Börsen in Europa nach Daten mit angezogener Handbremse

Reuters · Uhr
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Frankfurt (Reuters) - Die europäischen Börsen haben ihre anfänglichen Gewinne am Mittwoch nur zum Teil halten können.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten gegen Mittag jeweils leicht im Plus bei 23.892 und 5262 Punkten. Eine Reihe positiv aufgenommener Konzernbilanzen hatte sie zuvor um bis zu gut ein halbes Prozent ins Plus gehievt. "Der August gilt an den Börsen als Sommerloch-Monat: Anleger halten sich zurück, bei Profi-Investoren sind die Schreibtische dünn besetzt, die Liquidität am Markt ist gering", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. "Genau deshalb können unerwartete Ereignisse jetzt besonders heftige Kursausschläge verursachen."

Für lange Gesichter sorgten Konjunkturdaten. Der Umsatz der Einzelhändler im Euroraum wuchs im Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Das Neugeschäft der deutschen Industrie schrumpfte wegen der sinkenden Auslandsnachfrage und fehlender Großaufträge überraschend den zweiten Monat in Folge. "Die Gefahr besteht nun, dass sich mit den US-Zöllen weiter Gegenwind für die deutsche Industrie aufbaut", warnte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer.

TRUMPS ULTIMATUM AN RUSSLAND BEFLÜGELT ÖLPREIS

Die Aussicht auf mögliche US-Strafzölle gegen Käufer von russischem Öl trieb die Preise am Ölmarkt hoch. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,5 Prozent auf 68,55 und 66,05 Dollar je Fass (159 Liter). US-Präsident Donald Trump hat Russland eine Frist bis Freitag gesetzt: Sollte Moskau bis dahin keiner Feuerpause im Krieg gegen die Ukraine zustimmen, drohen Strafzölle gegen Länder, die russisches Öl kaufen, darunter die beiden größten Abnehmer Indien und China. "Sollte Indien den Kauf von russischem Öl einstellen, dürfte der Markt diesen Angebotsausfall noch verkraften können", kommentierten die Strategen der niederländischen Großbank ING. Das größere Risiko bestehe darin, dass auch andere Käufer auf russisches Öl verzichten könnten.

Die Bilanzsaison ging unterdessen weiter. Gefragt nach überraschend starken Zahlen waren unter anderem die Aktien von Vonovia, die um rund drei Prozent zulegten. "Die Krise, die Sorge vor steigenden Schulden – das alles liegt jetzt weit hinter uns", sagte Konzernchef Rolf Buch. Rivalen wie Deutsche Wohnen, TAG Immobilien und Aroundtown rückten in Vonovias Kielwasser um 2,5 bis drei Prozent vor.

SIEMENS ENERGY UND ZALANDO KÖNNEN GEWINNE NICHT HALTEN

Siemens Energy, Zalando und Klöckner konnten ihre anfänglichen Gewinne nach Vorlage der Zahlen nicht halten. Die Titel gaben zwischen einem halben und fast sechs Prozent nach, nachdem sie zuvor um zwei bis sieben Prozent zugelegt hatten.

Größter Verlierer im Dax war Beiersdorf mit einem Minus von gut elf Prozent. Der über Jahre erfolgsverwöhnte Konsumgüterhersteller hatte nach einem schwächeren Wachstum im zweiten Quartal seine Jahresprognose gekappt. Hintergrund sei eine Verlangsamung im Geschäft mit der Hautpflege.

Für Gesprächsstoff an der Börse in Wien sorgte Voestalpine mit einem Plus von fast sechs Prozent. Der Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern verzeichnete im vergangenen Quartal zwar einen Umsatz- und Gewinnrückgang, doch Analysten hatten damit gerechnet. "Es ist ein solides Ergebnis in einem herausfordernden Marktumfeld", schrieben die Experten der Baader Bank.

Unter die Räder geriet hingegen Novo Nordisk. Der dänische Pharmakonzern kündigte nach einer Gewinnwarnung in der vergangenen Woche Sparmaßnahmen an. Nach dem Boom seiner Abnehmmedikamente Wegovy und Ozempic kämpft der Konzern mit Konkurrenz durch Nachahmerprodukte.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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