Anleger in Europa wagen sich nach Rekordlauf weiter vor

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach dem furiosen Wochenstart wagen sich die Anleger erneut in bislang unbekannte Höhen vor.

Der Dax übertraf am Dienstag seine am Vortag aufgestellte Rekordmarke und legte in der Spitze bis zu 0,5 Prozent auf 14.450 Punkte zu. Auch der EuroStoxx50 kletterte um bis zu 0,5 Prozent auf 3781 Zähler. "Die Stimmung am Aktienmarkt ist wieder exzellent", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Anleger wetten auf eine florierende Post-Covid-19 Wirtschaft und kaufen zyklische Aktien."

Der Knoten sei endlich geplatzt und der Ausbruch nach oben gelungen, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Die Anleger haben ihre Zurückhaltung aufgegeben." Das 1,9 Billionen Dollar schwere Corona-Hilfspaket von US-Präsident Joe Biden und die Aussicht auf einen Konjunkturaufschwung hatten dem Dax zum Wochenstart zu einem Plus von 3,3 Prozent auf 14.380,91 Zähler verholfen. Erst Anfang Januar hatte der Index erstmals die Latte von 14.000 Zählern übersprungen, sich im Anschluss aber schwer getan, sich von dieser Marke abzusetzen.

INFLATIONSSORGEN TRETEN IN DEN HINTERGRUND

Vor allem die Furcht vor Inflation und steigenden Renditen hatte bislang für Vorsicht gesorgt. Die Renditen der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen gaben am Dienstag leicht nach und lagen bei 1,547 Prozent. Die Rendite ihrer deutschen Pendants fiel um zwei Basispunkte auf minus 0,298 Prozent.

"Steigende Inflationssorgen waren zuletzt die Hauptsorge der Börsianer und haben die Kursentwicklung insbesondere in den USA ausgebremst", erläuterte Altmann. Die neue US-Finanzministerin Janet Yellen sei aber der Furcht vor zu stark steigenden Preisen entschieden entgegen getreten.

Vor allem die Geschwindigkeit des Anstiegs sei problematisch gewesen, sagte Nick Nelson, Leiter der europäischen Aktienstrategie bei UBS. "Der europäische Markt ist viel weniger technologielastig als der S&P 500, viel weniger wachstumsdominiert, so dass höhere Anleiherenditen nicht so negativ sind." Steigende Anleiherenditen erhöhen die Finanzierungskosten sowohl für Staaten als auch Unternehmen. Das hat vor allem Technologietitel zuletzt hart getroffen.

BERGBAUWERTE UNTER DRUCK

Zu den Kursgewinnern in Europa gehörten vor allem Öl- und Versorgungsunternehmen. Bergbauwerte gaben dagegen rund ein Prozent nach, nachdem Umweltauflagen in Chinas führender stahlproduzierender Stadt Tangshan den Preis für Eisenerz drückten. Der chinesische Terminkontrakt fiel um das Tageslimit von zehn Prozent auf 1031,50 Yuan (158 Dollar) je Tonne. Die Behörden erließen mehrere Notfallmaßnahmen, um die starke Umweltverschmutzung nach den Feiertagen des Mondneujahrs anzugehen, teilte der chinesische Datenanbieter SMM mit.

Bei den Einzelwerten stand der Autozulieferer Continental im Fokus. Die Aktien des durch einen Konzernumbau stark belasteten Konzerns brachen mehr als sechs Prozent ein und waren damit größter Verlierer im Dax. Anleger waren vor allem vom Ausblick enttäuscht. Conti rechnet damit, dass der Engpass bei Computerchips noch eine Weile anhalten wird und dies vor allem im ersten Quartal spürbar ist.

Gefragt war erneut Bitcoin. Die Cyber-Devise gewann bis zu fünf Prozent auf 54.488 Dollar. "Das institutionelle Interesse bleibt auf einem beachtlichen Level und ist nach wie vor der Knackpunkt", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. Privatanleger würden das Geschehen dagegen derzeit lieber von der Seitenlinie aus betrachten.

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