IG Metall - Beschäftigung im deutschen Schiffbau steigt leicht
Berlin (Reuters) - Trotz der Schieflage der Meyer Werft läuft es im übrigen Schiffbau in Deutschland einer Umfrage zufolge vergleichsweise gut.
Das Beschäftigungswachstum setze sich nach der Corona-Krise das zweite Jahr in Folge fort - "allerdings auf niedrigem Niveau", teilte die Gewerkschaft IG Metall Küste am Freitag zu einer Umfrage unter Betriebsräten aus der Branche mit. Demnach stieg die Zahl der Stammbeschäftigten 2024 um knapp 800 oder 5,3 Prozent auf 15.824. Zum Vergleich: 2019 und damit vor der Virus-Pandemie zählten die Werften noch 18.274 Mitarbeitende. Allerdings sollen im Zuge der geplanten Rettungsmaßnahmen für die Meyer Werft in Papenburg 340 Arbeitsplätze abgebaut werden.
"Der Schiffbau ist von strategischer Bedeutung für die Energieversorgung, Handel und Sicherheit in Deutschland", erklärte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. "Wir brauchen weiter die Kenntnisse und Fertigkeiten im Land und dürfen nicht in eine weitere Abhängigkeit zum Beispiel von China geraten." Entsprechend bräuchte man mehr Beschäftigte und Fachkräfte auf den Werften, um etwa Konverterplattformen für Windparks auf offener See zu bauen oder die Marine gut auszurüsten.
Derweil zeigt die Umfrage auch, dass bei einigen Betrieben Vollauslastung herrscht und Jobaufbau geplant ist, während andere Werften eher vor einer unsicheren Zukunft und Entlassungen stehen. Im Schnitt seien die Auftragsbücher bis Ende 2027 gefüllt. Zudem spüren viele Unternehmen einen Fachkräftemangel, der teilweise bereits die Produktion einschränkt. Im Schnitt sind die Beschäftigten 46 Jahre alt, wobei die über 55-Jährigen die größte Gruppe stellen. "Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe wird zukünftig stark davon abhängen, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen und zu halten", sagte Friedrich.
Der Schiffbau in Deutschland konzentriert sich im Wesentlichen auf drei Werftengruppen. Über 70 Prozent aller Beschäftigten sind in diesen Betrieben tätig - bei ThyssenKrupp Marine Systems, der Meyer Gruppe und der Lürssen-Gruppe. Die Umfrage umfasst insgesamt 46 Werftbetriebe oder -standorte im militärischen und zivilen Schiffbau. Bei der 1795 gegründeten Meyer Werft wollen der Bund und das Land Niedersachsen 400 Millionen Euro zuschießen, vorübergehend etwa 80 Prozent der Anteile übernehmen und staatliche Bürgschaften von insgesamt rund zwei Milliarden Euro beisteuern. Der Konzern ThyssenKrupp sucht für seine Werftentochter Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) einen neuen Eigner. Der Finanzinvestor Carlyle führt dazu bereits Gespräche, zudem wird ein Einstieg der Bundesregierung diskutiert.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)