Dax rutscht merklich ab - rekordstarke Wall Street stützt nicht

Der Dax hat am Donnerstag wieder deutliche Verluste verbucht. Herausragende Quartalszahlen von US-Tech-Konzernen schafften es nicht, die Kurse in Frankfurt zu stützen. So verlor der Leitindex des deutschen Aktienmarkts bis zum Handelsschluss 0,81 Prozent auf 24.065 Punkte.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es indes 0,21 Prozent aufwärts auf 31.004 Zähler. Der Euro Stoxx 50 als Leitindex des Euroraums rutschte indes um 1,36 Prozent ab.
Marktanalyst Jens Klatt vom Handelshaus XTB wertete es als Zeichen der Schwäche, dass der Dax nach einem starken ersten Halbjahr zuletzt kein Rekordhoch mehr erreicht hat. In Verbindung mit dem zunehmend überhitzt anmutenden Modus an der Wall Street, wo in den kommenden Wochen ein Rücksetzer anstehen könnte, werde im Leitindex ein Rücksetzer unter 23.000 Punkte sehr wahrscheinlich.
Am Donnerstag sorgten Geschäftszahlen und Ausblicke der US-Techriesen Microsoft und Meta für KI-Fantasie am US-Aktienmarkt, der neue Rekorde erzielte. So will der Facebook-Konzern Meta mithilfe seiner Milliardengewinne aus der Online-Werbung eine Führungsposition auf diesem Gebiet erobern.
Die Notenbank der USA hatte derweil am Vorabend den Leitzins wie erwartet unverändert gelassen. Eine von Anlegern erhoffte Zinssenkung im September gilt inzwischen als weniger wahrscheinlich. Die Risiken eines Anstiegs der Inflationsraten wegen der von den USA verhängten Zölle seien groß, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.
Airbus bleibt optimistisch fürs laufende Jahr
Nach den hierzulande eher durchwachsenen Geschäftsberichten am Vortag ging die Berichtssaison weiter. So sieht sich der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus trotz eines engen Marktes für Triebwerke und stockender Auslieferungen auf Kurs zu seinen Zielen für das laufende Jahr. Die zuletzt sehr gut gelaufen Aktien gaben um 1,6 Prozent nach.
Der Autobauer BMW bekam im zweiten Quartal die Auswirkungen der US-Zölle und des schwachen Geschäfts in China zu spüren. Die Münchener halten aber trotz des Zolldeals der Europäischen Union mit den USA an ihrer Jahresprognose fest. Unter dem Strich fielen die Anteilsscheine um 0,7 Prozent.
Im MDax ging es für Wacker Chemie um 0,9 Prozent nach unten. Analysten sahen in den endgültigen Geschäftszahlen keine Überraschungen im Vergleich zu den Eckdaten. Wacker Chemie hatte Mitte Juli wie auch andere Chemiekonzerne wegen einer schwachen Nachfrage den Jahresausblick gesenkt. Wacker will mit einer Intensivierung des Vertriebs und Innovationen gegensteuern.
Hensoldt gewannen 3,7 Prozent. Die Aufrüstung Europas in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine lässt das Auftragsbuch des Radar-Spezialisten immer weiter anschwellen.
Chinesischer Handelsgigant will Ceconomy schlucken
Abseits der Berichtssaison fielen Vossloh im Nebenwerteindex SDax um 2,8 Prozent, nachdem das Analysehaus Jefferies seine Kaufempfehlung für die Aktien des Bahntechnik-Unternehmens gestrichen hatte. Experte Fabian Piasta begründete sein neues Anlagevotum damit, dass er nach der Rally seit Jahresbeginn kaum noch Aufwärtspotenzial sieht. Am Markt gilt Vossloh als einer der großen Profiteure der geplanten, milliardenschweren Investitionen des Staates in die deutsche Infrastruktur.
Der chinesische E-Commerce-Riese JD.com will derweil - wie erwartet - die Mediamarkt-Saturn-Mutter Ceconomy schlucken. Demnach sollen die Ceconomy-Aktionäre 4,60 Euro je Aktie in bar erhalten. Die Anteilsscheine von Ceconomy gewannen 2,0 Prozent auf 4,44 Euro und notierten damit etwas unter diesem Angebotspreis.
Unterdessen schaffte es der Euro nach dem Zinsentscheid in den USA nicht, sich von den jüngsten Verlusten zu erholen. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,1433 US-Dollar. Sie notierte damit bei den Tiefständen vom Vortag. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1446 (Mittwoch: 1,1527) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8736 (0,8675) Euro.
Der Preis für Gold legte etwas zu. Zuletzt kostete eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) 3.295 US-Dollar und damit 0,31 Prozent mehr als am Vortag. In Euro gerechnet ging es um 0,25 Prozent nach oben. Damit verbleibt der Preis jedoch in der Handelsspanne der vergangenen Woche um 3.300 Dollar.
(mit Material von dpa-AFX)