Bitcoin: Bullrun over? Wird es Zeit die Gewinne einzupacken? – eine Bestandsaufnahme

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es weht derzeit ein ungemütlicher Wind im Krypto-Sektor wie man ihn seit vielen Monaten nicht mehr erlebt hat. Nachdem Elon Musk aufgrund des Tesla-Engagements in Bitcoin und der eingeführten Option als Zahlungsmittel von der Krypto-Community gefeiert worden ist, hat sich der Wind nun um 180 Grad gedreht.

Nicht nur, dass Tesla die Option für Bitcoin als Zahlungsmittel aufgrund von Umwelt-Bedenken wieder aufgehoben hat, sondern auch Musks Andeutungen auf Twitter, dass Tesla seine Bitcoin-Bestände wieder abstoßen könnte, haben für eine blutige Korrektur am Krypto-Markt gesorgt.

Nach den Querelen am Wochenende ist der Bitcoin-Preis im Tief bis auf knapp über 42.000 Dollar gesunken und blickt einmal mehr auf ein zweistelliges Minus. Auch nach der folgenden Erholung zurück bis über die Marke von 45.000 Dollar liegt der Kursverlust auf Wochensicht immer noch bei gut 22 Prozent.

Hintergrund der Aufregung ist, dass Musk ein großer Anhänger und Fürsprecher von Kryptowährungen ist. Sein Unternehmen, der Elektroautobauer Tesla, hatte im Februar bekanntgegeben, 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert zu haben. Außerdem begann das Unternehmen damit, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Diesen Schritt hatte Musk vergangene Woche mit Verweis auf die schlechte Umweltbilanz von Bitcoin rückgängig gemacht.

Der Rückzieher von Musk und Tesla hat bei vielen Investoren Panik ausgelöst und befeuert die Angst, dass der derzeitige Bullrun des Krypto-Sektors nun sein Ende gefunden haben könnte. Besondere Angst hat vor allem die Verkaufsandeutung ausgelöst: Auf einen Tweet eines Twitternutzers, der Bitcoin-Verkäufe durch Tesla nahelegte, antwortete Musk am späten Sonntagabend mit „in der Tat“.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Twitter


Am Montagfrüh stellte Musk in einem weiteren Tweet jedoch klar, dass dies nicht der Fall sei. „Um Spekulationen klarzustellen, Tesla hat keine Bitcoin verkauft“, twitterte der Multimilliardär.

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Wie schlimm ist der Schaden für den derzeitigen Bullenmarkt?

Die Zeitraum der letzten 30 Tage war kein Zuckerschlecken für Krypto-Investoren. Nachdem es nach dem Hoch bei 65.000 Dollar bereits deutlich in den Keller und bis auf die psychologisch wichtige Marke von 50.000 Dollar runtergegangen war, haben Musks Äußerungen die anschließende Erholung bis zurück auf knapp 60.000 Dollar wieder vollends zunichte gemacht und den Preis fast bis an die 40.000er Marke gedrückt.

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Betrachtet man den Verlust vom Allzeithoch bis auf das Zwischentief bei 42.000 Dollar, blickt man auf einen Verlust von 36 Prozent. Setzt man das in Relation zu den vergangenen Bullruns des Krypto-Sektors ist jedoch selbst eine solch herbe Korrektur kein ungewöhnliches Ereignis, da in der Vergangenheit auf dem Weg nach oben öfter Kurseinbrüche von bis zu 40 Prozent stattgefunden haben, wie anhand dieses Tweets noch einmal schön veranschaulicht wird:

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Quelle: Twitter

Heftige Kurseinbrücke an sich sind also zunächst kein Grund zur Sorge. In den vergangenen elf Jahren hat sich bei Bitcoin jedoch ein Indikator als einer der wichtigsten und zuverlässigsten Messwerte für die Gesundheit des Bullruns herauskristallisiert, auf den man schauen sollte: die 21- weekly moving average. Während der vergangenen bullischen Marktphasen hat sich der Kurs immer über dieser Trendlinie bewegt und sie dabei mehrmals getestet. Sobald der Kurs nachhaltig unter diese Linie geschritten war, war auch der Bullrun beendet.

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Seit September 2020 hat der Kurs diese Linie nicht mehr berührt. Am Sonntagabend hat der Kurs zum Tages- und Wochenwechsel haarscharf über ihr geschlossen. Derzeit notiert der Preis unter der 21-EMA.

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Unter Berücksichtigung dieses in der Vergangenheit sehr zuverlässigen Indikators ist es also für das intakt bleiben des derzeitigen Bullenzyklus wichtig, dass diese Wochenkerze wieder über der Trendlinie schließt.

SF-Modell bleibt intakt

Ein weiteres wichtiges Preismodell, die Stock-to-Flow-Ratio, die die langfristige Preisentwicklung des Bitcoin zeigt, bleibt bisher vollkommen intakt und spiegelt die Entwicklungen der vergangenen bullischen Preisphasen bisher sehr genau wieder. Laut dem Erfinder dieses Modells, PlanB, ist die Entwicklung des derzeitigen bullischen Zyklus was die relative Performance angeht sogar leicht besser als die der letzten beiden Phasen.

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Ein weiterer positiver Faktor ist das ungebrochene Interesse von institutioneller Seite. Wie der Branchendienstleister Bitcoin Treasuries berichtet, haben Institutionelle Investoren in den letzten 30 Tagen 215.000 Bitcoin akkumuliert, was einem Gegenwert von etwa 10 Milliarden Dollar entspricht.

Ein Großteil der Experten und Marktbeobachter bleibt zudem der Meinung, dass Bitcoin noch dieses Jahr die sechsstellige Marke erreichen wird. Die Zulassung eines Bitcoin-ETFs in den USA bleibt weiterhin die Hoffnung als Auslöser für weitere große Zuflüsse von Kapital in den Markt.

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Quelle: Twitter


Wie soll man als Anleger mit der derzeitigen Situation umgehen?

Wie immer sollte man sich auf die ursprüngliche Entscheidung zurückbesinnen, mit welchem Zeitfenster man das Investment in Bitcoin eingegangen ist. Sollte dies sehr langfristig gesetzt sein, dann spielt die derzeitige Situation keine Rolle und sollte man ohnehin der Strategie folgen, auf regelmäßiger Basis kleinere Beträge zu investieren, dann kann man sich derzeit über günstige Einstiegspreise freuen. Ansonsten gilt die im Krypto-Sektor bekannte Devise: „hodl“.

Wer auf kurzfristigerer Ebene dabei ist, der sollte sich überlegen, ob ihm das Risiko zu hoch ist, dass der Preis die 21-EMA vielleicht nicht wird halten können und an dieser Stelle Gewinne mitnehmen. Die langfristigen Indikatoren sprechen bei weitem noch nicht für ein Ende des derzeitigen Bullruns, doch auszuschließen ist es natürlich trotzdem nicht.

Mutige Anleger und Neueinsteiger, die darauf spekulieren, dass dies nur ein Test des langfristigen Trends ist, können diesen Punkt als Einstiegszeitpunkt nutzen. Wer mehr Sicherheit haben möchte, sollte warten und sehen, ob Bitcoin in dieser Woche die 21-EMA zurückerobern und darüber schließen kann.


Von Alexander Mayer

Titelfoto: ImageFlow / Shutterstock.com

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