Chemieindustrie optimistisch wie lange nicht - "Niedrigere Stromsteuer hilft"

Berlin (Reuters) - Die Stimmung in der energieintensiven deutschen Chemieindustrie hat sich im Juni auch wegen der geplanten Senkung der Stromsteuer deutlich verbessert.
Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf minus 8,9 Punkte, nach minus 16,2 Zählern im Mai, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter Managern mitteilte. "Besonders die geplante Senkung der Stromsteuer für die Industrie verschafft der Chemiebranche bereits spürbaren Aufwind", sagte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.
Auch deshalb hellten sich die Geschäftserwartungen der Chemieindustrie mit Konzernen wie BASF, Lanxess oder Evonik für die kommenden Monate deutlich auf: Dieses Barometer legte von minus 5,4 auf plus 9,5 Punkte zu – den höchsten Wert seit dreieinhalb Jahren. Die aktuelle Situation wird aber mit minus 25,7 Punkten kaum verändert sehr negativ eingeschätzt. Die gestiegene Zuversicht spiegele sich bislang kaum in der aktuellen Geschäftslage vieler Unternehmen wider.
"Der Auftragsbestand wird weiterhin als äußerst niedrig eingeschätzt", betonte das Ifo-Institut. Zwar habe sich die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen stabilisiert. Dennoch planten zahlreiche Unternehmen mit einer schrumpfenden Produktion und wollen Personal abbauen. "Einige Betriebe profitieren von gesunkenen Rohstoffkosten und ersten Anzeichen einer Nachfragebelebung auf internationalen Märkten", hieß es. Gleichzeitig belaste die protektionistische US-Zollpolitik, nach wie vor hohe Standortkosten und geopolitische Unsicherheiten die wirtschaftliche Erholung der Branche.
"In dieser Situation setzen die von der Bundesregierung beschlossenen staatlichen Investitionen dringend benötigte Impulse", sagte Ifo-Expertin Wolf. Diese will viele Milliarden in die Infrastruktur und die militärische Aufrüstung stecken.
Die Stromsteuer beträgt in Deutschland für alle 2,05 Cent pro Kilowattstunde. Das produzierende Gewerbe sowie die Land- und Forstwirtschaft profitieren aber bereits seit 2024 von einer Entlastung: Durch eine nachträgliche Erstattung zahlen sie nur das europäische Mindestmaß von 0,05 Cent. Das soll nun fortgeschrieben werden. Die Betriebe werden dadurch jährlich um etwa drei Milliarden Euro entlastet.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)