Biontech: Impfstoff kurz vor Notfallzulassung in den USA ++ Airbnb: Grandioser Börsenstart ++ Dax: Möglicher 2. Lockdown belastet

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am deutschen Aktienmarkt hat der Dax am Freitag seine moderaten Vortagesverluste etwas ausgeweitet. Zum Handelsauftakt sank das Börsenbarometer um 0,37 Prozent auf 13.247,19 Punkte, womit sich aktuell ein Wochenverlust von 0,4 Prozent abzeichnet. Bereits seit Wochen pendelt der Dax um die wie ein Magnet wirkende Marke von 13.300 Punkten. Auch das Wochenhoch am Mittwoch bei 13.454 Punkten hatte sich als nicht nachhaltig erwiesen.

Belastend wirkt, dass ein neuer Corona-Lockdown in Deutschland immer wahrscheinlicher und außerdem ein Handelspakt zwischen Großbritannien und der Europäischen Union zunehmend fraglicher wird. Beide Seiten rüsten sich inzwischen zunehmend für ein Scheitern. Marktexperte Andreas Lipkow erwartet daher, dass sich die Anleger weiter mit Käufen zurückhalten. „Die institutionellen Investoren werden wohl erst das Ergebnis des EU-Gipfels zum Brexit-Handelspakt am Sonntag abwarten und dann ihre Investmententscheidungen treffen.“

Der MDax der 60 mittelgroßen Werte legte am Freitag um 0,14 Prozent auf 29.730,04 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,31 Prozent auf 3.511,55 Punkte nach.

Biontech: Keine einstimmige Entscheidung

Ein Expertengremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat sich für eine Notfallzulassung des Corona-Impfstoffs des Mainzer Unternehmens Biontech und von dessen US-Partner Pfizer ausgesprochen. Bei dem per Video-Schalte abgehaltenen Treffen am Donnerstag stimmten 17 der Fachleute für die Zulassung, vier votierten dagegen. Es gab eine Enthaltung. Eine endgültige Entscheidung über die Notfallzulassung obliegt der FDA. Meistens folgt die Behörde den Empfehlungen der Experten. Die US-Firma Moderna hat ebenfalls bereits eine Notfallzulassung der FDA beantragt, darüber will das Expertengremium am kommenden Donnerstag diskutieren.

Moderna: Tests werden auf Jugendliche ausgeweitet

Das US-Pharmaunternehmen hat damit begonnen, seinen Corona-Impfstoff auch an Jugendlichen zu testen. Die Studie solle 3-000 gesunde Teilnehmer im Alter von 12 bis 17 Jahren in den USA umfassen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Es gehe darum, die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes in dieser Altersgruppe zu ermitteln.

Ziel sei es, bis zum Frühjahr 2021 ausreichend Daten zu haben, um den Impfstoff bei Jugendlichen einsetzen zu können, sagte Moderna-Chef Stéphane Bancel laut Mitteilung. „Wir hoffen, dass es uns gelingen wird, einen sicheren Impfstoff bereitzustellen, der Jugendliche schützt und es ihnen ermöglicht, in einen normalen Schulalltag zurückzukehren.“

Das Unternehmen hatte Ende November auf Grundlage seiner Phase-III-Studie mitgeteilt, dass sein Impfstoff „mRNA-1273“ eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent habe. Diese Studie hatte Patienten ab 18 Jahren umfasst. Moderna hat die Zulassung seines Vakzins unter anderem in den USA und bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA beantragt.

onvista Kreditvergleich 2020 - So finden Sie den günstigsten Kredit

Airbnb: Bester Börsengang des Jahres

Der Aktienkurs des Apartment-Vermittlers Airbnb hat sich beim Börsengang am Donnerstag mehr als verdoppelt. Die Aktie ging in den Handel mit einem ersten Kurs von 146 Dollar (120,55 Euro) – bei einem Ausgabepreis von 68 Dollar. Der Börsenwert von Airbnb landete an der Marke von 100 Milliarden Dollar, nachdem das Papier mit 144,71 Dollar aus dem Handel gegangen war.

