Gaskonzern Uniper will hunderte Stellen streichen

Reuters · Uhr
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Düsseldorf (Reuters) - Der in der Energiekrise verstaatlichte Düsseldorfer Gaskonzern Uniper will hunderte Stellen streichen.

"Wir können bestätigen, dass Uniper vor dem Hintergrund aktueller herausfordernder Marktentwicklungen und regulatorischer Verzögerungen plant, seine Personalplanung anzupassen und um insgesamt 400 Planstellen zu reduzieren", teilte der Konzern am Donnerstag mit. Ein erheblicher Teil solle erreicht werden, indem unbesetzte oder frei werdende Stellen nicht ersetzt würden. Der Konzern beschäftigt 7600 Mitarbeiter, davon 5000 in Deutschland.

Konzernbetriebsratschef Harald Seegatz rechnet damit, dass der Stellenabbau noch ausgeweitet wird. "400 Stellen sind nur der Anfang, es soll noch mehr abgebaut werden", erklärte Seegatz gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Die angekündigten Stellenstreichungen sind eine bittere Pille." Die Arbeitnehmervertreter würden die geplanten Veränderungen genau prüfen und hart verhandeln, um den Abbau sozialverträglich zu gestalten. Allerdings sei nachvollziehbar, dass die Verzögerung der Kraftwerksstrategie und der Verfall von Strompreisen Anpassungen erforderlich machten, um das Unternehmen finanziell kerngesund zu erhalten.

Uniper ist nicht nur im Gasgeschäft breit aufgestellt, sondern gehört auch mit seinen Kraftwerken zu den größten Stromerzeugern des Landes. Die Großhandelspreise für Strom lagen nach Angaben der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr mit einem Durchschnittspreis von 78,51 Euro je Megawattstunde auf dem niedrigsten Stand der letzten vier Jahre.

BETRIEBSRAT: BUND MUSS LANGFRISTIG ANKERAKTIONÄR BLEIBEN

Im laufenden Geschäftsjahr soll das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf 0,9 bis 1,3 Milliarden Euro schrumpfen, von 2,61 Milliarden Euro im Jahr 2024. Der Bund hatte den größten deutschen Gaskonzern in der Energiekrise 2022 verstaatlicht und fast komplett übernommen. Uniper war durch den zunächst teilweisen und schließlich völligen Gaslieferstopp des russischen Gasriesen Gazprom an den Rand einer Pleite geraten. Die EU-Kommission hatte die Übernahme durch den Bund unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass der Staat seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie abschmelzen lässt. Möglich ist sowohl ein Verkauf als auch ein Börsengang.

"Die Maßnahme zur Kostenreduktion verstärkt die Unsicherheit, die bei den Beschäftigten aufgrund des unklaren Privatisierungsfahrplans der Eigentümer ohnehin da ist", sagte Betriebsratschef Seegatz. In dieser Phase brauche Uniper Stabilität, keine neuen Übernahmefantasien. Jeder Versuch einer feindlichen Übernahme werde von der Belegschaft entschieden abgelehnt. "Der Staat muss als langfristiger Ankeraktionär an Bord bleiben – im Interesse der Beschäftigten und der strategischen Energieversorgung." Der Bund hatte Uniper 2022 vom finnischen Versorger Fortum übernommen. Die Konzerne waren nie miteinander warm geworden.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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