Automarkt Europa erholt sich weiter - aber zaghaft

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(Reuters) - Der Automarkt in Europa hat im Juni weiter Boden gutgemacht.

Mit einem Plus von gut vier Prozent erreichten die Neuwagenverkäufe nach Daten des Herstellerverbandes ACEA den höchsten Stand seit knapp fünf Jahren. Im ersten Halbjahr kamen in den 27 EU-Staaten 5,7 Millionen neue Autos auf die Straßen, wie der Verband am Donnerstag mitteilte. Das waren zwar 4,5 Prozent mehr als im Vorjahrszeitraum, aber noch 18 Prozent weniger als vor der 2020 ausgebrochenen Corona-Krise. Es gehe nur zaghaft aufwärts wegen der schwachen Konjunktur, Inflation, politischer Instabilität in der EU und geopolitischer Spannungen wie dem Ukraine-Krieg, erklärte Constantin Gall, Autoexperte der Unternehmensberatung EY.

In den viereinhalb Jahren seit Ausbruch der Pandemie wurden nach Berechnungen von EY in der EU 20 Millionen Neuwagen weniger verkauft als im Vorkrisenzeitraum. Die Autokonzerne hätten mit ständiger Unterauslastung zu kämpfen. "An Kapazitätsanpassungen wird man nicht vorbeikommen – zumal mit den chinesischen E-Auto-Herstellern neue Wettbewerber auf den Markt drängen." Von den deutschen Autobauern schaffte Branchenprimus Volkswagen im ersten Halbjahr mit vier Prozent das stärkste Wachstum. BMW legte um 1,5 Prozent zu (Marktanteil 6,3 Prozent), während der Absatz von Mercedes-Benz um 2,4 Prozent schrumpfte und der Marktanteil auf 5,0 Prozent sank.

Die Zahl der Neuzulassungen von reinen E-Autos schrumpfte im vergangenen Monat um ein Prozent. Der rasante Anstieg von Elektro-Fahrzeugen in Belgien und Italien mit Zuwächsen von 50,4 beziehungsweise 117,4 Prozent konnte zweistellige Rückgänge in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich nicht ausgleichen. Hierzulande sind die E-Autoverkäufe mit dem Wegfall der staatlichen Förderung Ende letzten Jahres eingebrochen. "Deutschland ist der kranke Mann Europas, was Elektroautos betrifft", sagte Lucien Mathieu, Autoexperte der Umweltorganisation Transport & Environment.

EIN BISSCHEN ELEKTRO GEFRAGT

Europaweit ein Renner sind Hybridwagen mit integriertem, nicht extern aufladbarem Elektromotor. Sie sparen durch zeitweises elektrisches Fahren etwas Sprit ein. Von Januar bis Juni fanden mit 1,7 Millionen gut ein Fünftel mehr solcher Wagen Käufer. Sie liegen bei den Antriebsarten damit knapp hinter reinen Benzinern, die mit zwei Millionen Stück den Markt dominieren. Zu den erfolgreichen Herstellern gehört Renault. Der französische Marktführer verkaufte von Hybrid-Modellen wie Clio und Captur im ersten Halbjahr 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ihr Absatzanteil lag konzernweit mit rund 18 Prozent höher als der von reinen batterieelektrischen Autos, auf die zwölf Prozent aller verkauften Autos entfielen.

Beim schwedischen Autobauer Volvo, der dem chinesischen E-Autohersteller Geely gehört, ist fast jedes zweite verkaufte Auto elektrifiziert. Volvo importiert Elektroautos aus China und ist damit von den im Juli vorläufig eingeführten Strafzöllen der Europäischen Union betroffen. Die Schweden rechnen mit einem Dämpfer für den kräftig steigenden Absatz. Die Prognose lautet jetzt zwölf bis 15 Prozent statt 15 Prozent Wachstum für 2024, das wären 793.000 bis 815.000 Autos. Das Unternehmen wolle einen Boden einziehen, da Gegenwind aufkomme, erklärte Vorstandschef Jim Rowan. "Das ist wirklich getrieben von den Zöllen." Im zweiten Quartal schnellte der operative Gewinn um 60 Prozent auf umgerechnet rund 690 Millionen Euro.

(Bericht von Greta Rosen Fondahn, Alessandro Parodi, Marie Mannes, Ilona Wissenbach, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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