Aktienmärkte: Dax erholt sich nur mühsam vom Kursrutsch – droht nun eine heftige Marktkorrektur?

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Am deutschen Aktienmarkt ist die Erholung nach dem Kurseinbruch zu Wochenbeginn verpufft. Der Leitindex Dax war im frühen Handel am Dienstag noch um mehr als 1 Prozent in die Höhe geschnellt, bevor der Schwung allmählich nachließ. Am späten Vormittag rutschte das Börsenbarometer minimal ins Minus und notierte zuletzt wieder leicht im Plus bei 15.180 Punkten.

Wieder aufgeflammte, massive Corona-Sorgen hatten den Dax am Montag aus seinen ruhigen Bahnen in Sichtweite des Rekordhochs von 15.810 Punkten geworfen. Mit einem Minus von mehr als zweieinhalb Prozent trübte sich das charttechnische Bild zumindest kurzfristig massiv ein.

Großbritannien als Blaupause

„Der Anstieg der Coronavirus-Infektionen in den Industriestaaten mit hohen Impf-Quoten bereitet den Anlegern Sorgen“, sagte Volkswirt Tapas Strickland von der Bank NAB. Das deute darauf hin, dass die Pandemie-Restriktionen länger in Kraft blieben. „In diesem Zusammenhang dient Großbritannien als Blaupause“, sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger. In einigen Wochen werde sich zeigen, ob die Aufhebung fast aller Beschränkungen trotz steigender Fallzahlen zu voreilig war. Vor diesem Hintergrund gab das Pfund Sterling erneut nach und war mit 1,3625 Dollar so billig wie zuletzt vor fünfeinhalb Monaten.

Es kommt auf die Notenbanken an

Nach Einschätzung des Marktanalysten Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi ist aber kein größerer Ausverkauf an den Börsen zu erwarten. Schließlich sei inzwischen viel mehr über das Virus bekannt als Anfang 2020 und ein großer Teil der Bevölkerung in Europa und Nordamerika sei geimpft. „Und solange die Zentralbanken ihre Maßnahmen nicht drastisch kürzen, dürfte Panik auf dem Börsenparkett vermieden werden.“

Daher blickten Investoren gespannt auf die Beratungen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Die Währungshüter wollen unter anderem ihren geldpolitischen Ausblick überarbeiten. Sie würden sicher an ihrem bisherigen ultra-lockeren Kurs festhalten, prognostizierte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. Die Aussicht auf weitere Wertpapierkäufe der EZB drückte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen zeitweise auf ein Fünfeinhalb-Monats-Tief von minus 0,403 Prozent.

dpa-AFX/reuters

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onvista-Redaktion: Der gestrige Rücksetzer hat einige Marktbeobachter deutlich nervöser gemacht, da sich immer mehr Anzeichen ergeben, dass der Rally die Luft ausgeht. Ein seit Wochen wiedergekehrtes Warnzeichen sind die fallenden Renditen am Anleihemarkt. Suchen Investoren Sicherheit, schichten sie ihr Kapital vermehrt in diesen sicheren Hafen, was auf deren Rendite drückt.

Auch Morgan Stanley hat nach dem Kursrutsch am Montag gewarnt und hält im Umfeld der wachsenden Sorgen vor der Delta-Variante und dem Inflationsgeschehen, sowie den Entwicklungen am Anleihemarkt eine Korrektur von 10 bis 20 Prozent für möglich. In diesem Sinne sei es nun ratsam, weg von den Zyklikern und hinein in defensivere Titel zu gehen, so die Analysten.

Hinzu kommt die derzeitige Sommerflaute und eine Marktphase, die statistisch gesehen ohnehin schwächer performt. Die Kombination aus den genannten Faktoren könnte den Nährboden für eine fortlaufende, deutliche Korrektur bilden. Jedoch sollte auch bei einer Korrektur aufgrund der anhaltend lockeren Geldpolitik und der sich fortsetzenden Erholung der Wirtschaft, sowie der anziehenden Konjunkturprogramme spätestens im Herbst wieder eine Gegenbewegung einsetzen. Die Corona-Entwicklung ist hier jedoch die unsichere Variable.

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock

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