Kolumne von Andreas Lipkow

Wie die US-Wahlen die asiatischen Finanzmärkte aufrütteln

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Die US-Präsidentschaftswahlen werden sich auch in den kommenden Handelsmonaten weltweit auf die Aktienmärkte auswirken, insbesondere in Asien. Was Anleger bei Investitionen in den einzelnen asiatischen Ländern nun beachten müssen.

Quelle: Matous Vins/Shutterstock.com

Die Aktienmärkte in Japan sind stark abhängig von der Handels- und Außenpolitik der USA. Eine neue US-Administration unter dem US-Präsidenten Donald Trump, die sich zukünftig verstärkt auf protektionistische Handelsmaßnahmen konzentriert, kann negative Folgen für Japans Exporte haben.

Insbesondere die japanischen Exportunternehmen aus den Automobil- und Maschinenbausektoren werden zukünftig unter den geplanten Strafzöllen der USA beeinflusst werden. Entweder kann es zu rückläufigen Umsätzen kommen. Oder aber die Margen der exportlastigen japanischen Unternehmen verkleinern sich, da diese eventuell die geplanten Strafzölle durch Preisanpassungen kompensieren werden. 

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Auf der anderen Seite könnte die neue US-Administration natürlich auch auf Handelsabkommen setzen und die Zölle für japanische Produkte und Dienstleistungen unverändert lassen oder sogar absenken. Die japanische Wirtschaft und daraus folgend auch der Nikkei-Index würden davon profitieren.

Besonders für die erwähnten Exportunternehmen wie Toyota und Sony, die stark vom US-Markt abhängig sind, würde das einen ordentlichen Rückenwind ausmachen. Zusätzlich könnte die geldpolitische Stabilität der USA Einfluss auf den japanischen Yen haben, was wiederum die Exporte Japans beeinflusst. Das zuletzt vereinbarte Handelsabkommen zwischen den USA und Japan stammt aus dem Jahr 2020 und wurde im Jahr 2022 in Teilen modifiziert. Für Anleger in japanischen Unternehmen ist es unabdingbar, die weiteren Handelsbeziehungen zwischen den USA und Japan im Auge zu behalten.

China: Strafzölle und der Shanghai Composite

China stand besonders im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen. Die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern waren ein entscheidendes Thema im US-Wahlkampf. Ein angekündigter aggressiver Handelsansatz seitens der USA, der durch hohe Strafzölle auf Waren und Dienstleistungen chinesischer Unternehmen geprägt ist, wird Chinas Märkte belasten, während eine Politik, die auf Kooperation und Deeskalation setzt, positiv auf den Shanghai Composite Index wirken kann.

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Obwohl sich die Exportabhängigkeit in die USA von chinesischen Unternehmen in den letzten Jahren massiv verringert hatte, rechnen viele Volkswirte trotzdem noch mit einem potentiellen Wirtschaftsrückgang in China von rund einem Prozent. Im Fall eines gemäßigteren Handelstons ist es wahrscheinlich, dass chinesische Technologieunternehmen wie Alibaba und Tencent davon profitieren könnten.

Diese Situation wird auch die langfristige Investitionsbereitschaft von ausländischen Investoren in chinesische Aktien und Anleihen beeinflussen, was wiederum Asiens gesamte konjunkturelle Landschaft prägt. Chinas Volkswirtschaft gilt neben Indiens in Asien als wesentlicher Antreiber und Zugmaschine des kompletten wirtschaftlichen Entwicklungszyklus. Laufen die Volkswirtschaften in China und Indien nicht, dann strahlt dies direkt und indirekt auch auf die anderen kleineren Länder ab.

Wirtschaftliche Folgen für Indien und Südostasien

In Indien haben die US-Wahlen einen geringen Einfluss auf die Kapitalflüsse. Vordergründig dürfte der Einfluss, der US-Federal Reserve Bank, auf den Dollar und damit auf den Kapitalfluss in Schwellenländer prägend bleiben. Ein weiterhin fester US-Dollar dürfte zwar die globalen Kapitalflüssen zu Gunsten der Schwellenländer etwas abschwächen.

Zugleich könnte das aber für indische Unternehmen positiv sein, da diese ihre Exporte in den USA verstärken würden. Ausländische Investoren würden dann verstärkt auf indische Unternehmen setzen wollen und dafür Gelder in den indischen Aktienmarkt investieren. Dabei reagiert der IT-Sektor in Indien besonders sensibel gegenüber solchen Ereignissen. Viele indische IT-Unternehmen bieten einen großen Teil ihrer Dienstleistungen in den USA an. Wenn die neue US-Regierung mit zum Beispiel einer restriktiveren Visapolitik oder Strafzöllen auf indische Dienstleistungen und Produkte agiert, würde das wiederum negative Auswirkungen auf indische Unternehmen wie Infosys oder TCS haben.

Eine Sonderrolle nehmen die sogenannten Tigerstaaten – Malaysia, Thailand und Indonesien – ein. Sie sind die Märkte, die tendenziell stärker von der Stimmung und Stabilität in den USA beeinflusst werden. Wenn sich die US-Regierung zukünftig auf eine protektionistische Außenhandelspolitik fokussiert, wird dies die asiatischen Exporte insgesamt belasten. Die Tigerstaaten wären dabei zweifach betroffen, da sie sowohl Abhängigkeiten zu den USA besitzen als auch von den großen Volkswirtschaften, besonders in Indien und China, abhängig sind. 

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Ein positives US-Wirtschaftswachstum und stabile Handelsbeziehungen zu dem asiatischen Wirtschaftsgroßraum würde jedoch mehr Investitionen in Schwellenländer bedeuten. Auch die Rohstoffpreise, die für Länder wie Indonesien und Malaysia entscheidend sind, reagieren auf die US-Politik, da die USA als Konsument eine große Rolle spielen. Zudem wird eine stabilisierende US-Politik gegenüber China auch den Handel in Südostasien beruhigen, was in den aktuellen eher turbulenten Zeiten positiv für den gesamten asiatischen Markt ist.

US-Präsidentschaftswahl bewegt Asien

Die US-Präsidentschaftswahl hat bereits deutliche Auswirkungen auf die asiatischen Finanzmärkte gezeigt und wird dies auch noch in den kommenden Handelsmonaten tun, da sie die Handelsbeziehungen, die Kapitalflüsse und sogar Währungsschwankungen beeinflusst beziehungsweise noch beeinflussen wird. 

Die spezifischen Auswirkungen hängen jedoch stark davon ab, ob die US-Handelspolitik protektionistisch oder international ausgerichtet wird. Anleger in Japan, China, Indien und den Tigerstaaten sind daher gut beraten, sich besonders auf die handelspolitischen Entwicklungen in den USA zu fokussieren, da diese die regionale Stabilität und das Wachstumspotential in den asiatischen Volkswirtschaften direkt beeinflussen.

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