So stündest du da, wenn du den besten Tag des Jahres verpasst hast

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Börsenhistorie ist, dass die gewinnreichsten Tage überhaupt oft direkt auf die verlustreichsten Tage folgen. Extreme Tagesveränderungen passieren oft um ein Ereignis herum – so wie Anfang April, als Donald Trump hohe Zölle gegen fast alle Länder der Erde verhängte.
Daher ist es nicht ratsam, panisch zu verkaufen, wenn du ohnehin in einem abstürzenden Markt „feststeckst“. Andernfalls riskierst du, neben den schwächsten Tagen auch die besten Tage zu verpassen und so Rendite zu verschenken.
Ein einziger Tag rettet die Jahresgewinne
Das zeigt auch ein Rückblick auf die Turbulenzen Anfang April. Mit seinen unerwartet hohen Zöllen verschreckte US-Präsident Donald Trump die Märkte, löste einen heftigen Abverkauf aus und ruderte schließlich wenige Tage später zurück. Seitdem gilt eine Zollpause.
Wer nun am 8. April nach drei Verlusttagen beim S&P 500 ausgestiegen wäre, hätte auch den massiven Sprung der Kurse am Folgetag verpasst, wie die Grafik zeigt – und damit praktisch den Zuwachs eines ganzen Börsenjahres, wie der US-Portfoliomanager Ben Carlson in seinem Blog anmerkt.
Wer den stärksten Tag des Jahres (der 10. April) im Dax verpasst hätte, hätte ebenfalls Rendite eingebüßt, aber weniger. Immerhin stündest du in diesem Fall aber besser da als wenn du nur in US-Aktien investiert hättest.
Auf Jahressicht hättest du auch ohne den bisher besten Tag im Dax immer noch einen Gewinn von 14,7 Prozent, während ein dauerhaftes Investment in den Index sogar fast 20 Prozent abgeworfen hat. Der S&P 500 wiederum hat sich aktuell auf Jahressicht nicht bewegt. Wer aber den 9. April verpasst hätte, stünde mit einem Minus von rund zehn Prozent da.
In einer – etwas älteren – Analyse zeigte Carlsons Kollege Michael Batnick bereits auf, dass Anleger, welche die 25 besten Tagen im US-Index S&P 500 verpasst hätten, genauso "gut" abgeschnitten hätten wie mit praktisch risikolosen Staatsanleihen. Das allein schon müsste schon für die alte Börsenweisheit „time in the market beats timing the market“ (sinngemäß also: Immer im Markt zu sein ist besser als zu versuchen, richtigen Ein- und Ausstieg zu erwischen) sprechen.
Gute wie schlechte Tage zu verpassen, kann sich lohnen
Batnick geht aber noch einen Schritt weiter. Wer die 25 besten und schlechtesten Tage auslassen würde, hätte am Ende die Rendite des S&P 500 zwar geschlagen. Nur: Eine darauf ausgelegte Strategie in der Praxis rigoros über Jahrzehnte durchzuziehen, ist praktisch unmöglich. Außerdem berücksichtigte die Analyse weder Steuern noch Transaktionskosten.
Am Ende zeigen diese Datenpunkte, dass es wenig sinnvoll ist, zu versuchen, Marktbewegungen zu antizipieren, wenn die Kurse ohnehin schon abstürzen. Sowohl an den besten als auch an den schlechtesten Tagen nicht investiert zu sein, wäre zwar rentabel, steht aber in keinem Verhältnis zur Komplexität und dem Aufwand eines solchen Unterfangens.
Portfoliomanager Carlson warnt übrigens auch davor, sich zu lange auf großen Cash-Beständen auszuruhen. „Anleger müssen sich mit falschen Entscheidungen zum Timing des Markts abfinden und stattdessen herausfinden, wie das Geld ins Arbeiten gebracht wird. Das Problem einer großen Bar-Reserve im Depot ist, dass sie süchtig machen kann.“
Kapital darf nicht zu lange nur rumliegen
Gemeint ist damit: „Steigen die Märkte, reden sich Anleger ein, dass sie auf eine Korrektur warten müssen, um zu investieren. Fallen die Märkte, warten Anleger nur darauf, dass die Kurse immer tiefer fallen, bis zu dem Punkt, an dem sie das Geld schließlich gar nicht mehr investieren.“
Darum sei es weniger wichtig, einen Plan zu haben, sondern vielmehr, einem Plan auch zu folgen – sei es nun ein Sparplan, eine Einmalanlage, Trendfolge, oder eine Kombination solcher Strategien. „Der Markt hat die Turbulenzen abgehakt. Die Kurse könnten steigen oder fallen, wichtiger ist, dass Anleger den Hang überwinden, auf Cash-Reserven sitzen zu bleiben“, so Carlson.