ROUNDUP: Wadephul warnt China vor Eskalation im Indopazifik
JAKARTA (dpa-AFX) - Außenminister Johann Wadephul nutzt seine erste Asienreise im Amt für Forderungen an China, sein immer aggressiveres Vorgehen im Indopazifik und Drohgebärden gegen Taiwan zu stoppen. "Jede Eskalation in dieser Region hätte unabsehbare Folgen für den globalen Wohlstand und für die Sicherheit", warnte der CDU-Politiker beim Treffen mit seinem indonesischen Kollegen Sugiono in der Hauptstadt Jakarta. "Deswegen kann ich nur alle Seiten dazu auffordern, Gewalt zu vermeiden und sich an das Völkerrecht zu halten." Wadephul hatte sich in Japan ähnlich geäußert.
In einer Grundsatzrede bei einer Denkfabrik in Jakarta kritisierte der deutsche Außenminister: "Chinas zunehmendes militärisches Durchsetzungsvermögen im Südchinesischen Meer bedroht nicht nur die Sicherheit Asiens, sondern untergräbt auch die internationale regelbasierte Ordnung insgesamt."
Peking geht im Südchinesischen Meer und der Straße von Taiwan angesichts von Gebietsansprüchen immer aggressiver vor. So gab es 2024 rund um Taiwan chinesische Militärmanöver. Peking betrachtet die Inselrepublik Taiwan, die seit 1949 eine unabhängige Regierung hat, als abtrünniges Gebiet, das wieder mit dem Festland vereinigt werden soll, notfalls mit militärischer Gewalt.
Wadephul: Russlands Krieg betrifft auch Sicherheit im Indopazifik
"Wir brauchen in diesen Zeiten von Krisen und Konflikten mehr Verständnis füreinander und die Bereitschaft zur Beilegung von Konflikten", appellierte Wadephul in Richtung Peking, aber auch an Moskau gewandt. Europäische und indopazifische Sicherheit seien eng miteinander verflochten. "Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ist nicht nur ein Angriff auf die europäische Friedensordnung. Er betrifft auch die Sicherheit des Indopazifiks." Die russische Kriegsmaschinerie laufe zum Teil mit nordkoreanischen Truppen und Munition sowie mit "Chinas entscheidender wirtschaftlicher Unterstützung".
Sugiono: Indonesien und Deutschland strategische Partner
Sugiono sagte, Indonesien und Deutschland teilten die Auffassung, dass beide Länder strategische Partner seien - "gerade angesichts der globalen Herausforderungen". Er sei zuversichtlich, "dass diese Partnerschaft in den kommenden Jahren noch stärker wird".
Wadephul nannte es zentral für Deutschland, "dass wir in einer Welt von Krisen und Konflikten, von Handelsbeschränkungen und Handelshindernissen, ein Netz starker globaler Partnerschaften knüpfen". Das geplante EU-Freihandelsabkommens Cepa mit Indonesien, das im September abgeschlossen werden soll, könne ein Beispielprojekt auch für andere Regionen werden. "Für deutsche und indonesische Unternehmen bietet es große Chancen der Zusammenarbeit, zum Beispiel bei erneuerbaren Energien", sagte Wadephul.
Fachkräftemangel in Deutschland Thema in Jakarta
Sugiono sagte, Indonesien sei "offen und bereit" für mehr deutsche Investitionen in Schlüsselbereichen wie erneuerbare Energien, künstliche Intelligenz, Infrastruktur und Ernährungssicherheit.
Beide Seiten hoben angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland die Zusammenarbeit auf dem Arbeitsmarkt hervor. Sugiono sagte, bislang seien 329 indonesische Pflegekräfte nach Deutschland gegangen. Jakarta hoffe, dieses Programm auf den Gastgewerbesektor auszuweiten, unterstützt durch von Deutschland finanzierte Sprachkurse.
Wadephul will morgen eine staatliche Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Jakarta besuchen, an der parallel Sprachkurse angeboten werden. "Dass die Pflege und Sprachausbildung an der Schule Hand in Hand gehen, das kann sicherlich auch ein Vorbild für andere Bereiche der Fachkräftegewinnung sein", sagte der Minister.
Im Herbst Staatsbesuch in Berlin geplant
Indonesiens Präsident Prabowo Subianto will auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Herbst zu einem Staatsbesuch nach Deutschland reisen. "Wir betrachten dies als eine besondere Form der Anerkennung, die das Gewicht unserer Partnerschaft widerspiegelt", sagte Außenminister Sugiono./bk/DP/nas