Blinken startet neue Nahost-Mission - Impuls nach Tod Sinwars

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(neu: Hochstein-Aussagen, Arabische Liga, Einzelheiten)

- von Humeyra Pamuk und Maya Gebeily und Nidal al-Mughrabi

Washington/Beirut (Reuters) - Die USA starten einen neuen Vermittlungsversuch, um einen Waffenstillstand zwischen Israel und der radikal-islamischen Hisbollah im Libanon sowie der Hamas im Gazastreifen auszuhandeln.

Außenminister Antony Blinken werde am Montag zu seiner elften Nahost-Reise seit Beginn des Gazakrieges vor gut einem Jahr aufbrechen, teilte das Außenministerium in Washington mit. Parallel dazu wurde der US-Gesandte Amos Hochstein in der libanesischen Hauptstadt Beirut erwartet. Israel griff unterdessen erneut Ziele der Hisbollah im Libanon an. Auch im Norden des Gazastreifens gingen israelische Streitkräfte wieder gegen mutmaßliche Stellungen der radikal-islamischen Hamas vor.

Blinken wird den Angaben zufolge zunächst Israel besuchen. Die weiteren Stationen wurden nicht genannt. Blinken werde in der Region unter anderem über ein Ende des Kriegs, eine Freilassung der Geiseln der Hamas und "eine Linderung des Leidens des palästinensischen Volkes" sprechen. Auch werde diskutiert, wie der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz mit Sitz im Libanon beendet werden könne. Hochstein sagte bei einer Pressekonferenz, es werde nicht ausreichen, wenn sich beide Seiten lediglich zur UN-Resolution 1701 bekennen würden. Zusätzliche Schritte müssten "fair, akkurat und transparent" umgesetzt werden.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, forderte einen sofortigen Waffenstillstand und einen Abzug aller israelischen Streitkräfte aus dem Libanon. Auf die Frage, ob die Hisbollah zerstört werden könne, sagte Gheit: "Man kann eine Idee nicht zerstören."

Die US-Regierung erhofft sich einen neuen Impuls für Verhandlungen, nachdem Hamas-Chef Jahja Sinwar von israelischen Streitkräften vergangene Woche ausgeschaltet wurde. Sinwar gilt als Drahtzieher des Hamas-Massakers vom 07. Oktober 2023, bei dem 1200 Israelis getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Dies hatte den massiven Feldzug Israels in dem palästinensischen Küstengebiet ausgelöst, bei dem nach Hamas-Angaben bislang mehr als 42.500 Menschen getötet worden sind.

"DIE LETZTE CHANCE"

Die Hisbollah im Libanon unterstützt die Hamas und feuert seitdem permanent Raketen auf Israel, das wiederum nun einen Feldzug gegen die vom Iran kontrollierte Organisation im Libanon führt. Dabei ist die Führung der Hisbollah bereits weitgehend ausgeschaltet worden. In der Nacht zum Montag griff Israel erneut Ziele in Beirut, im Südlibanon und im Bekaa-Tal an. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor. Im Visier waren dabei Zweigstellen eines alternativen Bankensystems. Nach israelischen Angaben wird das System von der Hisbollah zur Finanzierung ihrer Operationen betrieben. Das Bankensystem Al-Kard Al-Hassan Association hat mehr als 30 Zweigstellen im Libanon, darunter 15 in dicht besiedelten Teilen der Hauptstadt Beirut und in den Vororten. Weder die Hisbollah noch die libanesische Regierung nahmen zunächst Stellung.

Der US-Gesandte Hochstein sollte am Montag den geschäftsführenden libanesischen Ministerpräsidenten Najib Mikati und Parlamentspräsident Nabih Berri treffen. Berri sagte dem Sender Al-Arabiya am Wochenende, Hochsteins Besuch sei "die letzte Chance vor den US-Wahlen" in zwei Wochen, um eine Waffenruhe zu erreichen.

Befürchtet wird allerdings eher eine weitere Eskalation, da Israel angekündigt hat, für iranische Raketenangriffe Anfang Oktober Vergeltung üben zu wollen. Ziel der israelischen Regierung ist, Zehntausende wegen der Hisbollah-Raketen aus dem Norden des Landes evakuierte Menschen in ihre Heimat zurückzubringen. Dazu soll eine Art Pufferzone im Süden des Libanon eingerichtet werden, aus der die Hisbollah-Kämpfer vertrieben werden sollen.

Israel übermittelte der US-Regierung nach einem Bericht des Nachrichtenportals Axios ein Dokument mit Forderungen. Danach sollen die israelischen Streitkräfte im Südlibanon durchsetzen dürfen, dass sich die Hisbollah nicht wieder bewaffnet, auch die libanesische Luftwaffe soll im libanesischen Luftraum freie Hand haben. Ein US-Beamter sagte Axios, es sei höchst unwahrscheinlich, dass der Libanon und die internationale Gemeinschaft Israels Bedingungen zustimmen würden.

DSCHABALIA IN NORD-GAZA IM FOKUS ISRAELS

Im Norden des Gazastreifens sprengten israelische Streitkräfte in Dschabalia Wohnhäuser und belagerten Schulen sowie Unterkünfte für Vertriebene, wie Anwohner und Mediziner berichteten. Männer wurden demnach zusammengetrieben und Frauen aufgefordert, das Lager zu verlassen. Mediziner lehnten Befehle der israelischen Armee ab, drei Krankenhäuser in der Region zu räumen oder die Patienten unbeaufsichtigt zu lassen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden wurden 18 Menschen in Dschabalia und acht weitere im Gazastreifen getötet.

Das israelische Militär teilte mit, die Bodenoperationen im gesamten Gazastreifen fortzusetzen. In einer Stellungnahme hieß es, im Laufe des vergangenen Tages hätten die Truppen militante Infrastruktur und Tunnelöffnungen demontiert und Kämpfer im Gebiet von Dschabalia getötet. Zur aktuellen Lage der Krankenhäuser und Lager äußerte sich das Militär nicht.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi in Kairo; Laila Bassam, Maya Gebeily und Emilie Madi in Beirut, Clauda Tanios in Dubai und Jonathan Saul in Jerusalem; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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