Der Kurssprung ist umso frappierender, da die Firma aus San Francisco auf dem Weg zum Börsengang schon mehrfach den Aktienpreis erhöht hatte. Erst Anfang der Woche wurde die Spanne von 44 bis 50 Dollar auf 56 bis 60 Dollar angehoben. Zu 68 Dollar je Aktie kam Airbnb auf eine Gesamtbewertung von 47 Milliarden Dollar. Der Börsengang brachte 3,5 Milliarden Dollar ein.

Mitgründer und Chef Brian Chesky war in einem Interview mit Bloomberg TV zunächst etwas sprachlos angesichts des Kurssprungs. Dazu falle ihm nur ein, dass bei der Finanzierungsrunde im Frühjahr die Aktie nur mit 30 Dollar bewertet worden sei. „Wir wissen, dass wir eine lange Reise vor uns haben. Je höher der Aktienpreis, desto höher die Erwartungen, desto härter werden wir arbeiten.“

Es ist schon der zweite Börsengang in zwei Tagen, bei dem Anleger die Aktien förmlich aus den Händen rissen. Am Mittwoch sprang der Kurs des Essenszustellers Doordash beim Börsendebüt um 86 Prozent hoch.

Airbnb hatte schon seit einiger Zeit einen Börsengang für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Wegen der Corona-Krise war jedoch unklar, ob es dazu kommen würde. Nach einem ersten Einbruch durch die Pandemie sah die Firma zuletzt eine Erholung ihres Geschäfts dank Nutzern, die auf kürzere Entfernungen als früher verreisen, oft mit dem Auto.

Mitgründer und Strategiechef Nathan Blecharczyk sagte im Sommer, er rechne mit langfristigen Auswirkungen der Krise auf die Branche und das Geschäft seiner Firma. Da es sich abzeichnet, dass auch in Zukunft mehr von Zuhause aus gearbeitet wird, „eröffnet das neue Möglichkeiten, wie Menschen für den Arbeitgeber ihrer Wahl beschäftigt sein können, ohne dafür an einen bestimmten Ort gebunden zu sein“, gab er zu bedenken. Dadurch könnten zum Beispiel junge Menschen alle paar Monate in eine andere Stadt ziehen, ohne den Job zu wechseln. Einem Apartment-Vermieter wie Airbnb könnte ein solches Verhalten einen neuen Kundenkreis eröffnen.

Airbnb musste in der Krise flächendeckende Stornierungen erlauben und richtete einen Fonds zur Unterstützung betroffener Vermieter ein. Das Unternehmen baute rund jede vierte der zuvor etwa 7500 Stellen ab und besorgte sich zwei Milliarden Dollar frisches Geld.

Zuletzt konnte Airbnb unterdessen sogar ein bisher seltenes Quartal mit schwarzen Zahlen vorweisen. Im vergangenen Vierteljahr verdiente das Unternehmen 219 Millionen Dollar. In den neun Monaten bis Ende September fielen jedoch Verluste von knapp 697 Millionen Dollar an.

onvista ETF-Ratgeber: So finden Sie die besten Indexfonds

Kurz & knapp:

