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Ifo senkt Konjunkturprognose für 2025: "Die deutsche Wirtschaft steckt fest"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Ewa Studio/Shutterstock.com

Berlin (Reuters) - Das Ifo-Institut traut der deutschen Wirtschaft 2025 nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent zu.

Erst 2026 könnte sich die Lage mit einem erwarteten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,8 Prozent etwas verbessern, teilten die Münchner Ökonominnen und Ökonomen am Montag mit. "Die deutsche Wirtschaft steckt fest", sagte Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen. "Trotz einer wieder anziehenden Kaufkraft bleibt die Konsumlaune verhalten, und auch die Unternehmen investieren zurückhaltend." Vor allem die Industrie leide unter schwacher Nachfrage und dem zunehmenden internationalen Wettbewerbsdruck. Zugleich sorgten politische Unsicherheiten, in Deutschland und in den USA, für erhebliche Risiken.

Das Ifo-Institut hatte im Dezember noch 0,4 Prozent Wachstum für 2025 erwartet und für nächstes Jahr mit einem BIP-Anstieg - je nach Schwäche der Industrie und Impulsen von der Wirtschaftspolitik - zwischen 0,8 und 1,6 Prozent gerechnet. Andere führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute sind für 2025 skeptischer als das Ifo und optimistischer für das kommende Jahr.

"Die neue US-Regierung hat eine erratische und protektionistische Wirtschaftspolitik eingeschlagen", erklärten die Ifo-Fachleute und -Regierungsberater. Bereits angekündigte Importzölle auf Waren aus Mexiko, Kanada und China sowie entsprechende Gegenzölle hätten erste negative Auswirkungen auf die US-Konjunktur und die Weltwirtschaft. Sollte es zusätzlich zu Zollerhöhungen auf europäische Produkte kommen, könnte dies die deutsche Exportwirtschaft empfindlich treffen.

"VERLÄSSLICHE WIRTSCHAFTSPOLITIK ESSENZIELL"

Auch innenpolitisch bestehen laut Ifo Unsicherheiten. "Zwar sind Maßnahmen zur Stärkung der Infrastruktur und Verteidigung im Gespräch, doch ob und wann sie umgesetzt werden, ist offen", hieß es mit Blick auf die Finanzpläne der voraussichtlichen künftigen Koalition von Union und SPD. Nach Ansicht von Ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser sollte diese Phase der Unsicherheit schnell überwunden werden: "Eine verlässliche Wirtschaftspolitik ist essenziell, um Vertrauen zu schaffen und Investitionen anzukurbeln." Die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit, vor allem angesichts der aktuellen Herausforderungen durch den Strukturwandel in der Industrie.

Die deutsche Wirtschaft ist 2023 und 2024 geschrumpft. Sollte 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge werden, wäre dies die längste konjunkturelle Durststrecke seit Gründung der Bundesrepublik.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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