Automatisierungstechnik bleibt Sorgenkind für Siemens
Berlin (Reuters) - Die Erholung im Geschäft mit Automatisierungstechnik lässt bei Siemens länger auf sich warten als noch vor wenigen Monaten angenommen.
Siemens-Chef Roland Busch sagte am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen, im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres und in der ersten Hälfte des kommenden Geschäftsjahres sei keine Belebung in Sicht, erst danach könnte es besser werden. Bei einigen Frühindikatoren seien erste Anzeichen einer Entspannung zu erkennen. "Aber es ist viel zu früh, um in einer Schwalbe einen Sommer zu sehen."
Insbesondere das Geschäft in China bereitet Siemens seit Monaten Kopfzerbrechen. Dort seien die Lagerbestände bei Kunden, Händlern und Siemens selbst zwar nicht mehr ganz so hoch wie noch vor einem Vierteljahr, auch dank der Konjunkturprogramme der Regierung, sagte Finanzchef Ralf Thomas. Der Auftragseingang stabilisiere sich und sei verglichen mit dem sehr schwachen Vorjahresquartal gestiegen. "Allerdings war das Preisumfeld aufgrund des Wettbewerbsdrucks deutlich herausfordernder."
Doch auch in Europa kommen die Geschäfte mit Automatisierungstechnik nur schleppend in Gang. Exportabhängige Branchen wie der Maschinenbau oder die Autoindustrie halten sich mit Investitionen zurück. "Die jüngsten Makroindikatoren weisen darauf hin, dass die Lage in der Industrie weiterhin herausfordernd bleibt", sagte Busch. "Daher erwarten wir, dass sich die Nachfrage langsamer erholen wird als ursprünglich angenommen." Der Konzern hält an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September fest, geht jedoch davon aus, dass beim Umsatz konzernweit ein Plus am unteren Ende der Spanne von vier bis acht Prozent erzielt wird.
SOFTWARE-GESCHÄFT BOOMT
Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz um fünf Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft legte um elf Prozent zu auf drei Milliarden Euro und damit stärker als vom Unternehmen befragte Analysten erwartet hatten. Stephan Bauer, Analyst beim Bankhaus Metzler, sagte, nach einem turbulenten zweiten Quartal sei das dritte Quartal des Geschäftsjahres bis Ende September wieder solide verlaufen. Positiv sei insbesondere, dass in der Sparte Digital Industries, zu der die Automatisierungstechnik gehört, das Software-Geschäft gut gelaufen sei.
Der Umsatz mit Lizenzen für Industrie-Software schnellte um 82 Prozent nach oben. Inzwischen erwirtschaftet die Sparte zwei Fünftel ihres Umsatzes mit Software. Hier seien einige große Lizenzverträge abgeschlossen worden, sagte Busch. "In diesem Ausmaß wird das aber nicht wiederholbar sein."
Der Auftragseingang des Konzerns lag mit 19,8 Milliarden Euro um 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau, aber höher als Analysten vorhergesagt hatten. Dabei spielte vor allem ein deutlicher Rückgang bei den Bestellungen in der Sparte Mobility eine Rolle: 2023 hatte der Bereich einen Auftrag über 2,5 Milliarden Euro aus Ägypten für ein schlüsselfertiges Bahnsystem und einen zweiten Auftrag für S-Bahn-Züge für 2,1 Milliarden Euro aus Deutschland erhalten.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)