Carl Zeiss Meditec: Der Medizintechnikkonzern hat im Zuge der Corona-Krise und einer sinkenden Nachfrage im abgelaufenen Geschäftsjahr weniger verdient. Unterm Strich blieb für das bis Ende September laufende Jahr ein Konzernergebnis von 123,4 Millionen Euro. Das waren 23,2 Prozent weniger als im Vorjahr, wie der Konzern am Freitag in Jena mitteilte. Für das kommende Jahr erwartet der Konzern grundsätzlich eine Erholung, die ersten Monate würden allerdings unter den Vorjahreswerten bleiben. Eckdaten für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr hatte der Konzern bereits Ende Oktober vorgelegt. Demnach fiel der Umsatz im Jahresvergleich um 8,5 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben vom Umsatz 13,3 Prozent hängen, nach etwas mehr als 18 Prozent ein Jahr zuvor. Absolut betrachtet sackte der operative Gewinn des MDax-Konzerns damit um ein Drittel auf 177,6 Millionen Euro ab.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern gibt die Einführung seines Elecsys SARS-CoV-2 Antigen-Tests bekannt. Dieser Test eignet sich für große Testmengen und dient laut Mitteilung vom Freitag als Hilfsmittel bei der Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion. Roche führt den Test in jenen Märkten ein, die eine CE-Kennung akzeptieren. In den USA habe man zudem bei der Gesundheitsbehörde FDA den Antrag auf eine Notfallzulassung für den Test gestellt, heißt es weiter. Bei dem Test handelt es sich laut der Mitteilung um einen hochpräzisen Labor-Immunoassay für den qualitativen in-vitro-Nachweis einer Corona-Infektion. Es sei geplant, die Produktion auf eine zweistellige Millionenzahl von Tests pro Monat Anfang 2021 hochzufahren, abhängig von der Nachfrage der Gesundheitssysteme, weltweit.

Oracle: Der US-Softwarekonzern Oracle kann auch in der Corona-Krise weiter etwas zulegen. Der Umsatz stieg im zweiten Geschäftsquartal (Ende November) um 2 Prozent auf 9,8 Milliarden US-Dollar, unter dem Strich kletterte der Gewinn um 6 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar, wie der SAP-Rivale am Donnerstagabend in Redwood Shores mitteilte. Mit dem Umsatz lag Oracle wie erwartet. Die Aktie gab nachbörslich zunächst etwas nach, dämmte das Minus aber schnell wieder ein und lag zuletzt nahezu auf Schlusskursniveau.

Bitcoin Group: Der Handelsplatz für Kryptowährungen zieht eine erfreuliche Zwischenbilanz per Ende Oktober. Neben der vorzeitigen Erreichung der Neukundenziele und der Überschreitung der Marke von EUR 60 Mio. beim Eigenbestand an Kryptowerten, gibt die Bitcoin Group nun auch einen vorläufigen Überblick über die Umsatzentwicklung der ersten zehn Monate im Geschäftsjahr 2020. Die 100-prozentige Tochter futurum bank AG, die neben klassischen Wertpapierdienstleistungen unter Bitcoin.de einen Handelsplatz für die digitalen Währungen Bitcoin, Bitcoin Cash, Bitcoin Gold, Ethereum und Litecoin betreibt, konnte das Wachstum noch einmal beschleunigen. Die Umsatzerlöse der futurum bank AG lagen nach HGB zum Stichtag 30. Oktober 2020 bei EUR 12,65 Mio. Das entspricht nach nur zehn Monaten im laufenden Jahr einem Wachstum von mehr als 130 Prozent gegenüber dem gesamten Geschäftsjahr 2019, in dem die Gruppe Erlöse in Höhe von EUR 5,44 Millionen erwirtschaftete.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Biontech

Jetzt neu: Echte Wertpapierdepots in Ihren my onvista Account einbinden

Das bringt jede Menge Vorteile:

-Sie sparen sich aufwendiges Nachbilden ihrer echten Depots in einem my onvista Musterdepot.

-Sie können beliebig viele Echtdepots hunderter Banken und Broker verbinden.

-my onvista bietet Ihnen damit eine Vermögensübersicht Ihrer gesamten Wertpapieranlagen mit nur einem Login.

So einfach funktioniert´s

onvista Premium-Artikel

Chartzeit Wochenausgabe 13.07.2025
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommtgestern, 20:00 Uhr · onvista
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt
Kolumne von Stefan Riße
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!12. Juli · Acatis
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!
Auswertung der Deutschen Bank
Sechs Grafiken zeigen, wie krass die Börse gerade ist10. Juli · onvista
Jemand betrachtet Aktienkurse.