Bitcoin: Blutbad an den Krypto-Märkten – ein Wasserstand

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zuerst hat Elon Musk am Wochenende die Stimmung im Krypto-Sektor in den Keller gedrückt, nachdem Tesla verkündet hatte, die Bitcoin-Zahlungsoption aufgrund von Umwelt-Bedenken vorerst wieder zurückzunehmen. Der Milliardär und CEO des Elektroautobauers hatte die Spekulationen dann noch zusätzlich angeheizt, indem er Andeutungen gemacht hatte, Tesla würde auch sein 1,5 Milliarden Dollar Investment in Bitcoin wieder abstoßen. Dies hatte Musk bis Montagfrüh dementiert, doch der Schaden war da bereits angerichtet.

Meldung aus China setzt Panikverkäufe in Gang

Richtige Panik ist jedoch erst heute mit einer Meldung aufgekommen, die die Regulation der Krypto-Märkte in China betrifft. Die chinesische Notenbank veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung, die viele ohnehin verunsicherte Marktteilnehmer vollends in Schrecken versetzt hat. Sie stellte klar, dass Kryptowährungen nicht verwendet werden sollten, da es sich nicht um echte Währungen handele. Auch sei es Finanz- und Zahlungsdienstleistern nicht gestattet, Produkte oder Dienstleistungen in Digitalwährungen auszuzeichnen.

Laut Experten handelt es sich dabei im Kern nicht um regulatorische Neuerungen. Die Aussage ist lediglich ein Aufwärmen bereits seit dem Jahr 2017 bekannter Informationen, zudem ist China schon länger für seine kritische Haltung gegenüber Kryptoanlagen bekannt. Das Land arbeitet deshalb selbst ein einer digitalen Variante seiner Landeswährung Yuan und führt bereits erste Feldversuche durch. Unter den großen Volkswirtschaften gilt China als am weitesten fortgeschritten bei der Entwicklung einer Digitalwährung. Das Timing dieser Aussagen ist jedoch kritisch gewesen und hat in Kombination mit dem von Musk ausgelösten Twitter-Beben für einen Marktcrash gesorgt, der an den Corona-Crash im März 2020 erinnert.

Bitcoin sackte im Tief bis auf knapp unter 30.000 Dollar ab und blickt damit auf einen Tagesverlust von im Tief fast 30 Prozent. Nimmt man das letzte Rekordhoch bei knapp 65.000 Dollar kostet der Einbruch die Kryptowährung mehr als 50 Prozent. Die Marke von 30.000 Dollar hat sich jedoch vorerst als Widerstand erwiesen und Bitcoin konnte bis zum Nachmittag eine Erholung bis auf die Marke von 35.000 Dollar antreten.

Schwere charttechnische Schlappe

Damit ist zumindest die kurz- bis mittelfristige Marktstimmung dahin. Nachdem Bitcoin zum Wochenende noch über der 21-Weekly-Moving-Average schließen konnte, ein Indikator, der sich in vergangenen Bullenmärkten als sehr wichtige Unterstützung erwiesen hat, musste der Kurs bereits zu Wochenbeginn darunter tauchen. Mit dem heutigen Crash musste auch die 100-Tage-Trendlinie nachgeben. Die langfristige 200-Tage-Trendlinie hat jedoch als Unterstützung gehalten.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbild

Nicht nur Bitcoin als älteste und bekannteste Kryptowährung leidet unter der hohen Verunsicherung, sondern der gesamte Kryptomarkt. Die derzeit rund 9900 Digitalwerte weisen zurzeit einen Marktwert von 1,7 Billionen Dollar auf. Noch vor einer Woche war ein Rekordwert von 2,5 Billionen markiert worden. Mit anderen Worten: Innerhalb nur einer Woche sind Werte von rund 800 Milliarden Dollar verbrannt worden.

Die zweitgrößte Kryptowährung Ether ist noch stärker unter Druck geraten. Sie musste um rund 25 Prozent bis auf 2430 Dollar zurückfallen. Hier gerät das Rekordhoch, das erst vor wenigen Tagen bei rund 4350 Dollar markiert wurde, noch mehr außer Reichweite als bei der Nummer eins Bitcoin.

Wie soll man mit dem Crash umgehen?

Der heutige Abverkauf hat der Marktstimmung äußerst weh getan. Viele der Investoren, die in den letzten Wochen und Monaten eingestiegen sind und die nur steigende Kurse gewohnt waren, sind mit dem Doppelpack an schlechten Meldungen überrumpelt und aus dem Markt gejagt worden. Der Preis ist zurück bis auf Kurstände gefallen, bei denen große institutionelle Player eingekauft haben, darunter Tesla, Microstrategy und Square. Spätestens die 30.000er Marke sollte als erheblicher Widerstand dienen. Klar ist jedoch auch, dass nach dieser Schlappe die Stimmung fürs Erste hinüber ist und das Momentum für eine schnelle Erholung schwer wiederzuerlangen sein wird.

Andererseits darf man davon ausgehen, dass große Player die derzeitigen Kurse massiv zum nachkaufen nutzen werden. Der Fall bis auf die Marke von 30.000 Dollar wurde in wenigen Minuten aufgefangen und Kauf-Order haben den Kurs sehr schnell wieder bis auf 35.000 Dollar getrieben. Michael Saylor, CEO von MicroStrategy, hat bereits nach dem Fall auf 42.000 Dollar weitere Bitcoin im Wert von 10 Millionen Dollar nachgekauft. Sollte dieser Crash ein Spiegel des Blutbads im März 2020 sein, dann könnte die Erholung ebenso schnell verlaufen. Für langfristige Investoren gilt weiterhin, solche volatilen Phasen auszusitzen. Kurzfristige Trader dürften mit dem heutigen Crash bedient sein, solange sie das Unterschreiten der 21-Weekly-Moving-Average nicht bereits als Verkaufssignal gewertet hatten. Für Neueinsteiger, die auf eine günstige Gelegenheit gewartet haben, könnte jedoch genau jetzt die Stunde geschlagen haben.

Von Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX

Titelfoto: Andrey Suslov / Shutterstock.com

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