Kolumne von Andreas Lipkow

So lief es 2024 an den asiatischen Börsen - und das bringt das neue Jahr

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Das Jahr 2024 brachte für die asiatischen Finanzmärkte gemischte Entwicklungen: geopolitische Herausforderungen, wirtschaftliche Anpassungen und Branchentrends prägten das Bild. Was in diesem Jahr entscheidend wird.

Quelle: Elena Ermakova/Shutterstock.com

Chinas Wirtschaft wuchs im Jahr 2024 mit einer Rate von 4,8 Prozent, was eine Abkühlung gegenüber den Vorjahren darstellt. Die von der chinesischen Regierung vorgegebenen fünf Prozent Wachstumsrate werden voraussichtlich nicht erreicht werden können.

Die anhaltenden Probleme im Immobiliensektor, wie die Insolvenz von Evergrande und weiteren großen Bauträgern, führten zu Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Des Weiteren drückt die anhaltende Konsumzurückhaltung der Chinesen auf die Umsatzentwicklungen der Unternehmen und birgt die Gefahr einer deflationären Preistendenz.

Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn sich die chinesische Volkswirtschaft nach den Jahren des hohen Wirtschaftswachstums in einer Phase der Deflation wiederfinden würde. Als Blaupause können die wirtschaftlichen und preispolitischen Entwicklungen Japans in den 1990er-Jahren herangezogen werden.

China versucht, die Wirtschaft anzukurbeln

Angetrieben durch die Entwicklungen bemühte sich die Regierung zuletzt, durch fiskalpolitische Anreize und geldpolitische Lockerungen die Binnennachfrage anzukurbeln. Dazu wurde der Leitzins in China abgesenkt und die Kreditvergabe im Immobiliensektor ausgeweitet. Zudem lockerte die chinesische Regierung die stringenten Vorgaben und Mindest-Kapitalanforderungen zum Erwerb von Immobilien.

Nach Jahren der Abschwächung erholte sich der chinesische Immobilienmarkt allmählich. Die Regierung setzte zudem auf die Unterstützung staatlicher Immobilienunternehmen. Dennoch blieben Unsicherheiten über die langfristige Entwicklung bestehen.

Als weiterer Belastungsfaktor auf das Wachstum werden die anhaltenden Handelsspannungen mit den USA und die geopolitischen Risiken wirken.

Hohe Volatilität auf den chinesischen Aktienmärkten

An den Aktienmärkten in China zeigte sich teilweise eine hohe Volatilität auf. Die Aktien von Technologiewerten, insbesondere im Bereich künstlicher Intelligenz und Halbleiter, waren aufgrund staatlicher Förderprogramme und steigender Nachfrage gefragt.

Die Blockadehaltung der USA gegen Auslieferungen von KI-fähigen Halbleitern nach China sorgte in einigen Segmenten für Unsicherheit und hohe Volatilität. Daraus resultierte eine hohe Nachfrage nach den Aktien von Unternehmen wie Tencent, Alibaba und Xiaomi, weil diese durch Schlagzeilen in den Fokus der Investoren geraten sind.

BYD, ein führender Hersteller von Elektrofahrzeugen, erlebte Kursgewinne durch die steigende Nachfrage nach EVs im In- und Ausland. Der chinesische Automotivesektor konnte sich im aktuellen Handelsjahr 2024 teilweise sehr gut erholen.

Allerdings wurden auch Bedenken hinsichtlich einer möglichen Überbewertung dieser Sektoren laut.

Indien: Führend in Wachstumsdynamik

Indien setzte seine Position als schnellwachsende große Volkswirtschaft fort, mit einem Wachstum von sieben Prozent im Jahr 2024. Die Märkte profitierten von massiven Investitionen in die Infrastruktur und der fortgesetzten Digitalisierung des Landes.

Die NSE (National Stock Exchange) verzeichnete Rekordstände, insbesondere in den Technologie-, Pharma-, IT- und Bankensektoren. Der indische Immobilienmarkt zeigte sich im Gegensatz zu dem in China sehr robust, insbesondere in den großen Städten Indiens. Die Nachfrage nach Wohnraum und Gewerbeflächen blieb hoch.

