierung, die mit 25,1 Prozent eine Sperrminorität an Hensoldt hält, habe das transparente Vorgehen der Italiener dabei begrüßt.

Leonardo hatte am Donnerstagabend seine Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr vorgelegt. Das trieb die Aktien an der Mailänder Börse am Freitag um 4,4 Prozent auf ein 16-Jahres-Hoch. Cingolani nannte das Zahlenwerk "vielversprechend", fügte aber an, es gebe noch viel Spielraum für Verbesserungen. Der Auftragseingang wuchs um 3,8 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro, unter anderem dank eines Hubschrauber-Auftrags aus Polen. Das operative Ergebnis (Ebita) legte um 5,8 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro zu und traf damit genau die eigene Prognose. Cingolani will am 12. März seine Strategie bis 2028 vorlegen. Erwartet wird, dass er sich dabei auf Kooperationen mit anderen Rüstungskonzernen in Europa fokussieren wird. Die weltweite Sicherheitslage öffne für die Branche ein gutes Zeitfenster.

(Bericht von Giulia Segreti und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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