Aroundtown: Erholungsrally nimmt vorerst ein Ende – Zahlenvorlage kann nicht ganz überzeugen

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Aroundtown geht seinen Weg durch die Krise und hat die im Sommer ausgerufene Prognose bestätigt. Der operative Gewinn (FFO1) soll nach Zinszahlungen für eigenkapitalähnliche Anleihen und vor Corona-Belastungen 2020 zwischen 460 und 485 Millionen Euro liegen. Im vergangenen Jahr hatte Aroundtown ohne den Zukauf TLG ein operatives Ergebnis von 446 Millionen Euro erzielt. In den ersten neun Monaten des Jahres zog der operative Gewinn vor allem wegen der Übernahme des Konkurrenten TLG um zwölf Prozent auf 371 Millionen Euro an.

Die Nettomieteinnahmen legten um 37 Prozent auf 758 Millionen Euro zu. Probleme bereitet weiter die Corona-Krise. Hier musste der Konzern vor allem bei den Hotel-Immobilien, die rund ein Viertel des Portfolios ausmachen, die Rückstellungen für mögliche Mietausfälle weiter erhöhen. Da zudem die Gewinne aus Neubewertungen von Immobilien und der Erlös aus Verkäufen nicht mehr so hoch ausfielen wie vor einem Jahr, ging der Gewinn unter dem Strich um 45 Prozent auf 597 Millionen Euro zurück.

Rally der vergangenen Wochen vorerst gestoppt

An der Börse konnten die Zahlen die jüngste Erholung nicht weiter stützen. Zuletzt gab das Papier mehr als zwei Prozent auf 5,70 Euro nach. Das dürfte vor allem daran liegen, dass noch nicht alle Corona-Belastungen ersichtlich sind. Die Aktie, die am Finanzmarkt zu den größten Corona-Verlierern gehört, hat allerdings in den vergangenen Wochen wegen der Hoffnung auf einen bald zugelassenen Corona-Impfstoff fast 40 Prozent zugelegt. Trotzdem liegt sie knapp 30 Prozent unter dem Niveau von Ende 2019 – mehr haben nur wenige deutsche Standardwerte verloren.

Der Börsenwert sackte auf nur noch knapp neun Milliarden Euro ab – aus diesem Grund zählt das Papier derzeit auch nicht mehr zu den möglichen Dax-Kandidaten und das obwohl der deutsche Leitindex im kommenden Jahr von 30 auf 40 Werte aufgestockt wird. Vor dem Corona-Crash und nach dem Abschluss der TLG-Übernahme zählte das Papier des Union-Berlin-Trikotsponsors noch zum erweiterten Kreis der Dax-Aufstiegskandidaten. Aroundtown hält auch 39 Prozent am Immobilienkonzern Grand City Properties.

Dabei bewertete der Goldman-Sachs-Experte Jonathan Kownator die Neunmonatsbilanz als durchwachsen. Er kann sich durchaus eine leicht negative Kursreaktion vorstellen. Kownator sieht die Aktien aber mit einem Kursziel von 5 Euro ohnehin verhalten. Der mit einem Ziel von 6,30 Euro optimistischere Jefferies-Kollege Thomas Rothaeusler stellte indes den bestätigten Ausblick und die positive Neubewertung von Immobilien in den Vordergrund.

Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat die Einstufung auf „Buy“ mit einem Kursziel von 7,10 Euro belassen. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist habe im bisherigen Jahresverlauf mehr als zwei Milliarden Euro durch den Verkauf von Immobilien eingenommen – mit einem 3-prozentigen Aufschlag zum Buchwert, schrieb Analyst Thomas Neuhold. Er sieht damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Firmenstruktur ein Kritikpunkt

Aroundtown ist wegen seines schwer durchschaubaren Firmengeflechts umstritten. So gehört in der Regel jede Immobilie einer eigenen GmbH und diese wiederum einer Gesellschaft auf Zypern. Größter Aktionär bleibt auch nach der Übernahme von TLG Unternehmensgründer Yakir Gabay mit einem Anteil von rund 10 Prozent. Der Israeli Gabay hat wie auch sein Landsmann Amir Dayan, der größter TLG-Aktionär war, mit Investments in unterbewertete deutsche Immobilien nach der Finanzkrise Milliarden verdient.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Itzchaz / Shutterstock.com

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