Im Fokus der Investoren standen dadurch die Aktien der IT-Dienstleister wie zum Beispiel Infosys und TCS. Diese Aktien führten den IT-Boom an, da globale Unternehmen weiterhin in digitale Transformation investierten und auf das Outsourcing in Richtung indischer IT-Dienstleister angewiesen sind.

Auch die Aktien von Reliance Industries blieb ein Schlüsselkurstreiber, vor allem durch Fortschritte in den Bereichen Petrochemie und Telekommunikation.

Japan: Wachstum trotz Herausforderungen

Japans Wirtschaft wuchs im derzeitigen Jahr 2024 nur um 0,3 Prozent, belastet durch Unterbrechungen in den Lieferketten und eine rückläufige Automobil-Produktion. Die zum Jahresstart hohe Inflationsentwicklungen dämpften den privaten Konsum und das führte zu einer nachlassenden Nachfrage bei Geräten aus der Elektrotechnik und in Teilen auch im Automobil-Sektor.

Die Regierung setzte auf fiskalpolitische Maßnahmen zur Stimulierung der Nachfrage. Der daraus resultierende schwache Yen begünstigte jedoch exportorientierte Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Technologie und Automobil.

Die Aktien von Toyota erholten sich im zweiten Halbjahr, unterstützt durch den Ausbau seiner Elektromobilitätsstrategie. Die Investoren setzen auf eine Fortsetzung des EV-Siegeszugs.

Unternehmen wie Sony und Nintendo profitierten von der globalen Nachfrage nach Unterhaltungselektronik, insbesondere im Gaming-Sektor. Die Spielekonsolen von den beiden Unternehmen haben zur Jahresmitte wieder das Interesse der Konsumenten geweckt. Die japanische Beteiligungsgesellschaft Softbank profitierte von den hohen Kurssteigerungen der Aktien der ARM Holdings.

Südkorea: Technologie treibt Märkte an

Südkoreas Finanzmärkte erlebten in den ersten neun Handelsmonaten ein starkes Jahr, getragen von der Nachfrage nach Halbleitern und Batterietechnologien. Der KOSPI-Index verzeichnete solide Zuwächse, insbesondere dank der Führungsrolle des Landes im Bereich der technologischen Innovation. Die Aktien von Samsung Electronics und SK Hynix waren Hauptakteure, da die globale Nachfrage nach Speicherchips und Smartphones wieder anstieg.

LG Energy Solution profitierte von Partnerschaften in der globalen Batteriefertigung für Elektrofahrzeuge. Die südkoreanischen Batteriehersteller zählen zu den Gewinnern im Elektroauto-Bereich. Nach Schätzungen könnten die südkoreanischen Batteriehersteller einen Marktanteil von 50 Prozent bis 2027 erreichen. Das läßt die Unternehmen auch in Zukunft interessant erscheinen.  

Ausblick auf 2025

Das Jahr 2024 war für die asiatischen Finanzmärkte ein Jahr der Herausforderungen, aber auch der Chancen. Während einige Länder wie Indien ein starkes Wachstum verzeichneten, waren andere Volkswirtschaften wie Südkorea, insbesondere im letzten Handelsmonat, von binnenpolitischen Unsicherheiten betroffen. Die asiatischen Märkte bleiben jedoch auch in 2025 in vielerlei Hinsicht Schlüsselakteure der globalen Wirtschaftsentwicklung.

China wird sich weiterhin bemühen, strukturelle Reformen umzusetzen, während Indien versuchen wird, seine Wachstumsdynamik beizubehalten. Japan und Südkorea werden ihre technologischen Stärken nutzen, um global wettbewerbsfähig zu bleiben. Trotz lokaler Herausforderungen bleibt die Region ein Motor für Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Die Entwicklungen an den asiatischen Finanzmärkten werden auch in Zukunft von geopolitischen Spannungen, der globalen Konjunkturentwicklung und den geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken beeinflusst werden.

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