China-Konjunkturpaket treibt Europas Börsen - Ifo enttäuscht

Reuters · Uhr
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Frankfurt (Reuters) - Kräftige Finanzspritzen für die chinesische Wirtschaft haben an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag Wirkung gezeigt.

Der EuroStoxx50 gewann 1,1 Prozent. Der Dax ging 0,8 Prozent fester bei 18.996 Punkten aus dem Handel, nachdem er kurzzeitig wieder über die 19.000er Marke gelugt hatte. Die US-Börsen lagen ebenfalls im Plus. Um die Wirtschaft aus der Deflation zu holen, hat die chinesische Zentralbank ihr größtes Konjunkturprogramm seit der Pandemie vorgestellt. China lockert seine Geldpolitik, versorgt Banken mit mehr Kapital und senkt die Hürden beim Immobilienkauf. Fallende Preise und steigende Risiken sorgten schon seit langem für Zurückhaltung der Immobiliensparer beim Konsum.

Die Maßnahmen könnten auch der Industrie in Deutschland zugutekommen. "Als Exportweltmeister benötigen die Unternehmen hierzulande eine starke chinesische Konjunktur, um wieder wachsen zu können, da vom Inland gerade nicht viel zu erwarten und der Wirtschaftsstandort deutlich ins Hintertreffen geraten ist", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Die Fernost-Fantasie rückte bei den Investoren Export- und Industrieaktien wieder in den Fokus. Aktien deutscher Autohersteller wie BMW, Porsche zählten mit Kursgewinnen von 3,6 und 2,2 Prozent zu den Dax-Favoriten.

LUXUS UND ROHSTOFFE GEFRAGT

Neben den Aktienmärkten in Fernost und Europa trieb Chinas Konjunkturpaket auch die Rohstoffpreise in die Höhe. Eisenerz verteuerte sich um knapp fünf Prozent und damit so stark wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Auch der Ölpreis zog an. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils mehr als ein Prozent auf 74,80 Dollar und 71,28 Dollar pro Barrel. "Der Rohölmarkt wartet verzweifelt auf weitere Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Behörden, um der Konjunkturabschwächung entgegenzuwirken", kommentierte Tony Sycamore, Analyst bei IG. Die Volksrepublik ist weltweit der größte Ölimporteur.

Luxuskonzerne wie LVMH, Hermes, Kering, Dior und Burberry verteuerten sich um bis zu 3,8 Prozent. In Zürich ging es für Richemont 4,2 Prozent aufwärts. Die Volksrepublik sei bei weitem der größte Markt für europäische Luxusgüter, sagte Ben Laidler, Leiter der Aktienstrategie bei Bradesco BBI. "Das ist die Verbindung, die die Investoren herstellen und die darauf vertrauen, dass sich dieser chinesische monetäre Anreiz auf die Kaufkraft der chinesischen Verbraucher auswirken wird."

IFO-INDEX UND US-VERBRAUCHERLAUNE ENTTÄUSCHEN

Selbst enttäuschende Konjunkturdaten nahmen den Anlegern nicht den Wind aus den Segeln. Das Ifo-Geschäftsklima als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland sank überraschend stark auf 85,4 Zähler von 86,6 Punkten im Vormonat. Zuletzt hatte bereits die Umfrage unter Einkaufsmanagern für die hiesige Privatwirtschaft den Hoffnungen auf einen Aufschwung einen kräftigen Dämpfer versetzt: Das Barometer rutschte im September noch tiefer unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, wie S&P Global jüngst mitteilte.

Am Devisenmarkt ging es für den Dollar abwärts. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, verlor 0,3 Prozent 100,67 Punkte. Die Konsumstimmung in den USA hat sich wenige Wochen vor der mit Spannung erwarteten Präsidentschaftswahl so stark eingetrübt wie seit gut drei Jahren nicht mehr. Das Barometer für die Verbraucherlaune sank im September auf 98,7 Punkte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 104,0 Zählern gerechnet.

(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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